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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Brabant hierher geschenkt worden etc. Jetzt wird sie
durch die Verlassenschaft der Jesuiten von hier und Ant-
werpen
beträchtlichen Zuwachs an Büchern und Manu-
skripten erhalten. Das Vornehmste, was ich hier fand,
war: 1) Ein Missale der römischen Kirche, vom 1ten
Advent an etc. vom Jahr 1485. Man verwahrte es in
einem eignen Beutel. Alle Reisende sagen, in Rom
selbst sei nichts so schönes. Man sieht eine unendliche
Menge Verschönerungen. Zwischen den beiden Kolum-
men auf jeder Seite läuft allemahl eine breite Malerei,
unten ist auch unendliche Arbeit. Es sind ganze Lagen
von Gold darin. Ganze Blätter sind bemahlt. Eben
so merkwürdig ist die Geschichte dieses Buchs: Es be-
fand sich erst in der grossen Bibliothek des Königs Mat-
thias Corvinus
von Ungarn, die wie bekannt, da-
mahls die erste öffentliche Bibliothek in Europa war;
drauf brachte es die Prinzessin Maria, Gouvernantin
der Niederlande, hieher. Es sind Gemälde vom Kö-
nig von Ungarn und von den Staaten von Brabant etc.
darin. 2) Eine feingeschriebne Bibel des Heil. Hie-
ronymus,
vom Anfang bis zum Ende so niedlich ge-
schrieben, daß mans für gedruckt halten solte. Ich
möchts nicht lesen. -- 3) Ein herrliches Psalterium,
wo die eine Kolumne allemahl mit goldenen, die andre
mit blauen Buchstaben geschrieben war. 4) Franzö-
sische Romane
in Handschrift, als: Roman de la
Rose; -- Le Champignon des Dames; --
Les Metamorphoses d'Ovide.
Jagdbücher etc. in
denen überall die allerfeinsten schönsten Zeichnungen sind,
die man nicht genug betrachten konnte. Eben so wars in
5) einem Chronicon de Pise -- und in einem An-
dachtsbuche vom König Renaud d'Anjou. 6) Ein al-

tes

Brabant hierher geſchenkt worden ꝛc. Jetzt wird ſie
durch die Verlaſſenſchaft der Jeſuiten von hier und Ant-
werpen
betraͤchtlichen Zuwachs an Buͤchern und Manu-
ſkripten erhalten. Das Vornehmſte, was ich hier fand,
war: 1) Ein Miſſale der roͤmiſchen Kirche, vom 1ten
Advent an ꝛc. vom Jahr 1485. Man verwahrte es in
einem eignen Beutel. Alle Reiſende ſagen, in Rom
ſelbſt ſei nichts ſo ſchoͤnes. Man ſieht eine unendliche
Menge Verſchoͤnerungen. Zwiſchen den beiden Kolum-
men auf jeder Seite laͤuft allemahl eine breite Malerei,
unten iſt auch unendliche Arbeit. Es ſind ganze Lagen
von Gold darin. Ganze Blaͤtter ſind bemahlt. Eben
ſo merkwuͤrdig iſt die Geſchichte dieſes Buchs: Es be-
fand ſich erſt in der groſſen Bibliothek des Koͤnigs Mat-
thias Corvinus
von Ungarn, die wie bekannt, da-
mahls die erſte oͤffentliche Bibliothek in Europa war;
drauf brachte es die Prinzeſſin Maria, Gouvernantin
der Niederlande, hieher. Es ſind Gemaͤlde vom Koͤ-
nig von Ungarn und von den Staaten von Brabant ꝛc.
darin. 2) Eine feingeſchriebne Bibel des Heil. Hie-
ronymus,
vom Anfang bis zum Ende ſo niedlich ge-
ſchrieben, daß mans fuͤr gedruckt halten ſolte. Ich
moͤchts nicht leſen. — 3) Ein herrliches Pſalterium,
wo die eine Kolumne allemahl mit goldenen, die andre
mit blauen Buchſtaben geſchrieben war. 4) Franzoͤ-
ſiſche Romane
in Handſchrift, als: Roman de la
Roſe; — Le Champignon des Dames; —
Les Metamorphoſes d’Ovide.
Jagdbuͤcher ꝛc. in
denen uͤberall die allerfeinſten ſchoͤnſten Zeichnungen ſind,
die man nicht genug betrachten konnte. Eben ſo wars in
5) einem Chronicon de Piſe — und in einem An-
dachtsbuche vom Koͤnig Renaud d’Anjou. 6) Ein al-

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[444/0468] Brabant hierher geſchenkt worden ꝛc. Jetzt wird ſie durch die Verlaſſenſchaft der Jeſuiten von hier und Ant- werpen betraͤchtlichen Zuwachs an Buͤchern und Manu- ſkripten erhalten. Das Vornehmſte, was ich hier fand, war: 1) Ein Miſſale der roͤmiſchen Kirche, vom 1ten Advent an ꝛc. vom Jahr 1485. Man verwahrte es in einem eignen Beutel. Alle Reiſende ſagen, in Rom ſelbſt ſei nichts ſo ſchoͤnes. Man ſieht eine unendliche Menge Verſchoͤnerungen. Zwiſchen den beiden Kolum- men auf jeder Seite laͤuft allemahl eine breite Malerei, unten iſt auch unendliche Arbeit. Es ſind ganze Lagen von Gold darin. Ganze Blaͤtter ſind bemahlt. Eben ſo merkwuͤrdig iſt die Geſchichte dieſes Buchs: Es be- fand ſich erſt in der groſſen Bibliothek des Koͤnigs Mat- thias Corvinus von Ungarn, die wie bekannt, da- mahls die erſte oͤffentliche Bibliothek in Europa war; drauf brachte es die Prinzeſſin Maria, Gouvernantin der Niederlande, hieher. Es ſind Gemaͤlde vom Koͤ- nig von Ungarn und von den Staaten von Brabant ꝛc. darin. 2) Eine feingeſchriebne Bibel des Heil. Hie- ronymus, vom Anfang bis zum Ende ſo niedlich ge- ſchrieben, daß mans fuͤr gedruckt halten ſolte. Ich moͤchts nicht leſen. — 3) Ein herrliches Pſalterium, wo die eine Kolumne allemahl mit goldenen, die andre mit blauen Buchſtaben geſchrieben war. 4) Franzoͤ- ſiſche Romane in Handſchrift, als: Roman de la Roſe; — Le Champignon des Dames; — Les Metamorphoſes d’Ovide. Jagdbuͤcher ꝛc. in denen uͤberall die allerfeinſten ſchoͤnſten Zeichnungen ſind, die man nicht genug betrachten konnte. Eben ſo wars in 5) einem Chronicon de Piſe — und in einem An- dachtsbuche vom Koͤnig Renaud d’Anjou. 6) Ein al- tes

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/468>, abgerufen am 22.11.2024.