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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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Das Modell des Tempels Salomons. Der
Prof. Mill, der ehemals hier war, hat es auf eigne
Kosten machen lassen, und es dann der Universität ver-
macht. Man hat 7. Jahre daran gearbeitet, es soll ei-
nige 1000. Gulden kosten. Alles daran ist aus Holz,
und meist weislicht angestrichen. Alles was die Schrift
nach Ellen angibt, ist hier in Zollen nachgemacht *).
Die beiden Säulen, Jachin und Boas, und das eher-
ne Meer sind aus Kupfer. Die Vorhöfe füllen das gan-
ze Zimmer. Es sind eine Menge Fenster mit Gitter-
werk daran. Die Treppen und Thüren sind gar artig.
Am Tempel selber öfnet man einen Theil, so sieht man
das Heilige und Allerheiligste. Die 2. Vorhänge sind
von Pers, der Schaubrodtisch von vergoldetem Holz.
Im Allerheiligsten steht die Bundslade, und darauf gros-
se Engel mit Flügeln. Auch der Thron, auf dem Sa-
lomo
bei der Einweihung sas, ist nicht vergessen. Die
güldenen Leuchter sind gar schön. Es scheint aber, daß
man den andern Tempel zu Christi Zeiten zu viel kopirt
hat. Der Aufseher wollte mir auch eine Thüre für die
schöne, Apost. Gesch. III, 1. ausgeben etc. Hierauf
lernte ich

Hrn. Dr. Boddaert kennen. Er ist ein Arzt, der
aber nicht praktizirt, und sich blos dem Studium der Na-
turgeschichte, ohne grade einen bestimmten Theil zu wählen,
widmet. Er ist schon bei Jahren, liest zwar deutsche

Schriften,
*) Das Verhältniß an diesem Modelle ist so, daß man
1. Zoll für 24. angenommen, und es also 24 mahl
kleiner gemacht hat. Ueberhaupt ist es 16. Schritte
lang und 10. breit. Herausgeber.
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Das Modell des Tempels Salomons. Der
Prof. Mill, der ehemals hier war, hat es auf eigne
Koſten machen laſſen, und es dann der Univerſitaͤt ver-
macht. Man hat 7. Jahre daran gearbeitet, es ſoll ei-
nige 1000. Gulden koſten. Alles daran iſt aus Holz,
und meiſt weislicht angeſtrichen. Alles was die Schrift
nach Ellen angibt, iſt hier in Zollen nachgemacht *).
Die beiden Saͤulen, Jachin und Boas, und das eher-
ne Meer ſind aus Kupfer. Die Vorhoͤfe fuͤllen das gan-
ze Zimmer. Es ſind eine Menge Fenſter mit Gitter-
werk daran. Die Treppen und Thuͤren ſind gar artig.
Am Tempel ſelber oͤfnet man einen Theil, ſo ſieht man
das Heilige und Allerheiligſte. Die 2. Vorhaͤnge ſind
von Pers, der Schaubrodtiſch von vergoldetem Holz.
Im Allerheiligſten ſteht die Bundslade, und darauf groſ-
ſe Engel mit Fluͤgeln. Auch der Thron, auf dem Sa-
lomo
bei der Einweihung ſas, iſt nicht vergeſſen. Die
guͤldenen Leuchter ſind gar ſchoͤn. Es ſcheint aber, daß
man den andern Tempel zu Chriſti Zeiten zu viel kopirt
hat. Der Aufſeher wollte mir auch eine Thuͤre fuͤr die
ſchoͤne, Apoſt. Geſch. III, 1. ausgeben ꝛc. Hierauf
lernte ich

Hrn. Dr. Boddaert kennen. Er iſt ein Arzt, der
aber nicht praktizirt, und ſich blos dem Studium der Na-
turgeſchichte, ohne grade einen beſtimmten Theil zu waͤhlen,
widmet. Er iſt ſchon bei Jahren, lieſt zwar deutſche

Schriften,
*) Das Verhaͤltniß an dieſem Modelle iſt ſo, daß man
1. Zoll fuͤr 24. angenommen, und es alſo 24 mahl
kleiner gemacht hat. Ueberhaupt iſt es 16. Schritte
lang und 10. breit. Herausgeber.
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[593/0617] Das Modell des Tempels Salomons. Der Prof. Mill, der ehemals hier war, hat es auf eigne Koſten machen laſſen, und es dann der Univerſitaͤt ver- macht. Man hat 7. Jahre daran gearbeitet, es ſoll ei- nige 1000. Gulden koſten. Alles daran iſt aus Holz, und meiſt weislicht angeſtrichen. Alles was die Schrift nach Ellen angibt, iſt hier in Zollen nachgemacht *). Die beiden Saͤulen, Jachin und Boas, und das eher- ne Meer ſind aus Kupfer. Die Vorhoͤfe fuͤllen das gan- ze Zimmer. Es ſind eine Menge Fenſter mit Gitter- werk daran. Die Treppen und Thuͤren ſind gar artig. Am Tempel ſelber oͤfnet man einen Theil, ſo ſieht man das Heilige und Allerheiligſte. Die 2. Vorhaͤnge ſind von Pers, der Schaubrodtiſch von vergoldetem Holz. Im Allerheiligſten ſteht die Bundslade, und darauf groſ- ſe Engel mit Fluͤgeln. Auch der Thron, auf dem Sa- lomo bei der Einweihung ſas, iſt nicht vergeſſen. Die guͤldenen Leuchter ſind gar ſchoͤn. Es ſcheint aber, daß man den andern Tempel zu Chriſti Zeiten zu viel kopirt hat. Der Aufſeher wollte mir auch eine Thuͤre fuͤr die ſchoͤne, Apoſt. Geſch. III, 1. ausgeben ꝛc. Hierauf lernte ich Hrn. Dr. Boddaert kennen. Er iſt ein Arzt, der aber nicht praktizirt, und ſich blos dem Studium der Na- turgeſchichte, ohne grade einen beſtimmten Theil zu waͤhlen, widmet. Er iſt ſchon bei Jahren, lieſt zwar deutſche Schriften, *) Das Verhaͤltniß an dieſem Modelle iſt ſo, daß man 1. Zoll fuͤr 24. angenommen, und es alſo 24 mahl kleiner gemacht hat. Ueberhaupt iſt es 16. Schritte lang und 10. breit. Herausgeber. P p

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/617>, abgerufen am 22.11.2024.