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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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überspannt, an dem Reif hängt die Nummer auf einem
Kartenblatt, und über dem Reif ein Tuch, das dem, der
in dem Morast sitzt, zum Umhange dient. Für jede
Person sind etwa 2. Quadratschuhe Raum. Solcher
Abtheilungen sind an die 200. in dem Hause. Die Kran-
ken setzen sich mit den Füssen, mit den Schenkeln, man-
che mit dem halben Leibe hinein, manche stecken bis an
Hals darin, manche halten nur das kranke Glied hinein etc.
Man setzt sich des Morgens um 9. Uhr, oder, wenns da
noch zu kalt ist, Nachmittags um 1. und 2. Uhr hinein,
und bleibt 3-4. Stunden darin. Setzt man sich nur
mit den Füssen hinein; so zahlt man für jedes Morast-
bad 15. Sous; setzt man sich bis an Hals hinein, 25.
Sous. Die Badenden lesen, singen, plaudern darin;
die Soldaten schreien, lärmen, jauchzen etc. Kommen
sie heraus, so sehen sie wie gemahlte Teufel aus. Un-
ten in dem Hause sind Kammern mit Röhren und Was-
serwannen, da wäscht man sich dann ab, zieht sich an,
und geht spazieren. Die meisten sitzen nackend darin,
einige verhüllen sich oben. Alle sagen, es sei darin sehr
warm; man spüre aber gleich nach einigen Tagen Linderung.
Wer zum erstenmahl hinein kommt, spürt einen häslichen
Gestank, wer aber alle Tage hineingeht, gewöhnt sich
gleich daran. Fenster läßt man nicht aufmachen. An
den Thüren sind die gedruckten Befehle darüber von Mr.
Taboureau
angeklebt, wo auch die Preise von allen Sa-
chen den Wirthen vorgeschrieben sind. -- An Per-
sonen, die alle Tage die Boue brauchen, merkt man
nicht den geringsten Geruch. In der Boue selber haben
freilich viele die Tobacksdose offen neben sich stehen.
Die Reflexionen über diese ganze Gegend gehören in
die Naturgeschichte; aber wie gut ist Gott! Auch im Mo-
rast
uͤberſpannt, an dem Reif haͤngt die Nummer auf einem
Kartenblatt, und uͤber dem Reif ein Tuch, das dem, der
in dem Moraſt ſitzt, zum Umhange dient. Fuͤr jede
Perſon ſind etwa 2. Quadratſchuhe Raum. Solcher
Abtheilungen ſind an die 200. in dem Hauſe. Die Kran-
ken ſetzen ſich mit den Fuͤſſen, mit den Schenkeln, man-
che mit dem halben Leibe hinein, manche ſtecken bis an
Hals darin, manche halten nur das kranke Glied hinein ꝛc.
Man ſetzt ſich des Morgens um 9. Uhr, oder, wenns da
noch zu kalt iſt, Nachmittags um 1. und 2. Uhr hinein,
und bleibt 3-4. Stunden darin. Setzt man ſich nur
mit den Fuͤſſen hinein; ſo zahlt man fuͤr jedes Moraſt-
bad 15. Sous; ſetzt man ſich bis an Hals hinein, 25.
Sous. Die Badenden leſen, ſingen, plaudern darin;
die Soldaten ſchreien, laͤrmen, jauchzen ꝛc. Kommen
ſie heraus, ſo ſehen ſie wie gemahlte Teufel aus. Un-
ten in dem Hauſe ſind Kammern mit Roͤhren und Waſ-
ſerwannen, da waͤſcht man ſich dann ab, zieht ſich an,
und geht ſpazieren. Die meiſten ſitzen nackend darin,
einige verhuͤllen ſich oben. Alle ſagen, es ſei darin ſehr
warm; man ſpuͤre aber gleich nach einigen Tagen Linderung.
Wer zum erſtenmahl hinein kommt, ſpuͤrt einen haͤslichen
Geſtank, wer aber alle Tage hineingeht, gewoͤhnt ſich
gleich daran. Fenſter laͤßt man nicht aufmachen. An
den Thuͤren ſind die gedruckten Befehle daruͤber von Mr.
Taboureau
angeklebt, wo auch die Preiſe von allen Sa-
chen den Wirthen vorgeſchrieben ſind. — An Per-
ſonen, die alle Tage die Boue brauchen, merkt man
nicht den geringſten Geruch. In der Boue ſelber haben
freilich viele die Tobacksdoſe offen neben ſich ſtehen.
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die Naturgeſchichte; aber wie gut iſt Gott! Auch im Mo-
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[411/0435] uͤberſpannt, an dem Reif haͤngt die Nummer auf einem Kartenblatt, und uͤber dem Reif ein Tuch, das dem, der in dem Moraſt ſitzt, zum Umhange dient. Fuͤr jede Perſon ſind etwa 2. Quadratſchuhe Raum. Solcher Abtheilungen ſind an die 200. in dem Hauſe. Die Kran- ken ſetzen ſich mit den Fuͤſſen, mit den Schenkeln, man- che mit dem halben Leibe hinein, manche ſtecken bis an Hals darin, manche halten nur das kranke Glied hinein ꝛc. Man ſetzt ſich des Morgens um 9. Uhr, oder, wenns da noch zu kalt iſt, Nachmittags um 1. und 2. Uhr hinein, und bleibt 3-4. Stunden darin. Setzt man ſich nur mit den Fuͤſſen hinein; ſo zahlt man fuͤr jedes Moraſt- bad 15. Sous; ſetzt man ſich bis an Hals hinein, 25. Sous. Die Badenden leſen, ſingen, plaudern darin; die Soldaten ſchreien, laͤrmen, jauchzen ꝛc. Kommen ſie heraus, ſo ſehen ſie wie gemahlte Teufel aus. Un- ten in dem Hauſe ſind Kammern mit Roͤhren und Waſ- ſerwannen, da waͤſcht man ſich dann ab, zieht ſich an, und geht ſpazieren. Die meiſten ſitzen nackend darin, einige verhuͤllen ſich oben. Alle ſagen, es ſei darin ſehr warm; man ſpuͤre aber gleich nach einigen Tagen Linderung. Wer zum erſtenmahl hinein kommt, ſpuͤrt einen haͤslichen Geſtank, wer aber alle Tage hineingeht, gewoͤhnt ſich gleich daran. Fenſter laͤßt man nicht aufmachen. An den Thuͤren ſind die gedruckten Befehle daruͤber von Mr. Taboureau angeklebt, wo auch die Preiſe von allen Sa- chen den Wirthen vorgeſchrieben ſind. — An Per- ſonen, die alle Tage die Boue brauchen, merkt man nicht den geringſten Geruch. In der Boue ſelber haben freilich viele die Tobacksdoſe offen neben ſich ſtehen. Die Reflexionen uͤber dieſe ganze Gegend gehoͤren in die Naturgeſchichte; aber wie gut iſt Gott! Auch im Mo- raſt

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/435>, abgerufen am 22.11.2024.