Und zugleich der letzte Tag, den ich in Paris zu- brachte. Er ging mit Packen, Briefschreiben und Post- bestellungen gröstentheils weg, und mit -- Zahlen!
Die Kaufleute, die den Fremden ihr Geld zahlen, konnten fast kein Gold auftreiben. Ich muste es von allen meinen Bekannten zusammen betteln. Man gab mir aber eine vernünftige Ursache an. In 8. Tagen geht die Königl. Familie nach Kompiegne, und mit ihr eine ungeheure Menge Menschen. Der Hof, und alle dazugehörige lassen Geld von Paris kommen; die Aus- zahler müssen Gold schicken, die treiben also alle mögliche Louisd'or aus Paris zusammen, und so wird's um die- se Zeit schwer, Gold hier zu bekommen. Oft verkauft man die Louisd'or gegen das Silber, jedes Stück mit 4. Sous Agio.
Und so beschlos ich denn heute mit dem freudigsten Dank gegen die Vorsehung, die zur ersten Hälfte meiner Reise Segen und Glück gegeben hatte, und jetzt wieder neue liebliche Aussichten vor mir aufdämmern läßt, den Aufenthalt in dem Pracht- Kunst- und Gewühlvollen Paris, und begab mich auf die
Reise nach Chantilly.
Den 10ten Jul.
Zehn Stunden ist sie also nun hinter mir, die von so vielen Menschen angebetete, an Himmel erhabene Stadt, und vorüber ist sie, die Periode meines Lebens, wo ich auf der einen Seite herrliche Gelegenheiten zum Lernen,
und
Den 9ten Jul.
Und zugleich der letzte Tag, den ich in Paris zu- brachte. Er ging mit Packen, Briefſchreiben und Poſt- beſtellungen groͤſtentheils weg, und mit — Zahlen!
Die Kaufleute, die den Fremden ihr Geld zahlen, konnten faſt kein Gold auftreiben. Ich muſte es von allen meinen Bekannten zuſammen betteln. Man gab mir aber eine vernuͤnftige Urſache an. In 8. Tagen geht die Koͤnigl. Familie nach Kompiegne, und mit ihr eine ungeheure Menge Menſchen. Der Hof, und alle dazugehoͤrige laſſen Geld von Paris kommen; die Aus- zahler muͤſſen Gold ſchicken, die treiben alſo alle moͤgliche Louisd’or aus Paris zuſammen, und ſo wird’s um die- ſe Zeit ſchwer, Gold hier zu bekommen. Oft verkauft man die Louisd’or gegen das Silber, jedes Stuͤck mit 4. Sous Agio.
Und ſo beſchlos ich denn heute mit dem freudigſten Dank gegen die Vorſehung, die zur erſten Haͤlfte meiner Reiſe Segen und Gluͤck gegeben hatte, und jetzt wieder neue liebliche Ausſichten vor mir aufdaͤmmern laͤßt, den Aufenthalt in dem Pracht- Kunſt- und Gewuͤhlvollen Paris, und begab mich auf die
Reiſe nach Chantilly.
Den 10ten Jul.
Zehn Stunden iſt ſie alſo nun hinter mir, die von ſo vielen Menſchen angebetete, an Himmel erhabene Stadt, und voruͤber iſt ſie, die Periode meines Lebens, wo ich auf der einen Seite herrliche Gelegenheiten zum Lernen,
und
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Den 9ten Jul.
Und zugleich der letzte Tag, den ich in Paris zu-
brachte. Er ging mit Packen, Briefſchreiben und Poſt-
beſtellungen groͤſtentheils weg, und mit — Zahlen!
Die Kaufleute, die den Fremden ihr Geld zahlen,
konnten faſt kein Gold auftreiben. Ich muſte es von
allen meinen Bekannten zuſammen betteln. Man gab
mir aber eine vernuͤnftige Urſache an. In 8. Tagen
geht die Koͤnigl. Familie nach Kompiegne, und mit ihr
eine ungeheure Menge Menſchen. Der Hof, und alle
dazugehoͤrige laſſen Geld von Paris kommen; die Aus-
zahler muͤſſen Gold ſchicken, die treiben alſo alle moͤgliche
Louisd’or aus Paris zuſammen, und ſo wird’s um die-
ſe Zeit ſchwer, Gold hier zu bekommen. Oft verkauft
man die Louisd’or gegen das Silber, jedes Stuͤck mit
4. Sous Agio.
Und ſo beſchlos ich denn heute mit dem freudigſten
Dank gegen die Vorſehung, die zur erſten Haͤlfte meiner
Reiſe Segen und Gluͤck gegeben hatte, und jetzt wieder
neue liebliche Ausſichten vor mir aufdaͤmmern laͤßt, den
Aufenthalt in dem Pracht- Kunſt- und Gewuͤhlvollen
Paris, und begab mich auf die
Reiſe nach Chantilly.
Den 10ten Jul.
Zehn Stunden iſt ſie alſo nun hinter mir, die von ſo
vielen Menſchen angebetete, an Himmel erhabene Stadt,
und voruͤber iſt ſie, die Periode meines Lebens, wo ich
auf der einen Seite herrliche Gelegenheiten zum Lernen,
und
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/378>, abgerufen am 25.11.2024.
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