25) Pantoffelsteine, die Hübsch in Kölln zuerst be- kannt machte. Sie sehen fast so aus. Seitdem man Stücke mit einem Deckel gefunden hat, weis man, daß es eine Austerart ist.
26) Ein ganzes Konvolut von Enkriniten aus Braun- schweig. Einer mit 11. Strahlen, da sie sonst alle nur 10. am Kopfe haben; auch einer in silice.
27) Ein Kreuzstein aus Spanien so gestaltet.
[Abbildung]
Ist ein Stück von einem Gypsspat.
28) Eine Englische Zinngraupe, 19. Loth schwer. Man nennt sie Visir, weil die Krystallisationen schief auslaufen, daß man sie an Backen legen kan.
Den 10ten Sept.
Weil heute Sonntag war, so ging ich in
Die Nikolaikirche, den Gottesdienst abzuwarten. Die Kirche ist alt, gothisch, mit dicken Pfeilen verfin- stert. Hr. O. K. R. Spalding predigte. Evange- lium und Epistel werden vor dem Altare verlesen, dann das Lied: Allein Gott in der Höh sei Ehr etc. darauf das zur Predigt sich schickende Lied, und zuletzt der Glaube gesungen. Der Text war das Evangel. Dom. XIV. p. Trin. und das Thema: Vom frühen Sterben der Menschen. 1) Unser Urtheil und unser Verhalten da- bei. 1) Warnung vor dem Selbstmord etc. Die Stimme des Redners ist schwach, die Deklamation we- nig und einförmig, die Sachen gut, und die Worte sehr gewählt. Das Chorhemde und viele katholische Ge- bräuche trift man noch in dieser Kirche an; weil der jetzi- ge König bei seiner Regierung jeder Kirche frei stellte, es mit den äussern Gebräuchen zu halten, wie sie wollte. Nach dem Gottesdienste sah ich
Die
25) Pantoffelſteine, die Huͤbſch in Koͤlln zuerſt be- kannt machte. Sie ſehen faſt ſo aus. Seitdem man Stuͤcke mit einem Deckel gefunden hat, weis man, daß es eine Auſterart iſt.
26) Ein ganzes Konvolut von Enkriniten aus Braun- ſchweig. Einer mit 11. Strahlen, da ſie ſonſt alle nur 10. am Kopfe haben; auch einer in ſilice.
27) Ein Kreuzſtein aus Spanien ſo geſtaltet.
[Abbildung]
Iſt ein Stuͤck von einem Gypsſpat.
28) Eine Engliſche Zinngraupe, 19. Loth ſchwer. Man nennt ſie Viſir, weil die Kryſtalliſationen ſchief auslaufen, daß man ſie an Backen legen kan.
Den 10ten Sept.
Weil heute Sonntag war, ſo ging ich in
Die Nikolaikirche, den Gottesdienſt abzuwarten. Die Kirche iſt alt, gothiſch, mit dicken Pfeilen verfin- ſtert. Hr. O. K. R. Spalding predigte. Evange- lium und Epiſtel werden vor dem Altare verleſen, dann das Lied: Allein Gott in der Hoͤh ſei Ehr ꝛc. darauf das zur Predigt ſich ſchickende Lied, und zuletzt der Glaube geſungen. Der Text war das Evangel. Dom. XIV. p. Trin. und das Thema: Vom fruͤhen Sterben der Menſchen. 1) Unſer Urtheil und unſer Verhalten da- bei. 1) Warnung vor dem Selbſtmord ꝛc. Die Stimme des Redners iſt ſchwach, die Deklamation we- nig und einfoͤrmig, die Sachen gut, und die Worte ſehr gewaͤhlt. Das Chorhemde und viele katholiſche Ge- braͤuche trift man noch in dieſer Kirche an; weil der jetzi- ge Koͤnig bei ſeiner Regierung jeder Kirche frei ſtellte, es mit den aͤuſſern Gebraͤuchen zu halten, wie ſie wollte. Nach dem Gottesdienſte ſah ich
Die
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25) Pantoffelſteine, die Huͤbſch in Koͤlln zuerſt be-
kannt machte. Sie ſehen faſt ſo aus. Seitdem
man Stuͤcke mit einem Deckel gefunden hat, weis
man, daß es eine Auſterart iſt.
26) Ein ganzes Konvolut von Enkriniten aus Braun-
ſchweig. Einer mit 11. Strahlen, da ſie ſonſt alle
nur 10. am Kopfe haben; auch einer in ſilice.
27) Ein Kreuzſtein aus Spanien ſo geſtaltet.
[Abbildung]
Iſt ein Stuͤck von einem Gypsſpat.
28) Eine Engliſche Zinngraupe, 19. Loth ſchwer.
Man nennt ſie Viſir, weil die Kryſtalliſationen ſchief
auslaufen, daß man ſie an Backen legen kan.
Den 10ten Sept.
Weil heute Sonntag war, ſo ging ich in
Die Nikolaikirche, den Gottesdienſt abzuwarten.
Die Kirche iſt alt, gothiſch, mit dicken Pfeilen verfin-
ſtert. Hr. O. K. R. Spalding predigte. Evange-
lium und Epiſtel werden vor dem Altare verleſen, dann
das Lied: Allein Gott in der Hoͤh ſei Ehr ꝛc. darauf das
zur Predigt ſich ſchickende Lied, und zuletzt der Glaube
geſungen. Der Text war das Evangel. Dom. XIV.
p. Trin. und das Thema: Vom fruͤhen Sterben der
Menſchen. 1) Unſer Urtheil und unſer Verhalten da-
bei. 1) Warnung vor dem Selbſtmord ꝛc. Die
Stimme des Redners iſt ſchwach, die Deklamation we-
nig und einfoͤrmig, die Sachen gut, und die Worte ſehr
gewaͤhlt. Das Chorhemde und viele katholiſche Ge-
braͤuche trift man noch in dieſer Kirche an; weil der jetzi-
ge Koͤnig bei ſeiner Regierung jeder Kirche frei ſtellte, es
mit den aͤuſſern Gebraͤuchen zu halten, wie ſie wollte.
Nach dem Gottesdienſte ſah ich
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/229>, abgerufen am 26.11.2024.
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