hinter diesen sind Gewölber für das Silbergeschirr und das Porzellan des Besitzers.
Aus den obern Etagen gehen senkrechte Gewölber in das Haus hinab, in welche man ganze Kisten und Kuffer voll Kostbarkeiten mit Silber und dergl. ange- füllt hinablassen kan. Kein Feind findet's, wenn's nicht verrathen wird. Viele Domestiken kommen nie im gan- zen Hause herum.
Schrecklich hoch oben liegt ebenfalls im Felsen ge- hauen, die Schloskirche, worin ebenfalls Chor, Altar und Kanzel aus Fels sind. Man kan hinten herum ge- hen und den blosen Felsen sehen. Die Kirche hat so grosse Vermächtnisse, daß eine eigene Hofkapelle ordent- lich gehalten wird. Man empfing uns auf der Orgel mit Paucken und Trompeten, die in der Felsenhöhe vor- treflich schallten.
Heute früh verliessen wir diesen würdigen Mann, reisten nach Pirna zurück, und von dort gleich den Stein- weg hinauf nach dem
Königstein, hart an der Vöhmischen Grenze. Er ist eigentlich eine grosse Sandklippe 1400. Fuß über die Oberfläche der unten vorbeifliessenden Elbe erhaben. Rings herum ist er mit Wald umgeben, der von oben herab nur wie niedriges Gebüsche erscheint. Die Breite ist 50°. 57'. und die Länge 36° 44'. 3. Meilen ostwärts von Dresden. Nicht weitab, aber über der Elbe, liegt der Lilienstein. Der ist noch 14. Ellen höher und fast unzugänglich. Als der jetzige Churfürst einmal oben speißte, lies der Hr. Graf Markolini einige Stangen aufrichten. Zur Seite liegt an der Elbe das Dorf, wo
der
hinter dieſen ſind Gewoͤlber fuͤr das Silbergeſchirr und das Porzellan des Beſitzers.
Aus den obern Etagen gehen ſenkrechte Gewoͤlber in das Haus hinab, in welche man ganze Kiſten und Kuffer voll Koſtbarkeiten mit Silber und dergl. ange- fuͤllt hinablaſſen kan. Kein Feind findet’s, wenn’s nicht verrathen wird. Viele Domeſtiken kommen nie im gan- zen Hauſe herum.
Schrecklich hoch oben liegt ebenfalls im Felſen ge- hauen, die Schloskirche, worin ebenfalls Chor, Altar und Kanzel aus Fels ſind. Man kan hinten herum ge- hen und den bloſen Felſen ſehen. Die Kirche hat ſo groſſe Vermaͤchtniſſe, daß eine eigene Hofkapelle ordent- lich gehalten wird. Man empfing uns auf der Orgel mit Paucken und Trompeten, die in der Felſenhoͤhe vor- treflich ſchallten.
Heute fruͤh verlieſſen wir dieſen wuͤrdigen Mann, reiſten nach Pirna zuruͤck, und von dort gleich den Stein- weg hinauf nach dem
Koͤnigſtein, hart an der Voͤhmiſchen Grenze. Er iſt eigentlich eine groſſe Sandklippe 1400. Fuß uͤber die Oberflaͤche der unten vorbeiflieſſenden Elbe erhaben. Rings herum iſt er mit Wald umgeben, der von oben herab nur wie niedriges Gebuͤſche erſcheint. Die Breite iſt 50°. 57′. und die Laͤnge 36° 44′. 3. Meilen oſtwaͤrts von Dresden. Nicht weitab, aber uͤber der Elbe, liegt der Lilienſtein. Der iſt noch 14. Ellen hoͤher und faſt unzugaͤnglich. Als der jetzige Churfuͤrſt einmal oben ſpeißte, lies der Hr. Graf Markolini einige Stangen aufrichten. Zur Seite liegt an der Elbe das Dorf, wo
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0206"n="168"/>
hinter dieſen ſind Gewoͤlber fuͤr das Silbergeſchirr und<lb/>
das Porzellan des Beſitzers.</p><lb/><p>Aus den obern Etagen gehen <hirendition="#fr">ſenkrechte Gewoͤlber</hi><lb/>
in das Haus hinab, in welche man ganze Kiſten und<lb/>
Kuffer voll Koſtbarkeiten mit Silber und dergl. ange-<lb/>
fuͤllt hinablaſſen kan. Kein Feind findet’s, wenn’s nicht<lb/>
verrathen wird. Viele Domeſtiken kommen nie im gan-<lb/>
zen Hauſe herum.</p><lb/><p>Schrecklich hoch oben liegt ebenfalls im Felſen ge-<lb/>
hauen, die <hirendition="#fr">Schloskirche,</hi> worin ebenfalls Chor, Altar<lb/>
und Kanzel aus Fels ſind. Man kan hinten herum ge-<lb/>
hen und den bloſen Felſen ſehen. Die Kirche hat ſo<lb/>
groſſe Vermaͤchtniſſe, daß eine eigene Hofkapelle ordent-<lb/>
lich gehalten wird. Man empfing uns auf der Orgel<lb/>
mit Paucken und Trompeten, die in der Felſenhoͤhe vor-<lb/>
treflich ſchallten.</p><lb/><p>Heute fruͤh verlieſſen wir dieſen wuͤrdigen Mann,<lb/>
reiſten nach <hirendition="#fr">Pirna</hi> zuruͤck, und von dort gleich den Stein-<lb/>
weg hinauf nach dem</p><lb/><p><hirendition="#fr">Koͤnigſtein,</hi> hart an der <hirendition="#fr">Voͤhm</hi>iſchen Grenze. Er<lb/>
iſt eigentlich eine groſſe Sandklippe 1400. Fuß uͤber die<lb/>
Oberflaͤche der unten vorbeiflieſſenden <hirendition="#fr">Elbe</hi> erhaben.<lb/>
Rings herum iſt er mit Wald umgeben, der von oben<lb/>
herab nur wie niedriges Gebuͤſche erſcheint. Die Breite<lb/>
iſt 50°. 57′. und die Laͤnge 36° 44′. 3. Meilen oſtwaͤrts<lb/>
von <hirendition="#fr">Dresden.</hi> Nicht weitab, aber uͤber der <hirendition="#fr">Elbe,</hi><lb/>
liegt der <hirendition="#fr">Lilienſtein.</hi> Der iſt noch 14. Ellen hoͤher und<lb/>
faſt unzugaͤnglich. Als der jetzige Churfuͤrſt einmal oben<lb/>ſpeißte, lies der Hr. Graf <hirendition="#fr">Markolini</hi> einige Stangen<lb/>
aufrichten. Zur Seite liegt an der <hirendition="#fr">Elbe</hi> das Dorf, wo<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[168/0206]
hinter dieſen ſind Gewoͤlber fuͤr das Silbergeſchirr und
das Porzellan des Beſitzers.
Aus den obern Etagen gehen ſenkrechte Gewoͤlber
in das Haus hinab, in welche man ganze Kiſten und
Kuffer voll Koſtbarkeiten mit Silber und dergl. ange-
fuͤllt hinablaſſen kan. Kein Feind findet’s, wenn’s nicht
verrathen wird. Viele Domeſtiken kommen nie im gan-
zen Hauſe herum.
Schrecklich hoch oben liegt ebenfalls im Felſen ge-
hauen, die Schloskirche, worin ebenfalls Chor, Altar
und Kanzel aus Fels ſind. Man kan hinten herum ge-
hen und den bloſen Felſen ſehen. Die Kirche hat ſo
groſſe Vermaͤchtniſſe, daß eine eigene Hofkapelle ordent-
lich gehalten wird. Man empfing uns auf der Orgel
mit Paucken und Trompeten, die in der Felſenhoͤhe vor-
treflich ſchallten.
Heute fruͤh verlieſſen wir dieſen wuͤrdigen Mann,
reiſten nach Pirna zuruͤck, und von dort gleich den Stein-
weg hinauf nach dem
Koͤnigſtein, hart an der Voͤhmiſchen Grenze. Er
iſt eigentlich eine groſſe Sandklippe 1400. Fuß uͤber die
Oberflaͤche der unten vorbeiflieſſenden Elbe erhaben.
Rings herum iſt er mit Wald umgeben, der von oben
herab nur wie niedriges Gebuͤſche erſcheint. Die Breite
iſt 50°. 57′. und die Laͤnge 36° 44′. 3. Meilen oſtwaͤrts
von Dresden. Nicht weitab, aber uͤber der Elbe,
liegt der Lilienſtein. Der iſt noch 14. Ellen hoͤher und
faſt unzugaͤnglich. Als der jetzige Churfuͤrſt einmal oben
ſpeißte, lies der Hr. Graf Markolini einige Stangen
aufrichten. Zur Seite liegt an der Elbe das Dorf, wo
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/206>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.