wiewohl alles kohlschwarz aussieht. Er hat einen gros- sen Folianten in der Hand, und schlägt etliche Blät- ter um. Man gesteht aber, daß es noch nicht ge- wis ist, ob Erasmus wirklich hier gebohren worden, wiewohl man nicht weit davon in einer kleinen Strasse ei- ne goldne Inschrift *) an ein Haus gesetzt hat, worin man glaubt, daß dieser berühmte Gelehrte gebohren wor- den. Hierauf machte ich einen Besuch bei
Hrn. Dr. Bicker, einem hiesigen Arzte, mit dem man mich bekannt machte, weil er Direktor ei- ner gelehrten Gesellschaft ist, die hier seit einigen Jahren errichtet worden ist, und schon 3. Quart-Bände von ih- ren Aufsätzen, aber alle in holländischer Sprache heraus- gegeben hat, die vielleicht ins französische übersetzt wer- den **). Er versprach mir, morgen die Börse und den Akademiesaal zu zeigen.
Hr.
That nicht so besonders, als man sie in Rotterdam zu seyn glaubt. Herausgeber.
*) Sie lautet so: Aedibus hic ortus mundum decoravit Erasmus, Artibus ingenuis, Religione, fide. Herausgeber.
**) Diese gelehrte Gesellschaft führt den Namen: Ba- taafsch Genootshap der profondervindelyke Wis- begeerde te Rotterdam. Sie ist 1771. errichtet worden. Ihr vornehmster Urheber war Stephan Hogendyk, der ihr auch 150000. Gulden vermacht hat. Hiernächst hat ein Arzt, Namens Stock, das meiste beigetragen, die Beschäftigungen der Gesell- schaft auf die Erweiterung der Experimentalnaturlehre zu leiten. Sie besitzt auch eine schöne Sammlung
von
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wiewohl alles kohlſchwarz ausſieht. Er hat einen groſ- ſen Folianten in der Hand, und ſchlaͤgt etliche Blaͤt- ter um. Man geſteht aber, daß es noch nicht ge- wis iſt, ob Erasmus wirklich hier gebohren worden, wiewohl man nicht weit davon in einer kleinen Straſſe ei- ne goldne Inſchrift *) an ein Haus geſetzt hat, worin man glaubt, daß dieſer beruͤhmte Gelehrte gebohren wor- den. Hierauf machte ich einen Beſuch bei
Hrn. Dr. Bicker, einem hieſigen Arzte, mit dem man mich bekannt machte, weil er Direktor ei- ner gelehrten Geſellſchaft iſt, die hier ſeit einigen Jahren errichtet worden iſt, und ſchon 3. Quart-Baͤnde von ih- ren Aufſaͤtzen, aber alle in hollaͤndiſcher Sprache heraus- gegeben hat, die vielleicht ins franzoͤſiſche uͤberſetzt wer- den **). Er verſprach mir, morgen die Boͤrſe und den Akademieſaal zu zeigen.
Hr.
That nicht ſo beſonders, als man ſie in Rotterdam zu ſeyn glaubt. Herausgeber.
*) Sie lautet ſo: Aedibus hic ortus mundum decoravit Eraſmus, Artibus ingenuis, Religione, fide. Herausgeber.
**) Dieſe gelehrte Geſellſchaft fuͤhrt den Namen: Ba- taafſch Genootſhap der profondervindelyke Wis- begeerde te Rotterdam. Sie iſt 1771. errichtet worden. Ihr vornehmſter Urheber war Stephan Hogendyk, der ihr auch 150000. Gulden vermacht hat. Hiernaͤchſt hat ein Arzt, Namens Stock, das meiſte beigetragen, die Beſchaͤftigungen der Geſell- ſchaft auf die Erweiterung der Experimentalnaturlehre zu leiten. Sie beſitzt auch eine ſchoͤne Sammlung
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wiewohl alles kohlſchwarz ausſieht. Er hat einen groſ-
ſen Folianten in der Hand, und ſchlaͤgt etliche Blaͤt-
ter um. Man geſteht aber, daß es noch nicht ge-
wis iſt, ob Erasmus wirklich hier gebohren worden,
wiewohl man nicht weit davon in einer kleinen Straſſe ei-
ne goldne Inſchrift *) an ein Haus geſetzt hat, worin
man glaubt, daß dieſer beruͤhmte Gelehrte gebohren wor-
den. Hierauf machte ich einen Beſuch bei
Hrn. Dr. Bicker, einem hieſigen Arzte, mit
dem man mich bekannt machte, weil er Direktor ei-
ner gelehrten Geſellſchaft iſt, die hier ſeit einigen Jahren
errichtet worden iſt, und ſchon 3. Quart-Baͤnde von ih-
ren Aufſaͤtzen, aber alle in hollaͤndiſcher Sprache heraus-
gegeben hat, die vielleicht ins franzoͤſiſche uͤberſetzt wer-
den **). Er verſprach mir, morgen die Boͤrſe und den
Akademieſaal zu zeigen.
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*) Sie lautet ſo:
Aedibus hic ortus mundum decoravit Eraſmus,
Artibus ingenuis, Religione, fide.
Herausgeber.
**) Dieſe gelehrte Geſellſchaft fuͤhrt den Namen: Ba-
taafſch Genootſhap der profondervindelyke Wis-
begeerde te Rotterdam. Sie iſt 1771. errichtet
worden. Ihr vornehmſter Urheber war Stephan
Hogendyk, der ihr auch 150000. Gulden vermacht
hat. Hiernaͤchſt hat ein Arzt, Namens Stock, das
meiſte beigetragen, die Beſchaͤftigungen der Geſell-
ſchaft auf die Erweiterung der Experimentalnaturlehre
zu leiten. Sie beſitzt auch eine ſchoͤne Sammlung
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*) That nicht ſo beſonders, als man ſie in Rotterdam
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/493>, abgerufen am 17.06.2024.
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