te mich der Kapitain mit: "Myn Heer, wir sint al te "Rotterdam!" Ich stand auf und sah die Stadt vor mir, und überall einen herrlichen Himmel. Die Gesell- schaft war schon fort. Ich machte mich auf den Weg und ging fort nach
Rotterdam. Da weckte ich den Wirth in het groote Shippershuys, und fand bei einem sehr arti- gen Manne, der etwas französisch und deutsch sprach, mein Quartier.
Um 9. Uhr suchte ich aufm Oppert Myn Heer Creet auf. Der Brief von Hr. Tollius (s. S. 353.) that die beste Wirkung. Doch mußt' ich lateinisch mit ihm sprechen, bis er mit dem Französischen wieder ein we- nig im Gange war. In Rotterdam war freilich nicht viel Merkwürdiges für mich zu sehen; indessen gingen wir doch aus und besahen die Kirchen, ob sie zwar eben nichts Besonderes haben, und bemerkte darin Folgendes: In der
Grossen Stadtkirche sind die schönen Grabmähler der berühmten Admiräle, de Witt, Brakel, und Kortenaer. Alle militärische Ehrenzeichen und fast ein ganzes Schiff ist da allemahl in weissem Marmor ausge- hauen. Es war eben hier Gottesdienst. Der gröste Theil der Zuhörer stand und lief unter der Predigt herum, und jeder mit dem Hut auf dem Kopfe. Die Prediger sind wie unsre gekleidet.
Die Kirche der Arminianer war viel besser ein- gerichtet, aber klein und eng.
Die Englische Episkopalkirche ist ein schönes Gebäude mit dem Wappen von England und dem des
Herzogs
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te mich der Kapitain mit: „Myn Heer, wir ſint al te „Rotterdam!“ Ich ſtand auf und ſah die Stadt vor mir, und uͤberall einen herrlichen Himmel. Die Geſell- ſchaft war ſchon fort. Ich machte mich auf den Weg und ging fort nach
Rotterdam. Da weckte ich den Wirth in het groote Shippershuys, und fand bei einem ſehr arti- gen Manne, der etwas franzoͤſiſch und deutſch ſprach, mein Quartier.
Um 9. Uhr ſuchte ich aufm Oppert Myn Heer Creet auf. Der Brief von Hr. Tollius (ſ. S. 353.) that die beſte Wirkung. Doch mußt’ ich lateiniſch mit ihm ſprechen, bis er mit dem Franzoͤſiſchen wieder ein we- nig im Gange war. In Rotterdam war freilich nicht viel Merkwuͤrdiges fuͤr mich zu ſehen; indeſſen gingen wir doch aus und beſahen die Kirchen, ob ſie zwar eben nichts Beſonderes haben, und bemerkte darin Folgendes: In der
Groſſen Stadtkirche ſind die ſchoͤnen Grabmaͤhler der beruͤhmten Admiraͤle, de Witt, Brakel, und Kortenaer. Alle militaͤriſche Ehrenzeichen und faſt ein ganzes Schiff iſt da allemahl in weiſſem Marmor ausge- hauen. Es war eben hier Gottesdienſt. Der groͤſte Theil der Zuhoͤrer ſtand und lief unter der Predigt herum, und jeder mit dem Hut auf dem Kopfe. Die Prediger ſind wie unſre gekleidet.
Die Kirche der Arminianer war viel beſſer ein- gerichtet, aber klein und eng.
Die Engliſche Episkopalkirche iſt ein ſchoͤnes Gebaͤude mit dem Wappen von England und dem des
Herzogs
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te mich der Kapitain mit: „Myn Heer, wir ſint al te
„Rotterdam!“ Ich ſtand auf und ſah die Stadt vor
mir, und uͤberall einen herrlichen Himmel. Die Geſell-
ſchaft war ſchon fort. Ich machte mich auf den Weg
und ging fort nach
Rotterdam. Da weckte ich den Wirth in het
groote Shippershuys, und fand bei einem ſehr arti-
gen Manne, der etwas franzoͤſiſch und deutſch ſprach,
mein Quartier.
Um 9. Uhr ſuchte ich aufm Oppert Myn Heer
Creet auf. Der Brief von Hr. Tollius (ſ. S. 353.)
that die beſte Wirkung. Doch mußt’ ich lateiniſch mit
ihm ſprechen, bis er mit dem Franzoͤſiſchen wieder ein we-
nig im Gange war. In Rotterdam war freilich nicht
viel Merkwuͤrdiges fuͤr mich zu ſehen; indeſſen gingen
wir doch aus und beſahen die Kirchen, ob ſie zwar eben
nichts Beſonderes haben, und bemerkte darin Folgendes:
In der
Groſſen Stadtkirche ſind die ſchoͤnen Grabmaͤhler
der beruͤhmten Admiraͤle, de Witt, Brakel, und
Kortenaer. Alle militaͤriſche Ehrenzeichen und faſt ein
ganzes Schiff iſt da allemahl in weiſſem Marmor ausge-
hauen. Es war eben hier Gottesdienſt. Der groͤſte
Theil der Zuhoͤrer ſtand und lief unter der Predigt herum,
und jeder mit dem Hut auf dem Kopfe. Die Prediger
ſind wie unſre gekleidet.
Die Kirche der Arminianer war viel beſſer ein-
gerichtet, aber klein und eng.
Die Engliſche Episkopalkirche iſt ein ſchoͤnes
Gebaͤude mit dem Wappen von England und dem des
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/491>, abgerufen am 22.11.2024.
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