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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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lästert, daß manches mit dem Pinsel gemacht werde, und
nachher für eine Federzeichnung verkauft würde. -- Sie
gaben mir ein Mikroskop, womit ich das Punktirte, wo
ich wollte, sehen konnte. Und die Stücke, die noch nicht
punktirt sind, sehen auch ganz anders aus. Sie führten
mich in ihr Arbeitszimmer, wo jede ein Pult vor sich hat.
Ich sah sie an einem Bildnisse der Kaiserin und an ei-
nem grossen Jagdstücke arbeiten. Ihre Werkzeuge sind
die schlechten dünnen durchscheinenden Gansfedern. Man
bestellt oft Stücke bei ihnen; die Arbeit geht sehr lang-
sam; sie verkaufen die kleinsten Stücke nach Louisdoren.
Needham's prächtiges Stück hatte 4. gekostet etc. Nun
nahm ich noch

La Statue de Mnsgr. le Prince Charles in Au-
genschein. Sie steht auf dem Place Royale. Der
Platz wird durch die neuen grossen Häusern, die man rings-
herum baut, in einigen Jahren ein prächtiges Ansehen be-
kommen. Die Statue hatte jetzt noch eine schlechte bre-
terne Einfassung. Der Prinz steht, in römischer Kriegs-
kleidung da, mit dem Degen an der Seite, mit dem Spon-
ton in der Hand, und mit blossem Kopf. Man sieht
von da nach dem Park, einem öffentlichen Spaziergan-
ge, der bei besserm Wetter, als jetzt war, sehr angenehm
seyn muß.

La Place d'Armes ist ein andrer noch grösserer
Platz in der Stadt, der durch einen Brunnen mit einer
Statue merkwürdig geworden ist. Ein Engelländer,
Thomas Bruce, der lange hier gewohnt hat, vermach-
te in seinem Testamente das Geld dazu. Man leitete eine
Quelle ausserhalb der Stadt hierher, und lies sie zu bei-
den Seiten aus Menschenköpfen herausspringen. Auf

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laͤſtert, daß manches mit dem Pinſel gemacht werde, und
nachher fuͤr eine Federzeichnung verkauft wuͤrde. — Sie
gaben mir ein Mikroſkop, womit ich das Punktirte, wo
ich wollte, ſehen konnte. Und die Stuͤcke, die noch nicht
punktirt ſind, ſehen auch ganz anders aus. Sie fuͤhrten
mich in ihr Arbeitszimmer, wo jede ein Pult vor ſich hat.
Ich ſah ſie an einem Bildniſſe der Kaiſerin und an ei-
nem groſſen Jagdſtuͤcke arbeiten. Ihre Werkzeuge ſind
die ſchlechten duͤnnen durchſcheinenden Gansfedern. Man
beſtellt oft Stuͤcke bei ihnen; die Arbeit geht ſehr lang-
ſam; ſie verkaufen die kleinſten Stuͤcke nach Louisdoren.
Needham’s praͤchtiges Stuͤck hatte 4. gekoſtet ꝛc. Nun
nahm ich noch

La Statue de Mnſgr. le Prince Charles in Au-
genſchein. Sie ſteht auf dem Place Royale. Der
Platz wird durch die neuen groſſen Haͤuſern, die man rings-
herum baut, in einigen Jahren ein praͤchtiges Anſehen be-
kommen. Die Statue hatte jetzt noch eine ſchlechte bre-
terne Einfaſſung. Der Prinz ſteht, in roͤmiſcher Kriegs-
kleidung da, mit dem Degen an der Seite, mit dem Spon-
ton in der Hand, und mit bloſſem Kopf. Man ſieht
von da nach dem Park, einem oͤffentlichen Spaziergan-
ge, der bei beſſerm Wetter, als jetzt war, ſehr angenehm
ſeyn muß.

La Place d’Armes iſt ein andrer noch groͤſſerer
Platz in der Stadt, der durch einen Brunnen mit einer
Statue merkwuͤrdig geworden iſt. Ein Engellaͤnder,
Thomas Bruce, der lange hier gewohnt hat, vermach-
te in ſeinem Teſtamente das Geld dazu. Man leitete eine
Quelle auſſerhalb der Stadt hierher, und lies ſie zu bei-
den Seiten aus Menſchenkoͤpfen herausſpringen. Auf

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[435/0459] laͤſtert, daß manches mit dem Pinſel gemacht werde, und nachher fuͤr eine Federzeichnung verkauft wuͤrde. — Sie gaben mir ein Mikroſkop, womit ich das Punktirte, wo ich wollte, ſehen konnte. Und die Stuͤcke, die noch nicht punktirt ſind, ſehen auch ganz anders aus. Sie fuͤhrten mich in ihr Arbeitszimmer, wo jede ein Pult vor ſich hat. Ich ſah ſie an einem Bildniſſe der Kaiſerin und an ei- nem groſſen Jagdſtuͤcke arbeiten. Ihre Werkzeuge ſind die ſchlechten duͤnnen durchſcheinenden Gansfedern. Man beſtellt oft Stuͤcke bei ihnen; die Arbeit geht ſehr lang- ſam; ſie verkaufen die kleinſten Stuͤcke nach Louisdoren. Needham’s praͤchtiges Stuͤck hatte 4. gekoſtet ꝛc. Nun nahm ich noch La Statue de Mnſgr. le Prince Charles in Au- genſchein. Sie ſteht auf dem Place Royale. Der Platz wird durch die neuen groſſen Haͤuſern, die man rings- herum baut, in einigen Jahren ein praͤchtiges Anſehen be- kommen. Die Statue hatte jetzt noch eine ſchlechte bre- terne Einfaſſung. Der Prinz ſteht, in roͤmiſcher Kriegs- kleidung da, mit dem Degen an der Seite, mit dem Spon- ton in der Hand, und mit bloſſem Kopf. Man ſieht von da nach dem Park, einem oͤffentlichen Spaziergan- ge, der bei beſſerm Wetter, als jetzt war, ſehr angenehm ſeyn muß. La Place d’Armes iſt ein andrer noch groͤſſerer Platz in der Stadt, der durch einen Brunnen mit einer Statue merkwuͤrdig geworden iſt. Ein Engellaͤnder, Thomas Bruce, der lange hier gewohnt hat, vermach- te in ſeinem Teſtamente das Geld dazu. Man leitete eine Quelle auſſerhalb der Stadt hierher, und lies ſie zu bei- den Seiten aus Menſchenkoͤpfen herausſpringen. Auf dieſes E e 2

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/459>, abgerufen am 22.11.2024.