Es ist hier alles viel theurer, als z. B. in Stras- burg. In letztrer Stadt kostet eine Tasse Kaffee 2 Sous; hier 4; dort eine Tasse Chocolade 8 Sous; hier 10. und dann ist in verschiedenen Kaffeehäusern manches viel schlechter, als dort.
Zur Bequemlichkeit mit der petite poste, laufen in allen Strassen Männer herum, die eine lederne Briefta- sche anhängen haben, und durch eine eiserne Klapper oder dergleichen sich ankündigen.
Man findet hier überall Trödler; einige handeln blos mit Manns-andre mit Frauen-andre mit Kinder- und mit Bedienten-andre mit bordirten Kleidern etc.
Auch gibts eine Menge Mohren hier, und Nege- rinnen, die Kaufleute, Bediente, Unterhändler etc. sind.
Man verkauft hier beständig rothe Eier, wie bei uns sonst nur an Ostern. Ich sah überall ganze Körbe voll, und wuste lange nicht, was es war. Sie werden hart gekocht, gefärbt, und so zum Sallat in den Häu- sern verkauft. Ueberhaupt pflegt man hier viele Eier zu essen. Man bringt sie oft nach der Suppe auf den Tisch. Manche können 2-3. hintereinander zu sich nehmen.
Den 23sten Mai.
La Bibliotheque de l'Abbaye St. Germain, ou de la Congreg. de St. Maur. besah ich heute. Das Kloster selbst ist ein altes, aber weites, und grosses, Ge- bäude. In dem obersten Stock kömmt man an eine eiser- ne Grille, diese öfnet den langen Bibliothek-Saal. Am Ende desselben, der zu beiden Seiten Bücher-
schränke
D 3
Es iſt hier alles viel theurer, als z. B. in Stras- burg. In letztrer Stadt koſtet eine Taſſe Kaffee 2 Sous; hier 4; dort eine Taſſe Chocolade 8 Sous; hier 10. und dann iſt in verſchiedenen Kaffeehaͤuſern manches viel ſchlechter, als dort.
Zur Bequemlichkeit mit der petite poſte, laufen in allen Straſſen Maͤnner herum, die eine lederne Briefta- ſche anhaͤngen haben, und durch eine eiſerne Klapper oder dergleichen ſich ankuͤndigen.
Man findet hier uͤberall Troͤdler; einige handeln blos mit Manns-andre mit Frauen-andre mit Kinder- und mit Bedienten-andre mit bordirten Kleidern ꝛc.
Auch gibts eine Menge Mohren hier, und Nege- rinnen, die Kaufleute, Bediente, Unterhaͤndler ꝛc. ſind.
Man verkauft hier beſtaͤndig rothe Eier, wie bei uns ſonſt nur an Oſtern. Ich ſah uͤberall ganze Koͤrbe voll, und wuſte lange nicht, was es war. Sie werden hart gekocht, gefaͤrbt, und ſo zum Sallat in den Haͤu- ſern verkauft. Ueberhaupt pflegt man hier viele Eier zu eſſen. Man bringt ſie oft nach der Suppe auf den Tiſch. Manche koͤnnen 2-3. hintereinander zu ſich nehmen.
Den 23ſten Mai.
La Bibliotheque de l’Abbaye St. Germain, ou de la Congreg. de St. Maur. beſah ich heute. Das Kloſter ſelbſt iſt ein altes, aber weites, und groſſes, Ge- baͤude. In dem oberſten Stock koͤmmt man an eine eiſer- ne Grille, dieſe oͤfnet den langen Bibliothek-Saal. Am Ende deſſelben, der zu beiden Seiten Buͤcher-
ſchraͤnke
D 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0077"n="53"/><p>Es iſt hier alles <hirendition="#fr">viel theurer,</hi> als z. B. in <hirendition="#fr">Stras-<lb/>
burg.</hi> In letztrer Stadt koſtet eine Taſſe Kaffee<lb/>
2 Sous; hier 4; dort eine Taſſe Chocolade 8 Sous;<lb/>
hier 10. und dann iſt in verſchiedenen Kaffeehaͤuſern<lb/>
manches viel ſchlechter, als dort.</p><lb/><p>Zur Bequemlichkeit mit der <hirendition="#aq">petite poſte,</hi> laufen in<lb/>
allen Straſſen Maͤnner herum, die eine lederne Briefta-<lb/>ſche anhaͤngen haben, und durch eine eiſerne Klapper oder<lb/>
dergleichen ſich ankuͤndigen.</p><lb/><p>Man findet hier uͤberall <hirendition="#fr">Troͤdler;</hi> einige handeln<lb/>
blos mit Manns-andre mit Frauen-andre mit Kinder-<lb/>
und mit Bedienten-andre mit bordirten Kleidern ꝛc.</p><lb/><p>Auch gibts eine Menge <hirendition="#fr">Mohren</hi> hier, und Nege-<lb/>
rinnen, die Kaufleute, Bediente, Unterhaͤndler ꝛc. ſind.</p><lb/><p>Man verkauft hier beſtaͤndig <hirendition="#fr">rothe Eier,</hi> wie bei<lb/>
uns ſonſt nur an Oſtern. Ich ſah uͤberall ganze Koͤrbe<lb/>
voll, und wuſte lange nicht, was es war. Sie werden<lb/>
hart gekocht, gefaͤrbt, und ſo zum Sallat in den Haͤu-<lb/>ſern verkauft. Ueberhaupt pflegt man hier viele Eier<lb/>
zu eſſen. Man bringt ſie oft nach der Suppe auf den<lb/>
Tiſch. Manche koͤnnen 2-3. hintereinander zu ſich<lb/>
nehmen.</p></div><lb/><divn="3"><head>Den 23ſten Mai.</head><lb/><p><hirendition="#aq">La Bibliotheque de l’Abbaye St. <hirendition="#i">Germain,</hi><lb/>
ou de la Congreg. de St. <hirendition="#i">Maur.</hi></hi> beſah ich heute.<lb/>
Das Kloſter ſelbſt iſt ein altes, aber weites, und groſſes, Ge-<lb/>
baͤude. In dem oberſten Stock koͤmmt man an eine eiſer-<lb/>
ne <hirendition="#aq">Grille,</hi> dieſe oͤfnet den langen Bibliothek-Saal.<lb/>
Am Ende deſſelben, der zu beiden Seiten Buͤcher-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſchraͤnke</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[53/0077]
Es iſt hier alles viel theurer, als z. B. in Stras-
burg. In letztrer Stadt koſtet eine Taſſe Kaffee
2 Sous; hier 4; dort eine Taſſe Chocolade 8 Sous;
hier 10. und dann iſt in verſchiedenen Kaffeehaͤuſern
manches viel ſchlechter, als dort.
Zur Bequemlichkeit mit der petite poſte, laufen in
allen Straſſen Maͤnner herum, die eine lederne Briefta-
ſche anhaͤngen haben, und durch eine eiſerne Klapper oder
dergleichen ſich ankuͤndigen.
Man findet hier uͤberall Troͤdler; einige handeln
blos mit Manns-andre mit Frauen-andre mit Kinder-
und mit Bedienten-andre mit bordirten Kleidern ꝛc.
Auch gibts eine Menge Mohren hier, und Nege-
rinnen, die Kaufleute, Bediente, Unterhaͤndler ꝛc. ſind.
Man verkauft hier beſtaͤndig rothe Eier, wie bei
uns ſonſt nur an Oſtern. Ich ſah uͤberall ganze Koͤrbe
voll, und wuſte lange nicht, was es war. Sie werden
hart gekocht, gefaͤrbt, und ſo zum Sallat in den Haͤu-
ſern verkauft. Ueberhaupt pflegt man hier viele Eier
zu eſſen. Man bringt ſie oft nach der Suppe auf den
Tiſch. Manche koͤnnen 2-3. hintereinander zu ſich
nehmen.
Den 23ſten Mai.
La Bibliotheque de l’Abbaye St. Germain,
ou de la Congreg. de St. Maur. beſah ich heute.
Das Kloſter ſelbſt iſt ein altes, aber weites, und groſſes, Ge-
baͤude. In dem oberſten Stock koͤmmt man an eine eiſer-
ne Grille, dieſe oͤfnet den langen Bibliothek-Saal.
Am Ende deſſelben, der zu beiden Seiten Buͤcher-
ſchraͤnke
D 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/77>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.