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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Bildhauerarbeiten, Verzierungen, Säulen etc. in Au-
genschein nehmen wollte. Man verliert sich darin, man
geht heraus, der Kopf ist einem warm, voll, und vor
Menge der Sachen weiß man nichts. Doch merkte ich
mir a) die Holzschnitzereien von A. Quellinus,
dem Altar der neuen Schützengesellschaft gegenüber. Sie
sind herrlich. Er hat den heil. Sebastian, der am Al-
tar von Wenzeslaus Koeberger gemahlt ist, in Holz
so schön geschnitten, daß die Acad. de la Peint. einen
silbernen dafür geben wollte, man gab ihn aber doch nicht
her. b) Ein Gemälde von M. de Vos, die Spei-
sung der 5000. Mann. Christus,
die Jünger,
und die viel tausend Menschen um ihn herum! c) Die
Abnehmung vom Kreuz. Wäre auch sonst nichts in
dieser Kirche zu sehen, so verdiente sie allein dieses Stücks
wegen eine Reise. Das ist das grosse herrliche Gemälde
von Rubens, das über dem Altare der Schützengesell-
schaft hängt, und mit 2. Thüren verschlossen wird, die
in- und auswendig auch von Rubens vortreflich be-
mahlt *) sind. Ludwig XIV. bot 80,000. Livers für
die Abnehmung, und der Prinz von Oranien für die
beiden Thüren 40,000. Livers, aber die Schützengesell-
schaft, über 200. Personen stark, der es gehört, gabs doch
nicht her. Rubens hat an den Köpfen auf diesem
Stücke sich selbst, seine beiden Frauen und sein Kind ge-
mahlt. Der todte, welke Körper, die gänzliche Erschlaf-
fung aller Muskeln, die blutlosen Glieder, die gebroche-

nen
*) Sie stellen inwendig die Heimsuchung und die Reini-
gung Mariä, und auswendig den heil. Christoph,
der das Kind Jesus durchs Wasser trägt, vor.
Herausgeber.
F f 3

Bildhauerarbeiten, Verzierungen, Saͤulen ꝛc. in Au-
genſchein nehmen wollte. Man verliert ſich darin, man
geht heraus, der Kopf iſt einem warm, voll, und vor
Menge der Sachen weiß man nichts. Doch merkte ich
mir a) die Holzſchnitzereien von A. Quellinus,
dem Altar der neuen Schuͤtzengeſellſchaft gegenuͤber. Sie
ſind herrlich. Er hat den heil. Sebaſtian, der am Al-
tar von Wenzeslaus Koeberger gemahlt iſt, in Holz
ſo ſchoͤn geſchnitten, daß die Acad. de la Peint. einen
ſilbernen dafuͤr geben wollte, man gab ihn aber doch nicht
her. b) Ein Gemaͤlde von M. de Vos, die Spei-
ſung der 5000. Mann. Chriſtus,
die Juͤnger,
und die viel tauſend Menſchen um ihn herum! c) Die
Abnehmung vom Kreuz. Waͤre auch ſonſt nichts in
dieſer Kirche zu ſehen, ſo verdiente ſie allein dieſes Stuͤcks
wegen eine Reiſe. Das iſt das groſſe herrliche Gemaͤlde
von Rubens, das uͤber dem Altare der Schuͤtzengeſell-
ſchaft haͤngt, und mit 2. Thuͤren verſchloſſen wird, die
in- und auswendig auch von Rubens vortreflich be-
mahlt *) ſind. Ludwig XIV. bot 80,000. Livers fuͤr
die Abnehmung, und der Prinz von Oranien fuͤr die
beiden Thuͤren 40,000. Livers, aber die Schuͤtzengeſell-
ſchaft, uͤber 200. Perſonen ſtark, der es gehoͤrt, gabs doch
nicht her. Rubens hat an den Koͤpfen auf dieſem
Stuͤcke ſich ſelbſt, ſeine beiden Frauen und ſein Kind ge-
mahlt. Der todte, welke Koͤrper, die gaͤnzliche Erſchlaf-
fung aller Muſkeln, die blutloſen Glieder, die gebroche-

nen
*) Sie ſtellen inwendig die Heimſuchung und die Reini-
gung Mariaͤ, und auswendig den heil. Chriſtoph,
der das Kind Jeſus durchs Waſſer traͤgt, vor.
Herausgeber.
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[453/0477] Bildhauerarbeiten, Verzierungen, Saͤulen ꝛc. in Au- genſchein nehmen wollte. Man verliert ſich darin, man geht heraus, der Kopf iſt einem warm, voll, und vor Menge der Sachen weiß man nichts. Doch merkte ich mir a) die Holzſchnitzereien von A. Quellinus, dem Altar der neuen Schuͤtzengeſellſchaft gegenuͤber. Sie ſind herrlich. Er hat den heil. Sebaſtian, der am Al- tar von Wenzeslaus Koeberger gemahlt iſt, in Holz ſo ſchoͤn geſchnitten, daß die Acad. de la Peint. einen ſilbernen dafuͤr geben wollte, man gab ihn aber doch nicht her. b) Ein Gemaͤlde von M. de Vos, die Spei- ſung der 5000. Mann. Chriſtus, die Juͤnger, und die viel tauſend Menſchen um ihn herum! c) Die Abnehmung vom Kreuz. Waͤre auch ſonſt nichts in dieſer Kirche zu ſehen, ſo verdiente ſie allein dieſes Stuͤcks wegen eine Reiſe. Das iſt das groſſe herrliche Gemaͤlde von Rubens, das uͤber dem Altare der Schuͤtzengeſell- ſchaft haͤngt, und mit 2. Thuͤren verſchloſſen wird, die in- und auswendig auch von Rubens vortreflich be- mahlt *) ſind. Ludwig XIV. bot 80,000. Livers fuͤr die Abnehmung, und der Prinz von Oranien fuͤr die beiden Thuͤren 40,000. Livers, aber die Schuͤtzengeſell- ſchaft, uͤber 200. Perſonen ſtark, der es gehoͤrt, gabs doch nicht her. Rubens hat an den Koͤpfen auf dieſem Stuͤcke ſich ſelbſt, ſeine beiden Frauen und ſein Kind ge- mahlt. Der todte, welke Koͤrper, die gaͤnzliche Erſchlaf- fung aller Muſkeln, die blutloſen Glieder, die gebroche- nen *) Sie ſtellen inwendig die Heimſuchung und die Reini- gung Mariaͤ, und auswendig den heil. Chriſtoph, der das Kind Jeſus durchs Waſſer traͤgt, vor. Herausgeber. F f 3

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/477>, abgerufen am 22.11.2024.