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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Schäften, wie in der Küche. Zu den kleinen Sachen
hat man Körbe, alles Unnütze wird grade zum Fenster
hinaus geworfen. Das Feuer erhält man haussen an ei-
nem Stücke Torf *) in einem eisernen Kessel. Oben
über der Kajüte ist das Steuerruder, das besteht in einer
grossen eisernen Stange, oben mit einem gemahlten Kopf,
über dem eine Stange steht, an der ein gemahltes Stück
Tuch hängt, das der Wimpel heist, und alle Nacht ab-
genommen wird. In der Mitte des Schiffs sind unter-
schlagne Kammern für die Reisenden, und grosse weite
Plätze, wo das Gepäcke, die Wasserfässer, das Holz etc.
aufgehoben werden. Vorne ist das Roeff, ein etwas beß-
rer Platz für die Reisenden, wo die Küche, das Kamin,
Betten und Schränke sind. Statt der Treppen sind über-
all kleine Leitern angestellt. Oben ist auf dem Verdeck
über dem Roeff das Kamin, wo der Rauch herausgeht.
Ueber dem Roeff ist der Anker und eine grosse Welle, die
durch Hebebäume herum gewunden wird. In der Mit-
te des Verdecks steht der Mast mit den Segeln, den
Rhaen, Rollen, Stricken, und eisernen Ringen, ver-
mittelst deren sie von einer Seite des Schiffs zur andern
gewendet werden.

Das
*) In Brüssel hängt wo ein Schild, worauf ein erfror-
ner Bauer sich an einem Torffeuer, das langsam
brennt, wärmen will. (In Frankreich hat man in
den Reißbündeln noch dürres Laub, und aussen
Schwefel, das brennt gleich lichterloh.) und um den
Schild herum steht: La Patience hollandoise. Könn-
te man nicht eben so einen Schild erfinden, und dazu
schreiben: La Frivolite francoise?

Schaͤften, wie in der Kuͤche. Zu den kleinen Sachen
hat man Koͤrbe, alles Unnuͤtze wird grade zum Fenſter
hinaus geworfen. Das Feuer erhaͤlt man hauſſen an ei-
nem Stuͤcke Torf *) in einem eiſernen Keſſel. Oben
uͤber der Kajuͤte iſt das Steuerruder, das beſteht in einer
groſſen eiſernen Stange, oben mit einem gemahlten Kopf,
uͤber dem eine Stange ſteht, an der ein gemahltes Stuͤck
Tuch haͤngt, das der Wimpel heiſt, und alle Nacht ab-
genommen wird. In der Mitte des Schiffs ſind unter-
ſchlagne Kammern fuͤr die Reiſenden, und groſſe weite
Plaͤtze, wo das Gepaͤcke, die Waſſerfaͤſſer, das Holz ꝛc.
aufgehoben werden. Vorne iſt das Roeff, ein etwas beß-
rer Platz fuͤr die Reiſenden, wo die Kuͤche, das Kamin,
Betten und Schraͤnke ſind. Statt der Treppen ſind uͤber-
all kleine Leitern angeſtellt. Oben iſt auf dem Verdeck
uͤber dem Roeff das Kamin, wo der Rauch herausgeht.
Ueber dem Roeff iſt der Anker und eine groſſe Welle, die
durch Hebebaͤume herum gewunden wird. In der Mit-
te des Verdecks ſteht der Maſt mit den Segeln, den
Rhaen, Rollen, Stricken, und eiſernen Ringen, ver-
mittelſt deren ſie von einer Seite des Schiffs zur andern
gewendet werden.

Das
*) In Bruͤſſel haͤngt wo ein Schild, worauf ein erfror-
ner Bauer ſich an einem Torffeuer, das langſam
brennt, waͤrmen will. (In Frankreich hat man in
den Reißbuͤndeln noch duͤrres Laub, und auſſen
Schwefel, das brennt gleich lichterloh.) und um den
Schild herum ſteht: La Patience hollandoiſe. Koͤnn-
te man nicht eben ſo einen Schild erfinden, und dazu
ſchreiben: La Frivolité françoiſe?
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[462/0486] Schaͤften, wie in der Kuͤche. Zu den kleinen Sachen hat man Koͤrbe, alles Unnuͤtze wird grade zum Fenſter hinaus geworfen. Das Feuer erhaͤlt man hauſſen an ei- nem Stuͤcke Torf *) in einem eiſernen Keſſel. Oben uͤber der Kajuͤte iſt das Steuerruder, das beſteht in einer groſſen eiſernen Stange, oben mit einem gemahlten Kopf, uͤber dem eine Stange ſteht, an der ein gemahltes Stuͤck Tuch haͤngt, das der Wimpel heiſt, und alle Nacht ab- genommen wird. In der Mitte des Schiffs ſind unter- ſchlagne Kammern fuͤr die Reiſenden, und groſſe weite Plaͤtze, wo das Gepaͤcke, die Waſſerfaͤſſer, das Holz ꝛc. aufgehoben werden. Vorne iſt das Roeff, ein etwas beß- rer Platz fuͤr die Reiſenden, wo die Kuͤche, das Kamin, Betten und Schraͤnke ſind. Statt der Treppen ſind uͤber- all kleine Leitern angeſtellt. Oben iſt auf dem Verdeck uͤber dem Roeff das Kamin, wo der Rauch herausgeht. Ueber dem Roeff iſt der Anker und eine groſſe Welle, die durch Hebebaͤume herum gewunden wird. In der Mit- te des Verdecks ſteht der Maſt mit den Segeln, den Rhaen, Rollen, Stricken, und eiſernen Ringen, ver- mittelſt deren ſie von einer Seite des Schiffs zur andern gewendet werden. Das *) In Bruͤſſel haͤngt wo ein Schild, worauf ein erfror- ner Bauer ſich an einem Torffeuer, das langſam brennt, waͤrmen will. (In Frankreich hat man in den Reißbuͤndeln noch duͤrres Laub, und auſſen Schwefel, das brennt gleich lichterloh.) und um den Schild herum ſteht: La Patience hollandoiſe. Koͤnn- te man nicht eben ſo einen Schild erfinden, und dazu ſchreiben: La Frivolité françoiſe?

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/486>, abgerufen am 22.11.2024.