Die grosse Peterskirche ist als ein grosses Gebäu- de merkwürdig. Inwendig sieht man ein halbes Tau- send Familienwappen auf schwarzen Feldern. Jede Platte deckt ein Grab; alle Tage werden etliche aufgeris- sen. Die Kanzel steht niedrig, und hat wieder einen Tanzboden zum Deckel, aber die grosse schwere Orgel hängt kühn an der Wand! Das wichtigste Stück darin war mir des grossen Boerhave's Grabmahl, davon mehr am Beschluß des Artikels von Leyden.
Das Stadt- oder Rathhaus. -- Ein schönes Gebäude in der Breede Straat, der schönsten und läng- sten in dieser Stadt. Man findet verschiedene gute Gemälde darin, als in der Burgermeisterskammer ein berühmtes Gemälde von Lucas von Leyden, das jüngste Gericht vorstellend. Ein Meisterstück würd' es seyn, machten nicht die geschwänzten Teufel zwischen den Auferstandenen gar so eine seltsame Wirkung. In der Schöppenkammer, eine Kreutzigung von Cor- nelius Engelbrecht, die an die 300. Jahr alt ist, und gleichwohl noch wie neu aussieht. Auch eins von de Moor, welches die Geschichte des Brutus, und die Enthauptung seiner Söhne vorstellt, wo ein todter Kör- per und der abgehauene Kopf des einen Sohnes gar vor- treflich sind.
Die alte Burg, oder das Schloß, -- ein Berg- schlos auf einer Anhöhe mitten in der Stadt, wodurch sich im J. 1574. Leyden bei der Belagerung von den Spa- niern rettete. Man geht eine grosse Treppe von 90. Stuffen hinauf, oben ist ein Irrgarten, und eine ziemlich gute Aussicht. Doch ist der Berg nicht hoch genug, um über die Thürme und Häuser der Stadt wegzusehen.
Man
Die groſſe Peterskirche iſt als ein groſſes Gebaͤu- de merkwuͤrdig. Inwendig ſieht man ein halbes Tau- ſend Familienwappen auf ſchwarzen Feldern. Jede Platte deckt ein Grab; alle Tage werden etliche aufgeriſ- ſen. Die Kanzel ſteht niedrig, und hat wieder einen Tanzboden zum Deckel, aber die groſſe ſchwere Orgel haͤngt kuͤhn an der Wand! Das wichtigſte Stuͤck darin war mir des groſſen Boerhave’s Grabmahl, davon mehr am Beſchluß des Artikels von Leyden.
Das Stadt- oder Rathhaus. — Ein ſchoͤnes Gebaͤude in der Breede Straat, der ſchoͤnſten und laͤng- ſten in dieſer Stadt. Man findet verſchiedene gute Gemaͤlde darin, als in der Burgermeiſterskammer ein beruͤhmtes Gemaͤlde von Lucas von Leyden, das juͤngſte Gericht vorſtellend. Ein Meiſterſtuͤck wuͤrd’ es ſeyn, machten nicht die geſchwaͤnzten Teufel zwiſchen den Auferſtandenen gar ſo eine ſeltſame Wirkung. In der Schoͤppenkammer, eine Kreutzigung von Cor- nelius Engelbrecht, die an die 300. Jahr alt iſt, und gleichwohl noch wie neu ausſieht. Auch eins von de Moor, welches die Geſchichte des Brutus, und die Enthauptung ſeiner Soͤhne vorſtellt, wo ein todter Koͤr- per und der abgehauene Kopf des einen Sohnes gar vor- treflich ſind.
Die alte Burg, oder das Schloß, — ein Berg- ſchlos auf einer Anhoͤhe mitten in der Stadt, wodurch ſich im J. 1574. Leyden bei der Belagerung von den Spa- niern rettete. Man geht eine groſſe Treppe von 90. Stuffen hinauf, oben iſt ein Irrgarten, und eine ziemlich gute Ausſicht. Doch iſt der Berg nicht hoch genug, um uͤber die Thuͤrme und Haͤuſer der Stadt wegzuſehen.
Man
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Die groſſe Peterskirche iſt als ein groſſes Gebaͤu-
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ſen. Die Kanzel ſteht niedrig, und hat wieder einen
Tanzboden zum Deckel, aber die groſſe ſchwere Orgel
haͤngt kuͤhn an der Wand! Das wichtigſte Stuͤck darin
war mir des groſſen Boerhave’s Grabmahl, davon
mehr am Beſchluß des Artikels von Leyden.
Das Stadt- oder Rathhaus. — Ein ſchoͤnes
Gebaͤude in der Breede Straat, der ſchoͤnſten und laͤng-
ſten in dieſer Stadt. Man findet verſchiedene gute
Gemaͤlde darin, als in der Burgermeiſterskammer
ein beruͤhmtes Gemaͤlde von Lucas von Leyden, das
juͤngſte Gericht vorſtellend. Ein Meiſterſtuͤck wuͤrd’
es ſeyn, machten nicht die geſchwaͤnzten Teufel zwiſchen
den Auferſtandenen gar ſo eine ſeltſame Wirkung. In
der Schoͤppenkammer, eine Kreutzigung von Cor-
nelius Engelbrecht, die an die 300. Jahr alt iſt, und
gleichwohl noch wie neu ausſieht. Auch eins von de
Moor, welches die Geſchichte des Brutus, und die
Enthauptung ſeiner Soͤhne vorſtellt, wo ein todter Koͤr-
per und der abgehauene Kopf des einen Sohnes gar vor-
treflich ſind.
Die alte Burg, oder das Schloß, — ein Berg-
ſchlos auf einer Anhoͤhe mitten in der Stadt, wodurch ſich
im J. 1574. Leyden bei der Belagerung von den Spa-
niern rettete. Man geht eine groſſe Treppe von 90.
Stuffen hinauf, oben iſt ein Irrgarten, und eine ziemlich
gute Ausſicht. Doch iſt der Berg nicht hoch genug, um
uͤber die Thuͤrme und Haͤuſer der Stadt wegzuſehen.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/547>, abgerufen am 24.11.2024.
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