Stücke vorkamen. Er gab mir auch einen Brief an Mr. Maldeck, den Aufseher des hiesigen Naturalienka- binets, und auch noch andre Addressen für die Merkwür- digkeiten der Stadt, und lud mich auf Morgen um 8. Uhr zum Frühstück ein. Ich muste nun einen Lohnbedienten annehmen, und unter seiner Führung besah ich, wäh- rend des allerschrecklichsten Regenwetters, das den vielen Fremden, welche die Kermes in die Stadt gezogen hat- te, ihren Spaziergang im Park verdarb,
Le Cab. de l'Hist. Nat. de S. Alt. R. Msgr. le Prince Charles de Lorraine. Im Schlosse selber ist ein einziger grosser Platz dazu gewidmet. Dieser Saal ist daher ganz vollgepfropft von allerlei Sachen, und man hat auf allerlei sonderbare Anordnungen geson- nen, nur um die Sachen aufzustellen. Einiges ist in Glasschränken, andre Sachen z. B. Insekten, Konchy- lien, Marmore etc. liegen in verschlossenen Schubladen unter den Tischen, über denen Glastafeln liegen, unter denen Fische und Krebse rangirt sind. Der Aufseher darüber hat keine tiefe Kenntnis von diesen Sachen, auch keine beträchtliche Bekanntschaft mit Gelehrten, weder in Frankreich, noch in Deutschland. Er sprach französisch und auch etwas deutsch, kannte aber die neuern deutschen Schriften über die Naturgeschichte nicht. Sei- ne Mineralien hat er Pyramidenweis, jedes Stück auf einem Fuß mit einer eignen Glasglocke darüber, aufgestellt. Das Vornehmste, was ich hier antraf, war folgendes: 1) Ein fliegendes Eichhorn, klein, aber ganz weis, aus Virgimen. 2) Eine Tygerkatze. Der Grund war ganz weis, und darauf ganze gelbe Streifen, Bän- der ohne Abtheilungen, nicht rund, nicht ruthenförmig.
Das
Stuͤcke vorkamen. Er gab mir auch einen Brief an Mr. Maldeck, den Aufſeher des hieſigen Naturalienka- binets, und auch noch andre Addreſſen fuͤr die Merkwuͤr- digkeiten der Stadt, und lud mich auf Morgen um 8. Uhr zum Fruͤhſtuͤck ein. Ich muſte nun einen Lohnbedienten annehmen, und unter ſeiner Fuͤhrung beſah ich, waͤh- rend des allerſchrecklichſten Regenwetters, das den vielen Fremden, welche die Kermes in die Stadt gezogen hat- te, ihren Spaziergang im Park verdarb,
Le Cab. de l’Hiſt. Nat. de S. Alt. R. Mſgr. le Prince Charles de Lorraine. Im Schloſſe ſelber iſt ein einziger groſſer Platz dazu gewidmet. Dieſer Saal iſt daher ganz vollgepfropft von allerlei Sachen, und man hat auf allerlei ſonderbare Anordnungen geſon- nen, nur um die Sachen aufzuſtellen. Einiges iſt in Glasſchraͤnken, andre Sachen z. B. Inſekten, Konchy- lien, Marmore ꝛc. liegen in verſchloſſenen Schubladen unter den Tiſchen, uͤber denen Glastafeln liegen, unter denen Fiſche und Krebſe rangirt ſind. Der Aufſeher daruͤber hat keine tiefe Kenntnis von dieſen Sachen, auch keine betraͤchtliche Bekanntſchaft mit Gelehrten, weder in Frankreich, noch in Deutſchland. Er ſprach franzoͤſiſch und auch etwas deutſch, kannte aber die neuern deutſchen Schriften uͤber die Naturgeſchichte nicht. Sei- ne Mineralien hat er Pyramidenweis, jedes Stuͤck auf einem Fuß mit einer eignen Glasglocke daruͤber, aufgeſtellt. Das Vornehmſte, was ich hier antraf, war folgendes: 1) Ein fliegendes Eichhorn, klein, aber ganz weis, aus Virgimen. 2) Eine Tygerkatze. Der Grund war ganz weis, und darauf ganze gelbe Streifen, Baͤn- der ohne Abtheilungen, nicht rund, nicht ruthenfoͤrmig.
Das
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0452"n="428"/>
Stuͤcke vorkamen. Er gab mir auch einen Brief an<lb/><hirendition="#aq">Mr. <hirendition="#i">Maldeck</hi>,</hi> den Aufſeher des hieſigen Naturalienka-<lb/>
binets, und auch noch andre Addreſſen fuͤr die Merkwuͤr-<lb/>
digkeiten der Stadt, und lud mich auf Morgen um 8. Uhr<lb/>
zum Fruͤhſtuͤck ein. Ich muſte nun einen Lohnbedienten<lb/>
annehmen, und unter ſeiner Fuͤhrung beſah ich, waͤh-<lb/>
rend des allerſchrecklichſten Regenwetters, das den vielen<lb/>
Fremden, welche die <hirendition="#fr">Kermes</hi> in die Stadt gezogen hat-<lb/>
te, ihren Spaziergang im Park verdarb,</p><lb/><p><hirendition="#aq">Le Cab. de l’Hiſt. Nat. de S. Alt. R. Mſgr.<lb/>
le Prince <hirendition="#i">Charles de Lorraine.</hi></hi> Im Schloſſe ſelber<lb/>
iſt ein einziger groſſer Platz dazu gewidmet. Dieſer<lb/>
Saal iſt daher ganz vollgepfropft von allerlei Sachen,<lb/>
und man hat auf allerlei ſonderbare Anordnungen geſon-<lb/>
nen, nur um die Sachen aufzuſtellen. Einiges iſt in<lb/>
Glasſchraͤnken, andre Sachen z. B. Inſekten, Konchy-<lb/>
lien, Marmore ꝛc. liegen in verſchloſſenen Schubladen<lb/>
unter den Tiſchen, uͤber denen Glastafeln liegen, unter<lb/>
denen Fiſche und Krebſe rangirt ſind. Der Aufſeher<lb/>
daruͤber hat keine tiefe Kenntnis von dieſen Sachen, auch<lb/>
keine betraͤchtliche Bekanntſchaft mit Gelehrten, weder<lb/>
in <hirendition="#fr">Frankreich,</hi> noch in <hirendition="#fr">Deutſchland.</hi> Er ſprach<lb/>
franzoͤſiſch und auch etwas deutſch, kannte aber die neuern<lb/>
deutſchen Schriften uͤber die Naturgeſchichte nicht. Sei-<lb/>
ne Mineralien hat er Pyramidenweis, jedes Stuͤck auf<lb/>
einem Fuß mit einer eignen Glasglocke daruͤber, aufgeſtellt.<lb/>
Das Vornehmſte, was ich hier antraf, war folgendes:<lb/>
1) Ein <hirendition="#fr">fliegendes Eichhorn,</hi> klein, aber ganz weis,<lb/>
aus <hirendition="#fr">Virgimen.</hi> 2) Eine <hirendition="#fr">Tygerkatze.</hi> Der Grund<lb/>
war ganz weis, und darauf ganze gelbe Streifen, Baͤn-<lb/>
der ohne Abtheilungen, nicht rund, nicht ruthenfoͤrmig.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Das</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[428/0452]
Stuͤcke vorkamen. Er gab mir auch einen Brief an
Mr. Maldeck, den Aufſeher des hieſigen Naturalienka-
binets, und auch noch andre Addreſſen fuͤr die Merkwuͤr-
digkeiten der Stadt, und lud mich auf Morgen um 8. Uhr
zum Fruͤhſtuͤck ein. Ich muſte nun einen Lohnbedienten
annehmen, und unter ſeiner Fuͤhrung beſah ich, waͤh-
rend des allerſchrecklichſten Regenwetters, das den vielen
Fremden, welche die Kermes in die Stadt gezogen hat-
te, ihren Spaziergang im Park verdarb,
Le Cab. de l’Hiſt. Nat. de S. Alt. R. Mſgr.
le Prince Charles de Lorraine. Im Schloſſe ſelber
iſt ein einziger groſſer Platz dazu gewidmet. Dieſer
Saal iſt daher ganz vollgepfropft von allerlei Sachen,
und man hat auf allerlei ſonderbare Anordnungen geſon-
nen, nur um die Sachen aufzuſtellen. Einiges iſt in
Glasſchraͤnken, andre Sachen z. B. Inſekten, Konchy-
lien, Marmore ꝛc. liegen in verſchloſſenen Schubladen
unter den Tiſchen, uͤber denen Glastafeln liegen, unter
denen Fiſche und Krebſe rangirt ſind. Der Aufſeher
daruͤber hat keine tiefe Kenntnis von dieſen Sachen, auch
keine betraͤchtliche Bekanntſchaft mit Gelehrten, weder
in Frankreich, noch in Deutſchland. Er ſprach
franzoͤſiſch und auch etwas deutſch, kannte aber die neuern
deutſchen Schriften uͤber die Naturgeſchichte nicht. Sei-
ne Mineralien hat er Pyramidenweis, jedes Stuͤck auf
einem Fuß mit einer eignen Glasglocke daruͤber, aufgeſtellt.
Das Vornehmſte, was ich hier antraf, war folgendes:
1) Ein fliegendes Eichhorn, klein, aber ganz weis,
aus Virgimen. 2) Eine Tygerkatze. Der Grund
war ganz weis, und darauf ganze gelbe Streifen, Baͤn-
der ohne Abtheilungen, nicht rund, nicht ruthenfoͤrmig.
Das
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/452>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.