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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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L'Eglise des Mathurins; ist klein, hat aber ei-
nige schöne Gemälde, und empfiehlt sich durch eine in den
Pariser Kirchen sonst ungewöhnliche Helligkeit. Die
Kanzel steht niedrig, wie überall.

L'Eglise de Sorbonne, ist sonst nicht immer offen,
heut am Sonntag aber konnte man hinein gehen, und sie
verdient es. Ein ganzes Quarre von alten hohen Gebäu-
den, mit einem schönen Hof heist die Sorbonne. Da
wohnen die D. Theolog. und Sorbonn. die Säulen
der französischen Orthodoxie. Die Kirche sieht von aus-
sen gros aus, und inwendig scheint sie nur eine Kapelle
zu seyn. Aber unbeschreiblich schön ist sie. -- Der
Kardinal Richelieu liegt vor dem Hochaltar begraben,
und hat ein Mausoleum von weissem Marmor. Der
Sarg, die Stangen und Draperie, und ein paar Genii
sind herrlich daran. Es ist nicht gar hoch, aber mit ei-
nem eisernen vergoldeten Gitter eingefaßt. Der ganze
Fußboden der Kirche ist mit Quadrattafeln aus schwar-
zen und weissen Marmor belegt. Am Altar stehen 6.
prächtige korinthische Säulen, von braun und weis ge-
flecktem Marmor mit vergoldeten Kapitälen. Die
Geistlichen, die da ohne andre Zuhörer, Gottesdienst hiel-
ten, hatten die allerprächtigsten Meßgewande an. Zwi-
schen den Säulen war am Altar ein goldenes Kruzifix
mit der lateinischen Umschrift: "Also muste Christus lei-
den etc." In der Kirche sind gar keine Stühle.

La Cathedrale, ou l'Eglise de Notre Dame,
auch von aussen betrachtet, eine Antike von Paris.
Was inwendig für Gemälde an jeder Säule, was für
Verzierungen am Gitter, am Altar, an den Fenstern,
und sonderlich oben am Gewölbe des Chors, an allen

Flächen,
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L’Egliſe des Mathurins; iſt klein, hat aber ei-
nige ſchoͤne Gemaͤlde, und empfiehlt ſich durch eine in den
Pariſer Kirchen ſonſt ungewoͤhnliche Helligkeit. Die
Kanzel ſteht niedrig, wie uͤberall.

L’Egliſe de Sorbonne, iſt ſonſt nicht immer offen,
heut am Sonntag aber konnte man hinein gehen, und ſie
verdient es. Ein ganzes Quarré von alten hohen Gebaͤu-
den, mit einem ſchoͤnen Hof heiſt die Sorbonne. Da
wohnen die D. Theolog. und Sorbonn. die Saͤulen
der franzoͤſiſchen Orthodoxie. Die Kirche ſieht von auſ-
ſen gros aus, und inwendig ſcheint ſie nur eine Kapelle
zu ſeyn. Aber unbeſchreiblich ſchoͤn iſt ſie. — Der
Kardinal Richelieu liegt vor dem Hochaltar begraben,
und hat ein Mauſoleum von weiſſem Marmor. Der
Sarg, die Stangen und Draperie, und ein paar Genii
ſind herrlich daran. Es iſt nicht gar hoch, aber mit ei-
nem eiſernen vergoldeten Gitter eingefaßt. Der ganze
Fußboden der Kirche iſt mit Quadrattafeln aus ſchwar-
zen und weiſſen Marmor belegt. Am Altar ſtehen 6.
praͤchtige korinthiſche Saͤulen, von braun und weis ge-
flecktem Marmor mit vergoldeten Kapitaͤlen. Die
Geiſtlichen, die da ohne andre Zuhoͤrer, Gottesdienſt hiel-
ten, hatten die allerpraͤchtigſten Meßgewande an. Zwi-
ſchen den Saͤulen war am Altar ein goldenes Kruzifix
mit der lateiniſchen Umſchrift: „Alſo muſte Chriſtus lei-
den ꝛc.“ In der Kirche ſind gar keine Stuͤhle.

La Cathedrale, ou l’Egliſe de Nôtre Dame,
auch von auſſen betrachtet, eine Antike von Paris.
Was inwendig fuͤr Gemaͤlde an jeder Saͤule, was fuͤr
Verzierungen am Gitter, am Altar, an den Fenſtern,
und ſonderlich oben am Gewoͤlbe des Chors, an allen

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[69/0093] L’Egliſe des Mathurins; iſt klein, hat aber ei- nige ſchoͤne Gemaͤlde, und empfiehlt ſich durch eine in den Pariſer Kirchen ſonſt ungewoͤhnliche Helligkeit. Die Kanzel ſteht niedrig, wie uͤberall. L’Egliſe de Sorbonne, iſt ſonſt nicht immer offen, heut am Sonntag aber konnte man hinein gehen, und ſie verdient es. Ein ganzes Quarré von alten hohen Gebaͤu- den, mit einem ſchoͤnen Hof heiſt die Sorbonne. Da wohnen die D. Theolog. und Sorbonn. die Saͤulen der franzoͤſiſchen Orthodoxie. Die Kirche ſieht von auſ- ſen gros aus, und inwendig ſcheint ſie nur eine Kapelle zu ſeyn. Aber unbeſchreiblich ſchoͤn iſt ſie. — Der Kardinal Richelieu liegt vor dem Hochaltar begraben, und hat ein Mauſoleum von weiſſem Marmor. Der Sarg, die Stangen und Draperie, und ein paar Genii ſind herrlich daran. Es iſt nicht gar hoch, aber mit ei- nem eiſernen vergoldeten Gitter eingefaßt. Der ganze Fußboden der Kirche iſt mit Quadrattafeln aus ſchwar- zen und weiſſen Marmor belegt. Am Altar ſtehen 6. praͤchtige korinthiſche Saͤulen, von braun und weis ge- flecktem Marmor mit vergoldeten Kapitaͤlen. Die Geiſtlichen, die da ohne andre Zuhoͤrer, Gottesdienſt hiel- ten, hatten die allerpraͤchtigſten Meßgewande an. Zwi- ſchen den Saͤulen war am Altar ein goldenes Kruzifix mit der lateiniſchen Umſchrift: „Alſo muſte Chriſtus lei- den ꝛc.“ In der Kirche ſind gar keine Stuͤhle. La Cathedrale, ou l’Egliſe de Nôtre Dame, auch von auſſen betrachtet, eine Antike von Paris. Was inwendig fuͤr Gemaͤlde an jeder Saͤule, was fuͤr Verzierungen am Gitter, am Altar, an den Fenſtern, und ſonderlich oben am Gewoͤlbe des Chors, an allen Flaͤchen, E 3

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/93>, abgerufen am 21.11.2024.