Den 3ten Sept. Die Reise von Koblenz nach Simmern.
Ein entsetzlicher Weg -- übern Hundsrück. Es geht Bergauf, Bergab. In der Mitte der Tagereise liegt
Oehr, ein schlechtes Wirthshaus, wo man beinahe nichts haben kan. Von da an aber geht eine gebahnte Strasse nach
Simmern, einer churpfälzischen Stadt. Von da fuhr ich weg, und die ganze Nacht durch, und kam
Den 4ten Sept.
Früh nach
Kreutznach, an der Nohe gelegen. Da verlies ich die Post, und nahm ein eignes Fuhrwerk nach dem baadenschen Antheil von der Grafschaft Sponheim, und kam Nachmittag auf dem Schlosse
Naumburg glücklich an. Es ist ein Weg von 8. Stunden, der sich beständig an der Nohe, zwischen den schrecklichsten Bergen zu beiden Seiten hinzieht. So ist die ganze Sponheimsche Grafschaft, rauh, uneben, voll eisenhaltiges Thons, voll Schiefer, voll brechlicher Steine, aber doch sehr fruchtbar. Die Berge sind fast alle wenigstens an einer Seite angebaut, und schliessen die fruchtbarsten Thäler ein. Das Vieh, das hier sehr theuer gemästet wird, ist klein und unansehnlich. Man erbauet vielen Haber, aber keinen Weitzen, statt dessen lauter Spelz. Der Roggen aus dieser Gegend gibt auch ohne die geringste Beimischung von Weitzen ein sehr kost- bares und beinahe weisses Brod. Ausser den vielen
Schätzen,
Den 3ten Sept. Die Reiſe von Koblenz nach Simmern.
Ein entſetzlicher Weg — uͤbern Hundsruͤck. Es geht Bergauf, Bergab. In der Mitte der Tagereiſe liegt
Oehr, ein ſchlechtes Wirthshaus, wo man beinahe nichts haben kan. Von da an aber geht eine gebahnte Straſſe nach
Simmern, einer churpfaͤlziſchen Stadt. Von da fuhr ich weg, und die ganze Nacht durch, und kam
Den 4ten Sept.
Fruͤh nach
Kreutznach, an der Nohe gelegen. Da verlies ich die Poſt, und nahm ein eignes Fuhrwerk nach dem baadenſchen Antheil von der Grafſchaft Sponheim, und kam Nachmittag auf dem Schloſſe
Naumburg gluͤcklich an. Es iſt ein Weg von 8. Stunden, der ſich beſtaͤndig an der Nohe, zwiſchen den ſchrecklichſten Bergen zu beiden Seiten hinzieht. So iſt die ganze Sponheimſche Grafſchaft, rauh, uneben, voll eiſenhaltiges Thons, voll Schiefer, voll brechlicher Steine, aber doch ſehr fruchtbar. Die Berge ſind faſt alle wenigſtens an einer Seite angebaut, und ſchlieſſen die fruchtbarſten Thaͤler ein. Das Vieh, das hier ſehr theuer gemaͤſtet wird, iſt klein und unanſehnlich. Man erbauet vielen Haber, aber keinen Weitzen, ſtatt deſſen lauter Spelz. Der Roggen aus dieſer Gegend gibt auch ohne die geringſte Beimiſchung von Weitzen ein ſehr koſt- bares und beinahe weiſſes Brod. Auſſer den vielen
Schaͤtzen,
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Den 3ten Sept.
Die Reiſe von Koblenz nach Simmern.
Ein entſetzlicher Weg — uͤbern Hundsruͤck. Es
geht Bergauf, Bergab. In der Mitte der Tagereiſe
liegt
Oehr, ein ſchlechtes Wirthshaus, wo man beinahe
nichts haben kan. Von da an aber geht eine gebahnte
Straſſe nach
Simmern, einer churpfaͤlziſchen Stadt. Von
da fuhr ich weg, und die ganze Nacht durch, und kam
Den 4ten Sept.
Fruͤh nach
Kreutznach, an der Nohe gelegen. Da verlies
ich die Poſt, und nahm ein eignes Fuhrwerk nach dem
baadenſchen Antheil von der Grafſchaft Sponheim,
und kam Nachmittag auf dem Schloſſe
Naumburg gluͤcklich an. Es iſt ein Weg von 8.
Stunden, der ſich beſtaͤndig an der Nohe, zwiſchen den
ſchrecklichſten Bergen zu beiden Seiten hinzieht. So
iſt die ganze Sponheimſche Grafſchaft, rauh, uneben,
voll eiſenhaltiges Thons, voll Schiefer, voll brechlicher
Steine, aber doch ſehr fruchtbar. Die Berge ſind faſt
alle wenigſtens an einer Seite angebaut, und ſchlieſſen
die fruchtbarſten Thaͤler ein. Das Vieh, das hier ſehr
theuer gemaͤſtet wird, iſt klein und unanſehnlich. Man
erbauet vielen Haber, aber keinen Weitzen, ſtatt deſſen
lauter Spelz. Der Roggen aus dieſer Gegend gibt auch
ohne die geringſte Beimiſchung von Weitzen ein ſehr koſt-
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Schaͤtzen,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/643>, abgerufen am 22.11.2024.
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