Aber ehrlicher sind hier die Leute, als in Paris, weit gefälliger, nicht so betrügerisch: den Taback, den ich in Paris kaufte, hatte der Spitzbube von Kaufmann alle- mahl so genetzt, daß ich ihn erst trocknen muste; für ihn wog er aber desto schwerer. Hier bekam ich den nämli- chen um den nämlichen Preis, aber trocken, wie bei uns, auch weit mehr etc.
Den 11ten Jul.
Le Cabinet de l'Hist. nat. du Prince de Con- de, ward heute von mir besehen. Hr. Delor, der alte, ehrliche Mann, der sich in Paris meiner so freundschaft- lich annahm, hatte mir einen Brief an Hr. de Bomare mitgegeben, der hier beim Prinzen gemeiniglich den Som- mer zubringt, Aufseher seines Kabinets und zugleich Leh- rer der Naturkunde seiner Kinder ist. Ich fand den Mann so, wie man mir ihn in Paris beschrieben hatte, und wie mich seine zusammengestoppelten Schriften ver- muthen liessen. Das Kabinet steht auf der Seite des grossen Schlosses, gleich neben der grossen Gallerie, und nimmt 4. kleine Zimmer ein. Das Erste enthält die physischen und mathematischen Instrumente. Alles ist in Glasschränken mit Zetteln recht wohl verwahrt. Die Ordnung ist die Bomarische, wenigstens in der Mi- neralogie. Das Pflanzenreich liegt meist in den untern Lagen der Schränke. -- Da stehen Wurzeln, Blätter, Blüthen, Früchte etc. in Gläsern; Insekten sind neben den Fenstern an den schmalen Flächen hinauf in gläser- nen Kästchen angebracht, und sind viel schöner, als im Königl. Kabinet in Paris. Ueberhaupt aber scheint's, daß man nur die Zimmer hat anfüllen, und die Scene gros machen wollen; denn es sind unendlich viel Dublet-
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Aber ehrlicher ſind hier die Leute, als in Paris, weit gefaͤlliger, nicht ſo betruͤgeriſch: den Taback, den ich in Paris kaufte, hatte der Spitzbube von Kaufmann alle- mahl ſo genetzt, daß ich ihn erſt trocknen muſte; fuͤr ihn wog er aber deſto ſchwerer. Hier bekam ich den naͤmli- chen um den naͤmlichen Preis, aber trocken, wie bei uns, auch weit mehr ꝛc.
Den 11ten Jul.
Le Cabinet de l’Hiſt. nat. du Prince de Con- dé, ward heute von mir beſehen. Hr. Delor, der alte, ehrliche Mann, der ſich in Paris meiner ſo freundſchaft- lich annahm, hatte mir einen Brief an Hr. de Bomare mitgegeben, der hier beim Prinzen gemeiniglich den Som- mer zubringt, Aufſeher ſeines Kabinets und zugleich Leh- rer der Naturkunde ſeiner Kinder iſt. Ich fand den Mann ſo, wie man mir ihn in Paris beſchrieben hatte, und wie mich ſeine zuſammengeſtoppelten Schriften ver- muthen lieſſen. Das Kabinet ſteht auf der Seite des groſſen Schloſſes, gleich neben der groſſen Gallerie, und nimmt 4. kleine Zimmer ein. Das Erſte enthaͤlt die phyſiſchen und mathematiſchen Inſtrumente. Alles iſt in Glasſchraͤnken mit Zetteln recht wohl verwahrt. Die Ordnung iſt die Bomariſche, wenigſtens in der Mi- neralogie. Das Pflanzenreich liegt meiſt in den untern Lagen der Schraͤnke. — Da ſtehen Wurzeln, Blaͤtter, Bluͤthen, Fruͤchte ꝛc. in Glaͤſern; Inſekten ſind neben den Fenſtern an den ſchmalen Flaͤchen hinauf in glaͤſer- nen Kaͤſtchen angebracht, und ſind viel ſchoͤner, als im Koͤnigl. Kabinet in Paris. Ueberhaupt aber ſcheint’s, daß man nur die Zimmer hat anfuͤllen, und die Scene gros machen wollen; denn es ſind unendlich viel Dublet-
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Aber ehrlicher ſind hier die Leute, als in Paris, weit
gefaͤlliger, nicht ſo betruͤgeriſch: den Taback, den ich in
Paris kaufte, hatte der Spitzbube von Kaufmann alle-
mahl ſo genetzt, daß ich ihn erſt trocknen muſte; fuͤr ihn
wog er aber deſto ſchwerer. Hier bekam ich den naͤmli-
chen um den naͤmlichen Preis, aber trocken, wie bei uns,
auch weit mehr ꝛc.
Den 11ten Jul.
Le Cabinet de l’Hiſt. nat. du Prince de Con-
dé, ward heute von mir beſehen. Hr. Delor, der alte,
ehrliche Mann, der ſich in Paris meiner ſo freundſchaft-
lich annahm, hatte mir einen Brief an Hr. de Bomare
mitgegeben, der hier beim Prinzen gemeiniglich den Som-
mer zubringt, Aufſeher ſeines Kabinets und zugleich Leh-
rer der Naturkunde ſeiner Kinder iſt. Ich fand den
Mann ſo, wie man mir ihn in Paris beſchrieben hatte,
und wie mich ſeine zuſammengeſtoppelten Schriften ver-
muthen lieſſen. Das Kabinet ſteht auf der Seite des
groſſen Schloſſes, gleich neben der groſſen Gallerie, und
nimmt 4. kleine Zimmer ein. Das Erſte enthaͤlt
die phyſiſchen und mathematiſchen Inſtrumente. Alles
iſt in Glasſchraͤnken mit Zetteln recht wohl verwahrt.
Die Ordnung iſt die Bomariſche, wenigſtens in der Mi-
neralogie. Das Pflanzenreich liegt meiſt in den untern
Lagen der Schraͤnke. — Da ſtehen Wurzeln, Blaͤtter,
Bluͤthen, Fruͤchte ꝛc. in Glaͤſern; Inſekten ſind neben
den Fenſtern an den ſchmalen Flaͤchen hinauf in glaͤſer-
nen Kaͤſtchen angebracht, und ſind viel ſchoͤner, als im
Koͤnigl. Kabinet in Paris. Ueberhaupt aber ſcheint’s,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/385>, abgerufen am 24.11.2024.
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