Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.Die Wachparade mit vielem Vergnügen. Die Naturalienkabinet des Prinzen Erbstatthalters. war: *) Wegen einer Wunde muß er sich sein Wasser bestän- dig mit dem Katheter abzapfen lassen, und wird alle- mahl, wenn er 4. Stunden geschlafen hat, aufge- weckt. **) Hr. Dr. Titius in seiner im 9ten Theile der Ber- nonillischen Sammlung kurzer Reisebeschreibungen befindlichen Reise sagt, es werde nur Montags und Freitags von 12. -- 1. Uhr öffentlich gezeigt, die übrigen Tage könne mans zwar auch besehen, man müsse aber 3. Gulden dafür zahlen. Ueberhaupt theilt dieser Gelehrte von diesen und andern, sowohl Naturalien- als Kunstsammlungen, Gelehrten etc. die er in Holland besah und kennen lernte, im vorgedach- tem Buche sehr ausführliche und gute Nachrichten mit. Herausgeber. H h 4
Die Wachparade mit vielem Vergnuͤgen. Die Naturalienkabinet des Prinzen Erbſtatthalters. war: *) Wegen einer Wunde muß er ſich ſein Waſſer beſtaͤn- dig mit dem Katheter abzapfen laſſen, und wird alle- mahl, wenn er 4. Stunden geſchlafen hat, aufge- weckt. **) Hr. Dr. Titius in ſeiner im 9ten Theile der Ber- nonilliſchen Sammlung kurzer Reiſebeſchreibungen befindlichen Reiſe ſagt, es werde nur Montags und Freitags von 12. — 1. Uhr oͤffentlich gezeigt, die uͤbrigen Tage koͤnne mans zwar auch beſehen, man muͤſſe aber 3. Gulden dafuͤr zahlen. Ueberhaupt theilt dieſer Gelehrte von dieſen und andern, ſowohl Naturalien- als Kunſtſammlungen, Gelehrten ꝛc. die er in Holland beſah und kennen lernte, im vorgedach- tem Buche ſehr ausfuͤhrliche und gute Nachrichten mit. Herausgeber. H h 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0511" n="487"/> <p>Die <hi rendition="#fr">Wachparade</hi> mit vielem Vergnuͤgen. Die<lb/> 4. Regimenter, die hier in Beſatzung liegen, haben ſehr<lb/> ſchoͤne Leute. Ihre Muſik iſt unvergleichlich. Der<lb/> Herzog <hi rendition="#fr">Ernſt Ludwig</hi> von <hi rendition="#fr">Braunſchweig</hi> kam ſelber<lb/> auf die Parade. Er iſt ein alter, ſehr ſtarker, aber<lb/> noch lebhafter Herr <note place="foot" n="*)">Wegen einer Wunde muß er ſich ſein Waſſer beſtaͤn-<lb/> dig mit dem Katheter abzapfen laſſen, und wird alle-<lb/> mahl, wenn er 4. Stunden geſchlafen hat, aufge-<lb/> weckt.</note>. Von da ging ich aufs</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Naturalienkabinet</hi> des Prinzen Erbſtatthalters.<lb/> Man zeigt es alle Tage von 12.- halb 2. Uhr, <note place="foot" n="**)">Hr. Dr. <hi rendition="#fr">Titius</hi> in ſeiner im 9ten Theile der <hi rendition="#fr">Ber-<lb/> nonilliſchen</hi> Sammlung kurzer Reiſebeſchreibungen<lb/> befindlichen Reiſe ſagt, es werde nur Montags und<lb/> Freitags von 12. — 1. Uhr oͤffentlich gezeigt, die<lb/> uͤbrigen Tage koͤnne mans zwar auch beſehen, man<lb/> muͤſſe aber 3. Gulden dafuͤr zahlen. Ueberhaupt<lb/> theilt dieſer Gelehrte von dieſen und andern, ſowohl<lb/> Naturalien- als Kunſtſammlungen, Gelehrten ꝛc. die<lb/> er in <hi rendition="#fr">Holland</hi> beſah und kennen lernte, im vorgedach-<lb/> tem Buche ſehr ausfuͤhrliche und gute Nachrichten<lb/> mit. <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note> denn<lb/> man ſpeißt hier erſt um 2, viele erſt um 3. Uhr. Es<lb/> ſteht in 7. Zimmern, die man oͤfnet. Zwei im obern<lb/> Stock ſind, auſſer einigen Skeletten, meiſt mit Kunſtſa-<lb/> chen angefuͤllt, z. B. mit Modellen von Schloͤſſern, aus<lb/> Papier ausgeſchnitten, mit koſtbaren Sachen aus Elfen-<lb/> bein, darunter iſt z. B. ein Stuͤck <hi rendition="#fr">die Pruͤfung Abra-<lb/> hams</hi> vorſtellend. Alles aus Elfenbein. Eine erſchreck-<lb/> liche Kuͤhnheit in den Figuren. Der Engel iſt oben<lb/> halbfliegend, ſchwebend daruͤber ꝛc. Im untern Stock<lb/> <fw place="bottom" type="sig">H h 4</fw><fw place="bottom" type="catch">war:</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [487/0511]
Die Wachparade mit vielem Vergnuͤgen. Die
4. Regimenter, die hier in Beſatzung liegen, haben ſehr
ſchoͤne Leute. Ihre Muſik iſt unvergleichlich. Der
Herzog Ernſt Ludwig von Braunſchweig kam ſelber
auf die Parade. Er iſt ein alter, ſehr ſtarker, aber
noch lebhafter Herr *). Von da ging ich aufs
Naturalienkabinet des Prinzen Erbſtatthalters.
Man zeigt es alle Tage von 12.- halb 2. Uhr, **) denn
man ſpeißt hier erſt um 2, viele erſt um 3. Uhr. Es
ſteht in 7. Zimmern, die man oͤfnet. Zwei im obern
Stock ſind, auſſer einigen Skeletten, meiſt mit Kunſtſa-
chen angefuͤllt, z. B. mit Modellen von Schloͤſſern, aus
Papier ausgeſchnitten, mit koſtbaren Sachen aus Elfen-
bein, darunter iſt z. B. ein Stuͤck die Pruͤfung Abra-
hams vorſtellend. Alles aus Elfenbein. Eine erſchreck-
liche Kuͤhnheit in den Figuren. Der Engel iſt oben
halbfliegend, ſchwebend daruͤber ꝛc. Im untern Stock
war:
*) Wegen einer Wunde muß er ſich ſein Waſſer beſtaͤn-
dig mit dem Katheter abzapfen laſſen, und wird alle-
mahl, wenn er 4. Stunden geſchlafen hat, aufge-
weckt.
**) Hr. Dr. Titius in ſeiner im 9ten Theile der Ber-
nonilliſchen Sammlung kurzer Reiſebeſchreibungen
befindlichen Reiſe ſagt, es werde nur Montags und
Freitags von 12. — 1. Uhr oͤffentlich gezeigt, die
uͤbrigen Tage koͤnne mans zwar auch beſehen, man
muͤſſe aber 3. Gulden dafuͤr zahlen. Ueberhaupt
theilt dieſer Gelehrte von dieſen und andern, ſowohl
Naturalien- als Kunſtſammlungen, Gelehrten ꝛc. die
er in Holland beſah und kennen lernte, im vorgedach-
tem Buche ſehr ausfuͤhrliche und gute Nachrichten
mit. Herausgeber.
H h 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeErst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |