war: 1) im ersten Zimmer die Insektensammlung. Sie steht in Glasschränken an der Wand hinter Vorhän- gen, die aufgerollt werden, viele stecken auch noch unten in Menge in Schubläden, auch in Glasschränken. Es übertrift die Königl. Sammlung in Paris weit. In jeder Ecke steckte ein Stück Kampher. Zu nähern Be- obachtungen fehlte mir Zeit und Gelegenheit. 2) In einem andern Zimmer stand der grosse ausgestopfte Hippopotamus. Das Thier ist länger als das Rhino- ceros in Versailles, hat eine feste, dicke, harte Haut, *) ist oben und unten kohlschwarz, sieht massiv aus, hat aber doch die plumpen Füsse nicht, die der Elefant oder Rhinoceros hat, die dentes laniarii sind breit, sehr glatt; alle seine Zähne sind wie Elfenbein, aber in der Länge sehr verschieden, der Schwanz ist klein; viel Haare hat das Thier nicht, es sitzen aber auch mehrere kurze fuchsbraune immer bei einander. Ein junger und kleiner, beide von Dr. Klöckner ausgestopft, steht noch neben dem grossen und alten. 3) Unter den See- körpern fand ich Korallengewächse zwischen Schwäm-
men.
*) Sie wog 1500. Pfund, hatte eben 2. Jahre im Ma- gazine gelegen, und war so zusammengetrocknet, daß man zweifelte, ob sie sich würde zubereiten lassen, und ob man dem Thiere seine natürliche Gestalt würde wieder geben können; aber Dr. Klöckners Kunst wars nicht unmöglich. Er hat vielmehr den grossen und kleinen Hippopot. sehr natürlich ausgestopft. Er ist ein Arzt in Amsterdam, der im Zubereiten und Aus- stopfen der Thiere große Geschicklichkeit und gewisse Geheimnisse besitzt. Herausgeber.
war: 1) im erſten Zimmer die Inſektenſammlung. Sie ſteht in Glasſchraͤnken an der Wand hinter Vorhaͤn- gen, die aufgerollt werden, viele ſtecken auch noch unten in Menge in Schublaͤden, auch in Glasſchraͤnken. Es uͤbertrift die Koͤnigl. Sammlung in Paris weit. In jeder Ecke ſteckte ein Stuͤck Kampher. Zu naͤhern Be- obachtungen fehlte mir Zeit und Gelegenheit. 2) In einem andern Zimmer ſtand der groſſe ausgeſtopfte Hippopotamus. Das Thier iſt laͤnger als das Rhino- ceros in Verſailles, hat eine feſte, dicke, harte Haut, *) iſt oben und unten kohlſchwarz, ſieht maſſiv aus, hat aber doch die plumpen Fuͤſſe nicht, die der Elefant oder Rhinoceros hat, die dentes laniarii ſind breit, ſehr glatt; alle ſeine Zaͤhne ſind wie Elfenbein, aber in der Laͤnge ſehr verſchieden, der Schwanz iſt klein; viel Haare hat das Thier nicht, es ſitzen aber auch mehrere kurze fuchsbraune immer bei einander. Ein junger und kleiner, beide von Dr. Kloͤckner ausgeſtopft, ſteht noch neben dem groſſen und alten. 3) Unter den See- koͤrpern fand ich Korallengewaͤchſe zwiſchen Schwaͤm-
men.
*) Sie wog 1500. Pfund, hatte eben 2. Jahre im Ma- gazine gelegen, und war ſo zuſammengetrocknet, daß man zweifelte, ob ſie ſich wuͤrde zubereiten laſſen, und ob man dem Thiere ſeine natuͤrliche Geſtalt wuͤrde wieder geben koͤnnen; aber Dr. Kloͤckners Kunſt wars nicht unmoͤglich. Er hat vielmehr den groſſen und kleinen Hippopot. ſehr natuͤrlich ausgeſtopft. Er iſt ein Arzt in Amſterdam, der im Zubereiten und Aus- ſtopfen der Thiere große Geſchicklichkeit und gewiſſe Geheimniſſe beſitzt. Herausgeber.
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war: 1) im erſten Zimmer die Inſektenſammlung.
Sie ſteht in Glasſchraͤnken an der Wand hinter Vorhaͤn-
gen, die aufgerollt werden, viele ſtecken auch noch unten
in Menge in Schublaͤden, auch in Glasſchraͤnken. Es
uͤbertrift die Koͤnigl. Sammlung in Paris weit. In
jeder Ecke ſteckte ein Stuͤck Kampher. Zu naͤhern Be-
obachtungen fehlte mir Zeit und Gelegenheit. 2) In
einem andern Zimmer ſtand der groſſe ausgeſtopfte
Hippopotamus. Das Thier iſt laͤnger als das Rhino-
ceros in Verſailles, hat eine feſte, dicke, harte Haut, *)
iſt oben und unten kohlſchwarz, ſieht maſſiv aus,
hat aber doch die plumpen Fuͤſſe nicht, die der Elefant
oder Rhinoceros hat, die dentes laniarii ſind breit,
ſehr glatt; alle ſeine Zaͤhne ſind wie Elfenbein, aber in
der Laͤnge ſehr verſchieden, der Schwanz iſt klein; viel
Haare hat das Thier nicht, es ſitzen aber auch mehrere
kurze fuchsbraune immer bei einander. Ein junger und
kleiner, beide von Dr. Kloͤckner ausgeſtopft, ſteht
noch neben dem groſſen und alten. 3) Unter den See-
koͤrpern fand ich Korallengewaͤchſe zwiſchen Schwaͤm-
men.
*) Sie wog 1500. Pfund, hatte eben 2. Jahre im Ma-
gazine gelegen, und war ſo zuſammengetrocknet, daß
man zweifelte, ob ſie ſich wuͤrde zubereiten laſſen, und
ob man dem Thiere ſeine natuͤrliche Geſtalt wuͤrde
wieder geben koͤnnen; aber Dr. Kloͤckners Kunſt wars
nicht unmoͤglich. Er hat vielmehr den groſſen und
kleinen Hippopot. ſehr natuͤrlich ausgeſtopft. Er iſt
ein Arzt in Amſterdam, der im Zubereiten und Aus-
ſtopfen der Thiere große Geſchicklichkeit und gewiſſe
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/512>, abgerufen am 24.11.2024.
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