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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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sie hinschicken. Porzellän mit Perlenmutterglanz. Chi-
nesisches
und Japanisches Porzellän in Meissen nach-
gemacht. Eine Menge Teller und andres Geschirre von
Raphael gemahlt, blau und gelb; sonderlich zwei Va-
sen von ihm, wo jede 300. Dukaten gekostet hat. Ja-
panisches
Geschirr, wo allemahl 5. kleine wieder in ein-
ander stecken. Töpfe mit erhabenen Blumen. Eine
schreckliche Menge Gold an allen Stücken, an manchen
die Arbeit von einem Jahr. Fünf Vasen für 5000. Tha-
ler. Prächtige Punschnäpfe. Chinesische Götzentem-
pel und Götzenpriester. Gewölbe voll Thiere aus Meis-
sen;
eine Fasanhenne mit Jungen, ein Kasuar, Raub-
vögel mit einem Karpen, köstliche Schwane, Elephan-
ten, ein Schwedischer Hund, den König August II.
hatte etc. Christi Kreuzigung aus Meißner, ganz
weis mit vielen Figuren; war ein Präsent für die letzte
Königin. Maria, mit einen Arm auf den Bo-
den gestützt, kehrt das Gesicht weg, eine andre von den
heiligen Weibern faßt sie am Arm, Magdalena sinkt
hin und schreit; zur Seite hält ein Engel Christi Schweis-
tuch, worin sein Antlitz nur schwach schattirt ist. Das
Stück nimmt einen Tisch ein, und hat 16000. Thaler
gekostet etc. Die Bildsäulen des heil. Xavers, Hu-
berts,
ein Mutter Gottes Bild etc. Auf dem Boden
steht noch überall alles herum. -- Oben soll die Chur-
fürstl. Bibliothek hin zu stehen kommen.

Das Churfürstl. Naturalienkabinet. Es steht
im Zwinger in der Altstadt, oder dem eigentlichen
Dresden, und wird in 9. Gemächern aufbewahrt. Hr.
Dr. Titius, den ich in Holland kennen lernte, hat die
Aufsicht darüber. Am schönsten ist der Mineraliensaal.

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K 5

ſie hinſchicken. Porzellaͤn mit Perlenmutterglanz. Chi-
neſiſches
und Japaniſches Porzellaͤn in Meiſſen nach-
gemacht. Eine Menge Teller und andres Geſchirre von
Raphael gemahlt, blau und gelb; ſonderlich zwei Va-
ſen von ihm, wo jede 300. Dukaten gekoſtet hat. Ja-
paniſches
Geſchirr, wo allemahl 5. kleine wieder in ein-
ander ſtecken. Toͤpfe mit erhabenen Blumen. Eine
ſchreckliche Menge Gold an allen Stuͤcken, an manchen
die Arbeit von einem Jahr. Fuͤnf Vaſen fuͤr 5000. Tha-
ler. Praͤchtige Punſchnaͤpfe. Chineſiſche Goͤtzentem-
pel und Goͤtzenprieſter. Gewoͤlbe voll Thiere aus Meiſ-
ſen;
eine Faſanhenne mit Jungen, ein Kaſuar, Raub-
voͤgel mit einem Karpen, koͤſtliche Schwane, Elephan-
ten, ein Schwediſcher Hund, den Koͤnig Auguſt II.
hatte ꝛc. Chriſti Kreuzigung aus Meißner, ganz
weis mit vielen Figuren; war ein Praͤſent fuͤr die letzte
Koͤnigin. Maria, mit einen Arm auf den Bo-
den geſtuͤtzt, kehrt das Geſicht weg, eine andre von den
heiligen Weibern faßt ſie am Arm, Magdalena ſinkt
hin und ſchreit; zur Seite haͤlt ein Engel Chriſti Schweis-
tuch, worin ſein Antlitz nur ſchwach ſchattirt iſt. Das
Stuͤck nimmt einen Tiſch ein, und hat 16000. Thaler
gekoſtet ꝛc. Die Bildſaͤulen des heil. Xavers, Hu-
berts,
ein Mutter Gottes Bild ꝛc. Auf dem Boden
ſteht noch uͤberall alles herum. — Oben ſoll die Chur-
fuͤrſtl. Bibliothek hin zu ſtehen kommen.

Das Churfuͤrſtl. Naturalienkabinet. Es ſteht
im Zwinger in der Altſtadt, oder dem eigentlichen
Dresden, und wird in 9. Gemaͤchern aufbewahrt. Hr.
Dr. Titius, den ich in Holland kennen lernte, hat die
Aufſicht daruͤber. Am ſchoͤnſten iſt der Mineralienſaal.

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[153/0191] ſie hinſchicken. Porzellaͤn mit Perlenmutterglanz. Chi- neſiſches und Japaniſches Porzellaͤn in Meiſſen nach- gemacht. Eine Menge Teller und andres Geſchirre von Raphael gemahlt, blau und gelb; ſonderlich zwei Va- ſen von ihm, wo jede 300. Dukaten gekoſtet hat. Ja- paniſches Geſchirr, wo allemahl 5. kleine wieder in ein- ander ſtecken. Toͤpfe mit erhabenen Blumen. Eine ſchreckliche Menge Gold an allen Stuͤcken, an manchen die Arbeit von einem Jahr. Fuͤnf Vaſen fuͤr 5000. Tha- ler. Praͤchtige Punſchnaͤpfe. Chineſiſche Goͤtzentem- pel und Goͤtzenprieſter. Gewoͤlbe voll Thiere aus Meiſ- ſen; eine Faſanhenne mit Jungen, ein Kaſuar, Raub- voͤgel mit einem Karpen, koͤſtliche Schwane, Elephan- ten, ein Schwediſcher Hund, den Koͤnig Auguſt II. hatte ꝛc. Chriſti Kreuzigung aus Meißner, ganz weis mit vielen Figuren; war ein Praͤſent fuͤr die letzte Koͤnigin. Maria, mit einen Arm auf den Bo- den geſtuͤtzt, kehrt das Geſicht weg, eine andre von den heiligen Weibern faßt ſie am Arm, Magdalena ſinkt hin und ſchreit; zur Seite haͤlt ein Engel Chriſti Schweis- tuch, worin ſein Antlitz nur ſchwach ſchattirt iſt. Das Stuͤck nimmt einen Tiſch ein, und hat 16000. Thaler gekoſtet ꝛc. Die Bildſaͤulen des heil. Xavers, Hu- berts, ein Mutter Gottes Bild ꝛc. Auf dem Boden ſteht noch uͤberall alles herum. — Oben ſoll die Chur- fuͤrſtl. Bibliothek hin zu ſtehen kommen. Das Churfuͤrſtl. Naturalienkabinet. Es ſteht im Zwinger in der Altſtadt, oder dem eigentlichen Dresden, und wird in 9. Gemaͤchern aufbewahrt. Hr. Dr. Titius, den ich in Holland kennen lernte, hat die Aufſicht daruͤber. Am ſchoͤnſten iſt der Mineralienſaal. Rings K 5

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/191>, abgerufen am 21.11.2024.