Hrn. Legationsrath Meuschen, den ich schon als einen Kenner und Freund der Naturgeschichte aus dem Naturforscher kannte. Ich fand ihn zwischen seinen Schränken mit kleinen naturhistorischen Zänkereien mit Walch, Schröter, Spengler etc. beschäftigt. Er sammelt in der Konchyliologie, und arbeitet auch an ei- nem neuen Werke, an einer neuen Eintheilung, an neuen Zeichnungen von Konchylien. Die Multivalv. sieht er nur für Coarticul. an, die Echinos bringt er als eine eigne Klasse zu den Konchylien, weil wir doch bei den Konchylien auch nur die Schale kennen etc. Ich sah bei ihm unter andern: 1) Die Herkuleskeule, welche Walch im 9ten Stück des Naturforschers beschrieben hat. -- Ein Stück von einer Wurmpfeife. Meu- schen meinte, die kleinen Körperchen inwendig dienten dem Thier darzu, auf- und niederzusteigen, und das spi- tzige ginge wohl in seinen Körper hinein, und helfe zur Verdauung. Er hat noch eine, die nicht klappert, worin die Körperchen fest sitzen. 2) Ein Körper, den ich für eine Lepas,Meuschen aber mit Gewalt für eine Fisch- schuppe halten wollte. Man bringt ihn aus Frank- reich und aus Indien. Beobachtung muß entscheiden. 3) Walchs neritenförmige Patelle, worüber Meu- schen ganz anders dachte. 4) Das langgetopte Flü- gelhorn, eine grosse Seltenheit in Kabinetten. 5) Ein Murexmit einem Zahn. An der Seite des Labii steht ein kleiner spitziger scharfer Zahn gerade heraus. Von den Malouinen. Lyonet hat auch welche. 6) Eine Schnecke, die noch ein Ei über sich hat. Je-
de
Den 31ſten Jul.
Heute war ich beim
Hrn. Legationsrath Meuſchen, den ich ſchon als einen Kenner und Freund der Naturgeſchichte aus dem Naturforſcher kannte. Ich fand ihn zwiſchen ſeinen Schraͤnken mit kleinen naturhiſtoriſchen Zaͤnkereien mit Walch, Schroͤter, Spengler ꝛc. beſchaͤftigt. Er ſammelt in der Konchyliologie, und arbeitet auch an ei- nem neuen Werke, an einer neuen Eintheilung, an neuen Zeichnungen von Konchylien. Die Multivalv. ſieht er nur fuͤr Coarticul. an, die Echinos bringt er als eine eigne Klaſſe zu den Konchylien, weil wir doch bei den Konchylien auch nur die Schale kennen ꝛc. Ich ſah bei ihm unter andern: 1) Die Herkuleskeule, welche Walch im 9ten Stuͤck des Naturforſchers beſchrieben hat. — Ein Stuͤck von einer Wurmpfeife. Meu- ſchen meinte, die kleinen Koͤrperchen inwendig dienten dem Thier darzu, auf- und niederzuſteigen, und das ſpi- tzige ginge wohl in ſeinen Koͤrper hinein, und helfe zur Verdauung. Er hat noch eine, die nicht klappert, worin die Koͤrperchen feſt ſitzen. 2) Ein Koͤrper, den ich fuͤr eine Lepas,Meuſchen aber mit Gewalt fuͤr eine Fiſch- ſchuppe halten wollte. Man bringt ihn aus Frank- reich und aus Indien. Beobachtung muß entſcheiden. 3) Walchs neritenfoͤrmige Patelle, woruͤber Meu- ſchen ganz anders dachte. 4) Das langgetopte Fluͤ- gelhorn, eine groſſe Seltenheit in Kabinetten. 5) Ein Murexmit einem Zahn. An der Seite des Labii ſteht ein kleiner ſpitziger ſcharfer Zahn gerade heraus. Von den Malouinen. Lyonet hat auch welche. 6) Eine Schnecke, die noch ein Ei uͤber ſich hat. Je-
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Den 31ſten Jul.
Heute war ich beim
Hrn. Legationsrath Meuſchen, den ich ſchon als
einen Kenner und Freund der Naturgeſchichte aus dem
Naturforſcher kannte. Ich fand ihn zwiſchen ſeinen
Schraͤnken mit kleinen naturhiſtoriſchen Zaͤnkereien mit
Walch, Schroͤter, Spengler ꝛc. beſchaͤftigt. Er
ſammelt in der Konchyliologie, und arbeitet auch an ei-
nem neuen Werke, an einer neuen Eintheilung, an neuen
Zeichnungen von Konchylien. Die Multivalv. ſieht er
nur fuͤr Coarticul. an, die Echinos bringt er als eine
eigne Klaſſe zu den Konchylien, weil wir doch bei den
Konchylien auch nur die Schale kennen ꝛc. Ich ſah bei
ihm unter andern: 1) Die Herkuleskeule, welche
Walch im 9ten Stuͤck des Naturforſchers beſchrieben
hat. — Ein Stuͤck von einer Wurmpfeife. Meu-
ſchen meinte, die kleinen Koͤrperchen inwendig dienten
dem Thier darzu, auf- und niederzuſteigen, und das ſpi-
tzige ginge wohl in ſeinen Koͤrper hinein, und helfe zur
Verdauung. Er hat noch eine, die nicht klappert, worin
die Koͤrperchen feſt ſitzen. 2) Ein Koͤrper, den ich fuͤr
eine Lepas, Meuſchen aber mit Gewalt fuͤr eine Fiſch-
ſchuppe halten wollte. Man bringt ihn aus Frank-
reich und aus Indien. Beobachtung muß entſcheiden.
3) Walchs neritenfoͤrmige Patelle, woruͤber Meu-
ſchen ganz anders dachte. 4) Das langgetopte Fluͤ-
gelhorn, eine groſſe Seltenheit in Kabinetten. 5) Ein
Murex mit einem Zahn. An der Seite des Labii
ſteht ein kleiner ſpitziger ſcharfer Zahn gerade heraus.
Von den Malouinen. Lyonet hat auch welche. 6)
Eine Schnecke, die noch ein Ei uͤber ſich hat. Je-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/516>, abgerufen am 24.11.2024.
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