Wenn die Schiffe in den Kanälen selbst weiter gehen; so hebt man die Brücke über dem Kanal auf, damit der Mast durchgehen kann. Sieht man nun von weitem den Mast zwischen den Leuten und kein Schiff; so weis man nicht, was das ist. Es geht sehr schnell, und die Brücke fällt gleich wieder zu.
Alle Morgen gibt man die Asche aus der Küche weg. Es sind eigene Leute dazu bestellt, die sie alle Morgen ho- len. Man ladet sie auf Schiffe und verkauft sie an die Bauern, die streuen sie aufs Feld.
Auch in dem Hause, wo ich logirte, war der gröste Theil von der Hofwohnung in der Erde, und hatte deswegen oben Fenster.
In Seeland soll so eine kleine arme Insel seyn, daß nur Eine Uhr auf der ganzen Insel ist. Die Leute kuken aber alle nach dem Thurm an der Kirche.
Man ißt in Holland zwischen der Zeit, um 10. und 4. Uhr, gedörrte Fische, eine Art Plattsische. Man zieht ihnen die zähe Haut ab und ißt das Fleisch ohne Brod und Trinken, wie wir Brod essen.
Man hat hier, auch in Gever's Hause, ganze gros- se Schiffe aus Papier, fein mit der Scheere ausgeschnit- ten, als eine der schönsten Zierden im Zimmer. In Glaskasten solte man das von weitem für Elfenbein hal- ten. Solche Stücke kosten aber 2 -- 3. Dukaten.
Abends trinken alle Mägde und Bediente in Hol- land Thee. Sie wundern sich, wenns ein Fremder nicht thut. Freilich haben sie nur Theepulver, aber
Bontekoe
Bemerkungen.
Wenn die Schiffe in den Kanaͤlen ſelbſt weiter gehen; ſo hebt man die Bruͤcke uͤber dem Kanal auf, damit der Maſt durchgehen kann. Sieht man nun von weitem den Maſt zwiſchen den Leuten und kein Schiff; ſo weis man nicht, was das iſt. Es geht ſehr ſchnell, und die Bruͤcke faͤllt gleich wieder zu.
Alle Morgen gibt man die Aſche aus der Kuͤche weg. Es ſind eigene Leute dazu beſtellt, die ſie alle Morgen ho- len. Man ladet ſie auf Schiffe und verkauft ſie an die Bauern, die ſtreuen ſie aufs Feld.
Auch in dem Hauſe, wo ich logirte, war der groͤſte Theil von der Hofwohnung in der Erde, und hatte deswegen oben Fenſter.
In Seeland ſoll ſo eine kleine arme Inſel ſeyn, daß nur Eine Uhr auf der ganzen Inſel iſt. Die Leute kuken aber alle nach dem Thurm an der Kirche.
Man ißt in Holland zwiſchen der Zeit, um 10. und 4. Uhr, gedoͤrrte Fiſche, eine Art Plattſiſche. Man zieht ihnen die zaͤhe Haut ab und ißt das Fleiſch ohne Brod und Trinken, wie wir Brod eſſen.
Man hat hier, auch in Gever’s Hauſe, ganze groſ- ſe Schiffe aus Papier, fein mit der Scheere ausgeſchnit- ten, als eine der ſchoͤnſten Zierden im Zimmer. In Glaskaſten ſolte man das von weitem fuͤr Elfenbein hal- ten. Solche Stuͤcke koſten aber 2 — 3. Dukaten.
Abends trinken alle Maͤgde und Bediente in Hol- land Thee. Sie wundern ſich, wenns ein Fremder nicht thut. Freilich haben ſie nur Theepulver, aber
Bontekoe
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Bemerkungen.
Wenn die Schiffe in den Kanaͤlen ſelbſt weiter
gehen; ſo hebt man die Bruͤcke uͤber dem Kanal auf,
damit der Maſt durchgehen kann. Sieht man nun von
weitem den Maſt zwiſchen den Leuten und kein Schiff; ſo
weis man nicht, was das iſt. Es geht ſehr ſchnell, und
die Bruͤcke faͤllt gleich wieder zu.
Alle Morgen gibt man die Aſche aus der Kuͤche weg.
Es ſind eigene Leute dazu beſtellt, die ſie alle Morgen ho-
len. Man ladet ſie auf Schiffe und verkauft ſie an die
Bauern, die ſtreuen ſie aufs Feld.
Auch in dem Hauſe, wo ich logirte, war der groͤſte
Theil von der Hofwohnung in der Erde, und hatte
deswegen oben Fenſter.
In Seeland ſoll ſo eine kleine arme Inſel ſeyn,
daß nur Eine Uhr auf der ganzen Inſel iſt. Die Leute
kuken aber alle nach dem Thurm an der Kirche.
Man ißt in Holland zwiſchen der Zeit, um 10. und
4. Uhr, gedoͤrrte Fiſche, eine Art Plattſiſche. Man
zieht ihnen die zaͤhe Haut ab und ißt das Fleiſch ohne
Brod und Trinken, wie wir Brod eſſen.
Man hat hier, auch in Gever’s Hauſe, ganze groſ-
ſe Schiffe aus Papier, fein mit der Scheere ausgeſchnit-
ten, als eine der ſchoͤnſten Zierden im Zimmer. In
Glaskaſten ſolte man das von weitem fuͤr Elfenbein hal-
ten. Solche Stuͤcke koſten aber 2 — 3. Dukaten.
Abends trinken alle Maͤgde und Bediente in Hol-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/502>, abgerufen am 22.11.2024.
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