stens der Zusammenhang. Die alphabetischen Psalmen sieht er nur für pensees detachees an, die man nach- her gesammelt habe. -- Je weiter man hinauf steige in der Völkerwelt und in der Geschichte der Religion, je we- niger abgöttische Völker finde man. Dies ist gegen Mei- ners. Die Hieroglyphe habe zur Vielgötterei Anlaß ge- geben, man habe das Zeichen mit der Sache verwechselt, habe Hieroglyphen von Thieren genommen, weil das Thier einen bestimmten, der Mensch hingegen einen un- bestimmten Karakter habe, daher man auch nachher noch so ein Thier neben den Menschen gestellt habe. --
Hrn. Oberkonsistorialrath Spalding. Ich fand ei- nen schon alten, aber noch frischen und lebhaften Mann an ihm. Er klagte auch, daß er gegen so viele mittel- mässige Köpfe kämpfen müsse. Man sehe immer im Volksunterrichte die Religion als etwas fremdes, vom Herzen abgeschnittenes an etc.
Hrn. Lüdke, Prediger an der Nikolaikirche, ein wackrer, thätiger Mann.
Mittags war ich bei Hrn. Oberkonsistorialrath Tel- ler zu Gaste. Er ist Censor von Allem was in Berlin gedruckt wird. Er sagte, er habe sich vom Groskanzler die Instruktion ausgebethen, was mit den allgemeinen Grundsätzen der Religion bestehen kan, zu dulden. Ani- mositäten aber streiche er gradezu aus. Nach diesen Be- suchen war ich in einer Versammlung der
Naturforschenden Gesellschaft in Hrn. Apothe- ker Rebelt's Garten. Hr. Bode war Direktor. Hr. Prof. Gleditsch zeigte einige Semina der Dioec. vor, und sagte, sie gäben blos foem. andre blos mase. sie zu erkennen sie unmöglich. -- Man soll an keinen Baum
klopfen,
ſtens der Zuſammenhang. Die alphabetiſchen Pſalmen ſieht er nur fuͤr penſées detachées an, die man nach- her geſammelt habe. — Je weiter man hinauf ſteige in der Voͤlkerwelt und in der Geſchichte der Religion, je we- niger abgoͤttiſche Voͤlker finde man. Dies iſt gegen Mei- ners. Die Hieroglyphe habe zur Vielgoͤtterei Anlaß ge- geben, man habe das Zeichen mit der Sache verwechſelt, habe Hieroglyphen von Thieren genommen, weil das Thier einen beſtimmten, der Menſch hingegen einen un- beſtimmten Karakter habe, daher man auch nachher noch ſo ein Thier neben den Menſchen geſtellt habe. —
Hrn. Oberkonſiſtorialrath Spalding. Ich fand ei- nen ſchon alten, aber noch friſchen und lebhaften Mann an ihm. Er klagte auch, daß er gegen ſo viele mittel- maͤſſige Koͤpfe kaͤmpfen muͤſſe. Man ſehe immer im Volksunterrichte die Religion als etwas fremdes, vom Herzen abgeſchnittenes an ꝛc.
Hrn. Luͤdke, Prediger an der Nikolaikirche, ein wackrer, thaͤtiger Mann.
Mittags war ich bei Hrn. Oberkonſiſtorialrath Tel- ler zu Gaſte. Er iſt Cenſor von Allem was in Berlin gedruckt wird. Er ſagte, er habe ſich vom Groskanzler die Inſtruktion ausgebethen, was mit den allgemeinen Grundſaͤtzen der Religion beſtehen kan, zu dulden. Ani- moſitaͤten aber ſtreiche er gradezu aus. Nach dieſen Be- ſuchen war ich in einer Verſammlung der
Naturforſchenden Geſellſchaft in Hrn. Apothe- ker Rebelt’s Garten. Hr. Bode war Direktor. Hr. Prof. Gleditſch zeigte einige Semina der Dioec. vor, und ſagte, ſie gaͤben blos foem. andre blos maſe. ſie zu erkennen ſie unmoͤglich. — Man ſoll an keinen Baum
klopfen,
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ſtens der Zuſammenhang. Die alphabetiſchen Pſalmen
ſieht er nur fuͤr penſées detachées an, die man nach-
her geſammelt habe. — Je weiter man hinauf ſteige in
der Voͤlkerwelt und in der Geſchichte der Religion, je we-
niger abgoͤttiſche Voͤlker finde man. Dies iſt gegen Mei-
ners. Die Hieroglyphe habe zur Vielgoͤtterei Anlaß ge-
geben, man habe das Zeichen mit der Sache verwechſelt,
habe Hieroglyphen von Thieren genommen, weil das
Thier einen beſtimmten, der Menſch hingegen einen un-
beſtimmten Karakter habe, daher man auch nachher noch
ſo ein Thier neben den Menſchen geſtellt habe. —
Hrn. Oberkonſiſtorialrath Spalding. Ich fand ei-
nen ſchon alten, aber noch friſchen und lebhaften Mann
an ihm. Er klagte auch, daß er gegen ſo viele mittel-
maͤſſige Koͤpfe kaͤmpfen muͤſſe. Man ſehe immer im
Volksunterrichte die Religion als etwas fremdes, vom
Herzen abgeſchnittenes an ꝛc.
Hrn. Luͤdke, Prediger an der Nikolaikirche, ein
wackrer, thaͤtiger Mann.
Mittags war ich bei Hrn. Oberkonſiſtorialrath Tel-
ler zu Gaſte. Er iſt Cenſor von Allem was in Berlin
gedruckt wird. Er ſagte, er habe ſich vom Groskanzler
die Inſtruktion ausgebethen, was mit den allgemeinen
Grundſaͤtzen der Religion beſtehen kan, zu dulden. Ani-
moſitaͤten aber ſtreiche er gradezu aus. Nach dieſen Be-
ſuchen war ich in einer Verſammlung der
Naturforſchenden Geſellſchaft in Hrn. Apothe-
ker Rebelt’s Garten. Hr. Bode war Direktor. Hr.
Prof. Gleditſch zeigte einige Semina der Dioec. vor,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/218>, abgerufen am 25.11.2024.
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