sicht. Man sieht den Strom, die Berge ringsum Dresden, die Meißner terrassirten Weinberge, von wei- tem Sedlitz, -- wo der König von Preussen bei dem bekannten Pirnaischen Lager sein Hauptquartier hatte, -- die Kotter Spitze, und hinter sich Böhmen. Die Sonne ging eben unter und röthete den Strom und das Thal, als ich hier ankam, wo mich Hr. D. Ursi- nus aus Pirna, an den ich von Hrn. Jakobäer em- pfohlen war, erwartete. Einen heissen Sommerabend kan man hier vortreflich zubringen.
Den 27sten Aug.
Heute fuhren wir über lauter Sandfelder an der böhmischen Grenze hin nach
Gersdorf, einem Landgute, das einem alten Ge- heimen Kriegsrath Hr. von Leyser aus der berühmten Familie dieses Namens gehört, der hier seinen Tod er- wartet. Er war vormals erster Oberkonsistorialrath, und ist Wittwer, hat aber seine 3 Töchter bei sich, davon die eine an einen Obristlieutenant Hr. von Ponickau verheirathet, die andre Wittwe, und die jüngste noch ledig ist. In
Borna, einem ihm gehörenden Dorfe, war eben heute Erndtepredigt, die der Diak. Wagner von Lieb- stadt hielt. Man singt 3. Lieder, das Evangelium wird erst vor dem Altare abgesungen, dann noch einmal auf der Kanzel verlesen. Der Text war: "Ich will die Er- "de nicht mehr verfluchen um des Menschen willen;" dies erklärte der Prediger per Eminentiam um des Gott- menschen willen etc.
In
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ſicht. Man ſieht den Strom, die Berge ringsum Dresden, die Meißner terraſſirten Weinberge, von wei- tem Sedlitz, — wo der Koͤnig von Preuſſen bei dem bekannten Pirnaiſchen Lager ſein Hauptquartier hatte, — die Kotter Spitze, und hinter ſich Boͤhmen. Die Sonne ging eben unter und roͤthete den Strom und das Thal, als ich hier ankam, wo mich Hr. D. Urſi- nus aus Pirna, an den ich von Hrn. Jakobaͤer em- pfohlen war, erwartete. Einen heiſſen Sommerabend kan man hier vortreflich zubringen.
Den 27ſten Aug.
Heute fuhren wir uͤber lauter Sandfelder an der boͤhmiſchen Grenze hin nach
Gersdorf, einem Landgute, das einem alten Ge- heimen Kriegsrath Hr. von Leyſer aus der beruͤhmten Familie dieſes Namens gehoͤrt, der hier ſeinen Tod er- wartet. Er war vormals erſter Oberkonſiſtorialrath, und iſt Wittwer, hat aber ſeine 3 Toͤchter bei ſich, davon die eine an einen Obriſtlieutenant Hr. von Ponickau verheirathet, die andre Wittwe, und die juͤngſte noch ledig iſt. In
Borna, einem ihm gehoͤrenden Dorfe, war eben heute Erndtepredigt, die der Diak. Wagner von Lieb- ſtadt hielt. Man ſingt 3. Lieder, das Evangelium wird erſt vor dem Altare abgeſungen, dann noch einmal auf der Kanzel verleſen. Der Text war: „Ich will die Er- „de nicht mehr verfluchen um des Menſchen willen;“ dies erklaͤrte der Prediger per Eminentiam um des Gott- menſchen willen ꝛc.
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ſicht. Man ſieht den Strom, die Berge ringsum
Dresden, die Meißner terraſſirten Weinberge, von wei-
tem Sedlitz, — wo der Koͤnig von Preuſſen bei dem
bekannten Pirnaiſchen Lager ſein Hauptquartier hatte,
— die Kotter Spitze, und hinter ſich Boͤhmen.
Die Sonne ging eben unter und roͤthete den Strom und
das Thal, als ich hier ankam, wo mich Hr. D. Urſi-
nus aus Pirna, an den ich von Hrn. Jakobaͤer em-
pfohlen war, erwartete. Einen heiſſen Sommerabend
kan man hier vortreflich zubringen.
Den 27ſten Aug.
Heute fuhren wir uͤber lauter Sandfelder an der
boͤhmiſchen Grenze hin nach
Gersdorf, einem Landgute, das einem alten Ge-
heimen Kriegsrath Hr. von Leyſer aus der beruͤhmten
Familie dieſes Namens gehoͤrt, der hier ſeinen Tod er-
wartet. Er war vormals erſter Oberkonſiſtorialrath,
und iſt Wittwer, hat aber ſeine 3 Toͤchter bei ſich, davon
die eine an einen Obriſtlieutenant Hr. von Ponickau
verheirathet, die andre Wittwe, und die juͤngſte noch
ledig iſt. In
Borna, einem ihm gehoͤrenden Dorfe, war eben
heute Erndtepredigt, die der Diak. Wagner von Lieb-
ſtadt hielt. Man ſingt 3. Lieder, das Evangelium wird
erſt vor dem Altare abgeſungen, dann noch einmal auf
der Kanzel verleſen. Der Text war: „Ich will die Er-
„de nicht mehr verfluchen um des Menſchen willen;“ dies
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/201>, abgerufen am 24.11.2024.
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