dieses Fußgestelle setzte man eine stehende weibliche Figur, dit einen Medaillon hält, auf dem die Bildnisse vom Kai- FranzI. und seiner Gemalin nebeneinander zu sehen sind. Um die weibliche Figur herum erblickt man einige Figuren mit Trompeten. Unten liest man eine lateinische Inschrift. Den weissen Marmor dazu hat man aus Italien kommen lassen. Berge, ein Künstler aus Brüssel, hats 1751. gemacht. Der Medaillon und das Gewand der weiblichen Figur ist das Schönste daran. Hierauf besah ich
Le Cabinet de l'Hist. nat. de Mr. Burtin, Doct. en Med. et Med. Cons. de S. Alt. R. Auf dem Kabinette des Prinzen Karls hatte man mir eine Addresse hierher gegeben, und ich fand ein viel lehrreichers und zum Theil vollständigers Kabinet, als jenes ist. Hr. Burtin, ein gefälliger und geschickter Mann, ist aber so mit andern Geschäften und mit der Praxis beladen, daß er oft 6-8. Wochen lang sein Kabinet nicht betritt, und noch viel weniger Zeit hat, die Merkwürdigkeiten desselben bekannt zu machen. Es ist in der Mineralo- gie, in den Versteinerungen und in der Konchyliologie am stärksten. Ich erfuhr und sah hier: I) daß die Reichthümer dieser Gegend von Brabant in Petre- fakten bestehen. Die Konchylien darin sind a) völlig dieselben, wie man sie in Champagne findet. b) Sie liegen hier in einem weissen Sande, und auch in der Terre marneuse. Man darf viele Stücke kaum an- rühren, so fällt der Sand und die Konchylie herab. c) Sonderbar ists, daß man Stücke hier hat, an denen die Konchylien agatisirt sind, die Mutter aber ist noch Kalk geblieben. d) Und wieder andre, an denen die Mut-
ter
dieſes Fußgeſtelle ſetzte man eine ſtehende weibliche Figur, dit einen Medaillon haͤlt, auf dem die Bildniſſe vom Kai- FranzI. und ſeiner Gemalin nebeneinander zu ſehen ſind. Um die weibliche Figur herum erblickt man einige Figuren mit Trompeten. Unten lieſt man eine lateiniſche Inſchrift. Den weiſſen Marmor dazu hat man aus Italien kommen laſſen. Bergé, ein Kuͤnſtler aus Bruͤſſel, hats 1751. gemacht. Der Medaillon und das Gewand der weiblichen Figur iſt das Schoͤnſte daran. Hierauf beſah ich
Le Cabinet de l’Hiſt. nat. de Mr. Burtin, Doct. en Med. et Med. Conſ. de S. Alt. R. Auf dem Kabinette des Prinzen Karls hatte man mir eine Addreſſe hierher gegeben, und ich fand ein viel lehrreichers und zum Theil vollſtaͤndigers Kabinet, als jenes iſt. Hr. Burtin, ein gefaͤlliger und geſchickter Mann, iſt aber ſo mit andern Geſchaͤften und mit der Praxis beladen, daß er oft 6-8. Wochen lang ſein Kabinet nicht betritt, und noch viel weniger Zeit hat, die Merkwuͤrdigkeiten deſſelben bekannt zu machen. Es iſt in der Mineralo- gie, in den Verſteinerungen und in der Konchyliologie am ſtaͤrkſten. Ich erfuhr und ſah hier: I) daß die Reichthuͤmer dieſer Gegend von Brabant in Petre- fakten beſtehen. Die Konchylien darin ſind a) voͤllig dieſelben, wie man ſie in Champagne findet. b) Sie liegen hier in einem weiſſen Sande, und auch in der Terre marneuſe. Man darf viele Stuͤcke kaum an- ruͤhren, ſo faͤllt der Sand und die Konchylie herab. c) Sonderbar iſts, daß man Stuͤcke hier hat, an denen die Konchylien agatiſirt ſind, die Mutter aber iſt noch Kalk geblieben. d) Und wieder andre, an denen die Mut-
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dieſes Fußgeſtelle ſetzte man eine ſtehende weibliche Figur,
dit einen Medaillon haͤlt, auf dem die Bildniſſe vom Kai-
Franz I. und ſeiner Gemalin nebeneinander zu ſehen
ſind. Um die weibliche Figur herum erblickt man einige
Figuren mit Trompeten. Unten lieſt man eine lateiniſche
Inſchrift. Den weiſſen Marmor dazu hat man aus
Italien kommen laſſen. Bergé, ein Kuͤnſtler aus
Bruͤſſel, hats 1751. gemacht. Der Medaillon und das
Gewand der weiblichen Figur iſt das Schoͤnſte daran.
Hierauf beſah ich
Le Cabinet de l’Hiſt. nat. de Mr. Burtin,
Doct. en Med. et Med. Conſ. de S. Alt. R. Auf
dem Kabinette des Prinzen Karls hatte man mir eine
Addreſſe hierher gegeben, und ich fand ein viel lehrreichers
und zum Theil vollſtaͤndigers Kabinet, als jenes iſt. Hr.
Burtin, ein gefaͤlliger und geſchickter Mann, iſt aber
ſo mit andern Geſchaͤften und mit der Praxis beladen,
daß er oft 6-8. Wochen lang ſein Kabinet nicht betritt,
und noch viel weniger Zeit hat, die Merkwuͤrdigkeiten
deſſelben bekannt zu machen. Es iſt in der Mineralo-
gie, in den Verſteinerungen und in der Konchyliologie
am ſtaͤrkſten. Ich erfuhr und ſah hier: I) daß die
Reichthuͤmer dieſer Gegend von Brabant in Petre-
fakten beſtehen. Die Konchylien darin ſind a) voͤllig
dieſelben, wie man ſie in Champagne findet. b) Sie
liegen hier in einem weiſſen Sande, und auch in der
Terre marneuſe. Man darf viele Stuͤcke kaum an-
ruͤhren, ſo faͤllt der Sand und die Konchylie herab. c)
Sonderbar iſts, daß man Stuͤcke hier hat, an denen die
Konchylien agatiſirt ſind, die Mutter aber iſt noch Kalk
geblieben. d) Und wieder andre, an denen die Mut-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/460>, abgerufen am 22.11.2024.
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