Der Weg bis dahin beträgt 2. Meilen. Die Ge- genden sind herlich. Immer hat man die Bergfestun- gen vor den Augen. Man erndtete eben den Hafer, die Hirse stand noch, viele Leute stapelten die Garben auf dem Felde auf. Ich passirte die Mieglitz, die aus dem Erzgebürge kömmt, oft greulich anläuft, und wenn sie so gros ist, daß Eisen und Zinnerze darin gewaschen wer- den können, beständig blutroth aussieht, daher sich keine Karpen, wozu sie sich sonst herlich schickte, darin erhalten.
Pirna. Ein kleines nahrhaftes Städtchen an der Elbe. Die weissen Sandsteine zum Bauen, welche hier- herum gebrochen werden, gehen auf der Elbe nach Dres- den, Meissen, Torgau, Leipzig, ins Preussische etc. ja sogar bis nach Holland. Es wohnen auch hier viele En gros Händler, die nach Böhmen handeln, wozu die Schiffahrt auf dem Strome viel beiträgt, die üherhaupt hier viele Leute ernährt. Vom Königstein herab bringt man Ziegelerde auf Schiffen. Viele hun- dert wilde und zahme Katzen-Marder-Otternfelle wer- den hier betrüglich wie Zobel gefärbt, und gehen nach Hamburg, Lübeck etc. Ohnweit diesem Städtchen darneben liegt auf einem Berge die alte Bergfestung
Sonnenstein, die man seit dem siebenjährigen Kriege verfallen läst. Kasematten sind noch da, über die- sen aber liegt viele Ellen hohe Dammerde, in welcher Bäume wachsen. Man hat von hier eine herliche Aus-
sicht.
desselben findet sich S. 141. u. f. des 2ten St. des Mag. des Buch- und Kunsthandels fürs J. 1781. Herausgeber.
Reiſe nach Pirna.
Der Weg bis dahin betraͤgt 2. Meilen. Die Ge- genden ſind herlich. Immer hat man die Bergfeſtun- gen vor den Augen. Man erndtete eben den Hafer, die Hirſe ſtand noch, viele Leute ſtapelten die Garben auf dem Felde auf. Ich paſſirte die Mieglitz, die aus dem Erzgebuͤrge koͤmmt, oft greulich anlaͤuft, und wenn ſie ſo gros iſt, daß Eiſen und Zinnerze darin gewaſchen wer- den koͤnnen, beſtaͤndig blutroth ausſieht, daher ſich keine Karpen, wozu ſie ſich ſonſt herlich ſchickte, darin erhalten.
Pirna. Ein kleines nahrhaftes Staͤdtchen an der Elbe. Die weiſſen Sandſteine zum Bauen, welche hier- herum gebrochen werden, gehen auf der Elbe nach Dres- den, Meiſſen, Torgau, Leipzig, ins Preuſſiſche ꝛc. ja ſogar bis nach Holland. Es wohnen auch hier viele En gros Haͤndler, die nach Boͤhmen handeln, wozu die Schiffahrt auf dem Strome viel beitraͤgt, die uͤherhaupt hier viele Leute ernaͤhrt. Vom Koͤnigſtein herab bringt man Ziegelerde auf Schiffen. Viele hun- dert wilde und zahme Katzen-Marder-Otternfelle wer- den hier betruͤglich wie Zobel gefaͤrbt, und gehen nach Hamburg, Luͤbeck ꝛc. Ohnweit dieſem Staͤdtchen darneben liegt auf einem Berge die alte Bergfeſtung
Sonnenſtein, die man ſeit dem ſiebenjaͤhrigen Kriege verfallen laͤſt. Kaſematten ſind noch da, uͤber die- ſen aber liegt viele Ellen hohe Dammerde, in welcher Baͤume wachſen. Man hat von hier eine herliche Aus-
ſicht.
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Reiſe nach Pirna.
Der Weg bis dahin betraͤgt 2. Meilen. Die Ge-
genden ſind herlich. Immer hat man die Bergfeſtun-
gen vor den Augen. Man erndtete eben den Hafer, die
Hirſe ſtand noch, viele Leute ſtapelten die Garben auf
dem Felde auf. Ich paſſirte die Mieglitz, die aus dem
Erzgebuͤrge koͤmmt, oft greulich anlaͤuft, und wenn ſie
ſo gros iſt, daß Eiſen und Zinnerze darin gewaſchen wer-
den koͤnnen, beſtaͤndig blutroth ausſieht, daher ſich keine
Karpen, wozu ſie ſich ſonſt herlich ſchickte, darin erhalten.
Pirna. Ein kleines nahrhaftes Staͤdtchen an der
Elbe. Die weiſſen Sandſteine zum Bauen, welche hier-
herum gebrochen werden, gehen auf der Elbe nach Dres-
den, Meiſſen, Torgau, Leipzig, ins Preuſſiſche
ꝛc. ja ſogar bis nach Holland. Es wohnen auch hier
viele En gros Haͤndler, die nach Boͤhmen handeln,
wozu die Schiffahrt auf dem Strome viel beitraͤgt, die
uͤherhaupt hier viele Leute ernaͤhrt. Vom Koͤnigſtein
herab bringt man Ziegelerde auf Schiffen. Viele hun-
dert wilde und zahme Katzen-Marder-Otternfelle wer-
den hier betruͤglich wie Zobel gefaͤrbt, und gehen nach
Hamburg, Luͤbeck ꝛc. Ohnweit dieſem Staͤdtchen
darneben liegt auf einem Berge die alte Bergfeſtung
Sonnenſtein, die man ſeit dem ſiebenjaͤhrigen
Kriege verfallen laͤſt. Kaſematten ſind noch da, uͤber die-
ſen aber liegt viele Ellen hohe Dammerde, in welcher
Baͤume wachſen. Man hat von hier eine herliche Aus-
ſicht.
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**) deſſelben findet ſich S. 141. u. f. des 2ten St. des
Mag. des Buch- und Kunſthandels fuͤrs J. 1781.
Herausgeber.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/200>, abgerufen am 24.11.2024.
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