ist die Viehzucht das Vornehmste. Man sieht aber auch herrliches Vieh, und die ubera lacte distenta. Der Mann hatte über meine Freude bei ihm, seine herzliche Freude, und wolte mich gar umsonst traktiren, präsentir- te mir aber zuletzt seines Bruders Kind, dem ich etwas geben könnte. Den Rückweg nahm ich über
Voorburg, einem schönen Dorfe. Zu beiden Sei- ten des Weges waren überall die prächtigsten Landsitze oder Lusthäuser, und Lustgärten reicher Holländer.
Auf der andern Seite, etwa 3/4. Stunden vom Haag, sah ich das durch den Friedensschluß von J. 1697. be- rühmt gewordne Dorf
Riswyck. Ehemals solls viel grösser gewesen seyn, und bis an den Haag gereicht haben. Der Prinz hat nicht weit vom Orte ein Kastell, und da zeigt man noch den Fremden das Zimmer, das Papier, das Dintenfaß etc. wo der Friede untergezeichnet worden ist. Die Hol- länder sehen das als eine sehr merkwürdige Reliquie ihres Landes an.
Den 3ten August.
Den Vormittag brachte ich wieder bei Hrn. Legation- tath Meuschen zu. Er gab mir von dem Spezisicum, das ein Arzt im Haag, Namens van Bosch, der Fr. Hofmannen und Boerhaven, jenen aber noch mehr, als diesen studirt, gegen die Blattern erfunden, bisher mit dem glücklichsten Erfolg gebraucht, aber noch geheim gehalten hat. In seiner Schrift in holländischer Spra- che: Vorbehaltungsmittel etc. soll ein Fingerzeig da- von seyn. Es ist aus dem Mineralreich. In den Ber-
liner
iſt die Viehzucht das Vornehmſte. Man ſieht aber auch herrliches Vieh, und die ubera lacte diſtenta. Der Mann hatte uͤber meine Freude bei ihm, ſeine herzliche Freude, und wolte mich gar umſonſt traktiren, praͤſentir- te mir aber zuletzt ſeines Bruders Kind, dem ich etwas geben koͤnnte. Den Ruͤckweg nahm ich uͤber
Voorburg, einem ſchoͤnen Dorfe. Zu beiden Sei- ten des Weges waren uͤberall die praͤchtigſten Landſitze oder Luſthaͤuſer, und Luſtgaͤrten reicher Hollaͤnder.
Auf der andern Seite, etwa ¾. Stunden vom Haag, ſah ich das durch den Friedensſchluß von J. 1697. be- ruͤhmt gewordne Dorf
Riswyck. Ehemals ſolls viel groͤſſer geweſen ſeyn, und bis an den Haag gereicht haben. Der Prinz hat nicht weit vom Orte ein Kaſtell, und da zeigt man noch den Fremden das Zimmer, das Papier, das Dintenfaß ꝛc. wo der Friede untergezeichnet worden iſt. Die Hol- laͤnder ſehen das als eine ſehr merkwuͤrdige Reliquie ihres Landes an.
Den 3ten Auguſt.
Den Vormittag brachte ich wieder bei Hrn. Legation- tath Meuſchen zu. Er gab mir von dem Speziſicum, das ein Arzt im Haag, Namens van Boſch, der Fr. Hofmannen und Boerhaven, jenen aber noch mehr, als dieſen ſtudirt, gegen die Blattern erfunden, bisher mit dem gluͤcklichſten Erfolg gebraucht, aber noch geheim gehalten hat. In ſeiner Schrift in hollaͤndiſcher Spra- che: Vorbehaltungsmittel ꝛc. ſoll ein Fingerzeig da- von ſeyn. Es iſt aus dem Mineralreich. In den Ber-
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iſt die Viehzucht das Vornehmſte. Man ſieht aber auch
herrliches Vieh, und die ubera lacte diſtenta. Der
Mann hatte uͤber meine Freude bei ihm, ſeine herzliche
Freude, und wolte mich gar umſonſt traktiren, praͤſentir-
te mir aber zuletzt ſeines Bruders Kind, dem ich etwas
geben koͤnnte. Den Ruͤckweg nahm ich uͤber
Voorburg, einem ſchoͤnen Dorfe. Zu beiden Sei-
ten des Weges waren uͤberall die praͤchtigſten Landſitze
oder Luſthaͤuſer, und Luſtgaͤrten reicher Hollaͤnder.
Auf der andern Seite, etwa ¾. Stunden vom Haag,
ſah ich das durch den Friedensſchluß von J. 1697. be-
ruͤhmt gewordne Dorf
Riswyck. Ehemals ſolls viel groͤſſer geweſen ſeyn,
und bis an den Haag gereicht haben. Der Prinz hat
nicht weit vom Orte ein Kaſtell, und da zeigt man noch
den Fremden das Zimmer, das Papier, das Dintenfaß
ꝛc. wo der Friede untergezeichnet worden iſt. Die Hol-
laͤnder ſehen das als eine ſehr merkwuͤrdige Reliquie ihres
Landes an.
Den 3ten Auguſt.
Den Vormittag brachte ich wieder bei Hrn. Legation-
tath Meuſchen zu. Er gab mir von dem Speziſicum,
das ein Arzt im Haag, Namens van Boſch, der Fr.
Hofmannen und Boerhaven, jenen aber noch mehr,
als dieſen ſtudirt, gegen die Blattern erfunden, bisher
mit dem gluͤcklichſten Erfolg gebraucht, aber noch geheim
gehalten hat. In ſeiner Schrift in hollaͤndiſcher Spra-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/535>, abgerufen am 24.11.2024.
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