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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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deln, alle Tage neue Menschen, neue Sachen kennen ler-
nen, um Mitternacht den Mond, am frühen Morgen
die aufgehende Sonne sehen und bewundern. Ich ver-
ließ dieses herliche Kabinet *), und besah weiter

La Chapelle du Prince Charles de Lorraine,
Man sagt alles, wenn man sagt, daß sie im Kleinen
das ist, was die Königl. Kapelle in Versailles im Gros-
sen ist.

La Bibliotheque de S. Alt. R. -- Hr.
Gerard, dem ich Hrn. Tollius Brief (s. S. 353.) ge-
stern zuschickte, hatte mich auf den Nachmittag zu sich
bestellt. Ein Mann schon bei Jahren, der besonders
die Geschichte der Niederlande studirt hat, kein Freund
vom Stolz und Schwatzhaftigkeit der Franzosen ist, und
in der Stadt, wie ich beim Spazierengehen bemerkte, in
grossem Ansehen stehen muß. Wir tranken erst Kaffee
und gingen dann auf die Bibliothek. Der Platz, den
sie jetzt hat und einnimmt, ist ein einziger, mässiger, run-
der Saal, sie bekömmt aber bald einen grössern. Es ist
kaum etliche Jahre, daß man sie angefangen hat, und
der einzige Fond sind die Geschenke der Fürsten, Staa-
ten und Gelehrten. Es sind aber schon ansehnliche Wer-
ke da, z. B. die Philos. Transact. vollständig, die
Mem. de l'Acad. des Sc. auch die Descr. des arts
et metiers.
Die letztern sind von den Staaten von

Brabant
*) Diese auserlesene Sammlung ist nun nicht mehr vor-
handen, weil sie nach dem 1778. erfolgten Tode ihres
Besitzers im Jahre 1779. durch öffentliche Verkaufung
vereinzelt worden ist.
Herausgeber.

deln, alle Tage neue Menſchen, neue Sachen kennen ler-
nen, um Mitternacht den Mond, am fruͤhen Morgen
die aufgehende Sonne ſehen und bewundern. Ich ver-
ließ dieſes herliche Kabinet *), und beſah weiter

La Chapelle du Prince Charles de Lorraine,
Man ſagt alles, wenn man ſagt, daß ſie im Kleinen
das iſt, was die Koͤnigl. Kapelle in Verſailles im Groſ-
ſen iſt.

La Bibliotheque de S. Alt. R. — Hr.
Gerard, dem ich Hrn. Tollius Brief (ſ. S. 353.) ge-
ſtern zuſchickte, hatte mich auf den Nachmittag zu ſich
beſtellt. Ein Mann ſchon bei Jahren, der beſonders
die Geſchichte der Niederlande ſtudirt hat, kein Freund
vom Stolz und Schwatzhaftigkeit der Franzoſen iſt, und
in der Stadt, wie ich beim Spazierengehen bemerkte, in
groſſem Anſehen ſtehen muß. Wir tranken erſt Kaffee
und gingen dann auf die Bibliothek. Der Platz, den
ſie jetzt hat und einnimmt, iſt ein einziger, maͤſſiger, run-
der Saal, ſie bekoͤmmt aber bald einen groͤſſern. Es iſt
kaum etliche Jahre, daß man ſie angefangen hat, und
der einzige Fond ſind die Geſchenke der Fuͤrſten, Staa-
ten und Gelehrten. Es ſind aber ſchon anſehnliche Wer-
ke da, z. B. die Philoſ. Transact. vollſtaͤndig, die
Mem. de l’Acad. des Sc. auch die Deſcr. des arts
et metiers.
Die letztern ſind von den Staaten von

Brabant
*) Dieſe auserleſene Sammlung iſt nun nicht mehr vor-
handen, weil ſie nach dem 1778. erfolgten Tode ihres
Beſitzers im Jahre 1779. durch oͤffentliche Verkaufung
vereinzelt worden iſt.
Herausgeber.
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[443/0467] deln, alle Tage neue Menſchen, neue Sachen kennen ler- nen, um Mitternacht den Mond, am fruͤhen Morgen die aufgehende Sonne ſehen und bewundern. Ich ver- ließ dieſes herliche Kabinet *), und beſah weiter La Chapelle du Prince Charles de Lorraine, Man ſagt alles, wenn man ſagt, daß ſie im Kleinen das iſt, was die Koͤnigl. Kapelle in Verſailles im Groſ- ſen iſt. La Bibliotheque de S. Alt. R. — Hr. Gerard, dem ich Hrn. Tollius Brief (ſ. S. 353.) ge- ſtern zuſchickte, hatte mich auf den Nachmittag zu ſich beſtellt. Ein Mann ſchon bei Jahren, der beſonders die Geſchichte der Niederlande ſtudirt hat, kein Freund vom Stolz und Schwatzhaftigkeit der Franzoſen iſt, und in der Stadt, wie ich beim Spazierengehen bemerkte, in groſſem Anſehen ſtehen muß. Wir tranken erſt Kaffee und gingen dann auf die Bibliothek. Der Platz, den ſie jetzt hat und einnimmt, iſt ein einziger, maͤſſiger, run- der Saal, ſie bekoͤmmt aber bald einen groͤſſern. Es iſt kaum etliche Jahre, daß man ſie angefangen hat, und der einzige Fond ſind die Geſchenke der Fuͤrſten, Staa- ten und Gelehrten. Es ſind aber ſchon anſehnliche Wer- ke da, z. B. die Philoſ. Transact. vollſtaͤndig, die Mem. de l’Acad. des Sc. auch die Deſcr. des arts et metiers. Die letztern ſind von den Staaten von Brabant *) Dieſe auserleſene Sammlung iſt nun nicht mehr vor- handen, weil ſie nach dem 1778. erfolgten Tode ihres Beſitzers im Jahre 1779. durch oͤffentliche Verkaufung vereinzelt worden iſt. Herausgeber.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/467>, abgerufen am 22.11.2024.