In dieser Gallerie steht auch eine Chaise percee, deren sich der Kardinal Mazarin bediente. Sie ist kost- barer, als der kostbarste Stuhl manches kleinen Fürsten. Der Mann mag ganz gut darauf gesessen haben. -- Und das herrlich gemahlte Buch, das einen betrügt, wie die Trauben des griechischen Malers die Vögel. -- Auch fin- det man Barometer hier, wie eine Uhr, wo der Zeiger das Steigen und Fallen ausdrückt, das Thermometer ist oben.
Les Appartemens de Mesdames les Prin- cesses. -- Ach, die waren delicieus! der feinste, der herlichste Geschmack herschte hier in Allem. Ihre Ma- lereien, ihre Musikalien, ihre Bücher lagen da. Ich fand, daß eine im 4ten Bande der französischen Ueberse- tzung der Englischen Geschichte von Hume las. -- Ein Cabinet de Vue haben sie, über den Garten, über das Wasser hin, man kan sich nichts schöners wünschen. --
Les Appartemens du Roi et de la Reine sind oben, sehr simpel, aber eben wegen der angenehmen Aus- sicht über die vielen Jets d'eau unvergleichlich. Darin hängt ein kosibares Bild von Louis XV. in seiner Ju- gend. Er kam oft hierher. Louis XVI. war nach der Vermählung auch einmahl da. Im Kabinet des Königs steht ein Büffet von lauter französischen Achat- stücken in Hölzern aus Indien und Amerika eingefaßt, mit kleinen Nebensäulen von Jaspe fleuri. Es ist eine Chambre de Conseils da, auch eine Chambre de Glaces. Der Anblick der Jets d'eau hört auch im Winter nicht auf. Nur 1768. wo ich nicht irre, wie es so erstaunlich kalt war, froren sie zu, aber doch sah man noch immer einige Tropfen herausfahren, es sties doch noch etc.
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In dieſer Gallerie ſteht auch eine Chaiſe percée, deren ſich der Kardinal Mazarin bediente. Sie iſt koſt- barer, als der koſtbarſte Stuhl manches kleinen Fuͤrſten. Der Mann mag ganz gut darauf geſeſſen haben. — Und das herrlich gemahlte Buch, das einen betruͤgt, wie die Trauben des griechiſchen Malers die Voͤgel. — Auch fin- det man Barometer hier, wie eine Uhr, wo der Zeiger das Steigen und Fallen ausdruͤckt, das Thermometer iſt oben.
Les Appartemens de Mesdames les Prin- ceſſes. — Ach, die waren delicieus! der feinſte, der herlichſte Geſchmack herſchte hier in Allem. Ihre Ma- lereien, ihre Muſikalien, ihre Buͤcher lagen da. Ich fand, daß eine im 4ten Bande der franzoͤſiſchen Ueberſe- tzung der Engliſchen Geſchichte von Hume las. — Ein Cabinet de Vue haben ſie, uͤber den Garten, uͤber das Waſſer hin, man kan ſich nichts ſchoͤners wuͤnſchen. —
Les Appartemens du Roi et de la Reine ſind oben, ſehr ſimpel, aber eben wegen der angenehmen Aus- ſicht uͤber die vielen Jets d’eau unvergleichlich. Darin haͤngt ein koſibares Bild von Louis XV. in ſeiner Ju- gend. Er kam oft hierher. Louis XVI. war nach der Vermaͤhlung auch einmahl da. Im Kabinet des Koͤnigs ſteht ein Buͤffet von lauter franzoͤſiſchen Achat- ſtuͤcken in Hoͤlzern aus Indien und Amerika eingefaßt, mit kleinen Nebenſaͤulen von Jaſpe fleuri. Es iſt eine Chambre de Conſeils da, auch eine Chambre de Glaces. Der Anblick der Jets d’eau hoͤrt auch im Winter nicht auf. Nur 1768. wo ich nicht irre, wie es ſo erſtaunlich kalt war, froren ſie zu, aber doch ſah man noch immer einige Tropfen herausfahren, es ſties doch noch ꝛc.
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In dieſer Gallerie ſteht auch eine Chaiſe percée,
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barer, als der koſtbarſte Stuhl manches kleinen Fuͤrſten.
Der Mann mag ganz gut darauf geſeſſen haben. — Und
das herrlich gemahlte Buch, das einen betruͤgt, wie die
Trauben des griechiſchen Malers die Voͤgel. — Auch fin-
det man Barometer hier, wie eine Uhr, wo der Zeiger
das Steigen und Fallen ausdruͤckt, das Thermometer iſt
oben.
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ceſſes. — Ach, die waren delicieus! der feinſte, der
herlichſte Geſchmack herſchte hier in Allem. Ihre Ma-
lereien, ihre Muſikalien, ihre Buͤcher lagen da. Ich
fand, daß eine im 4ten Bande der franzoͤſiſchen Ueberſe-
tzung der Engliſchen Geſchichte von Hume las. — Ein
Cabinet de Vue haben ſie, uͤber den Garten, uͤber
das Waſſer hin, man kan ſich nichts ſchoͤners wuͤnſchen. —
Les Appartemens du Roi et de la Reine ſind
oben, ſehr ſimpel, aber eben wegen der angenehmen Aus-
ſicht uͤber die vielen Jets d’eau unvergleichlich. Darin
haͤngt ein koſibares Bild von Louis XV. in ſeiner Ju-
gend. Er kam oft hierher. Louis XVI. war nach
der Vermaͤhlung auch einmahl da. Im Kabinet des
Koͤnigs ſteht ein Buͤffet von lauter franzoͤſiſchen Achat-
ſtuͤcken in Hoͤlzern aus Indien und Amerika eingefaßt,
mit kleinen Nebenſaͤulen von Jaſpe fleuri. Es iſt eine
Chambre de Conſeils da, auch eine Chambre de
Glaces. Der Anblick der Jets d’eau hoͤrt auch im
Winter nicht auf. Nur 1768. wo ich nicht irre, wie es
ſo erſtaunlich kalt war, froren ſie zu, aber doch ſah man
noch immer einige Tropfen herausfahren, es ſties doch
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/393>, abgerufen am 23.11.2024.
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