Am Abend war ich in einer astronomischen Stun- de des Hrn. Bode. -- Mit einem Dollondschen Sehrohr sah ich den Mond ganz zackicht, die Spitzen der Berge darin, die noch nicht erhellten dunklern Gegen- den, sein schnelles Fortrücken etc.; Zwei Fixsterne vom Steinbock, die mit blossen Augen bei einander zu ste- hen schienen, und doch weit weg waren; wie Flimmer- spitzen am schwarzen Himmel, den Schwanz des gros- sen Bären; den untersten Stern Alcor, und den ober- sten, wo noch ein kleiner Stern über ihm steht, den man mit blossen Augen nicht sieht etc. Zur Milchstrasse war der Mond zu hell etc. Es ward an einem sehr bequemen Sonnensystem demonstrirt, und besonders der Raum ge- zeigt, wo der grosse Lambert so viele Kometen vermu- thete.
Den 12ten Sept.
Heute hatte ich das Glück, die
Revüe des Königs über die bei der Stadt zu- sammengezogenen Regimenter anzusehen. Die Thätig- keit des Monarchen ist bewundernswürdig. Er schlief auf dem Gesundbrunnen, eine Stunde vor der Stadt, am frühen Morgen geschah schon wieder der Vortrag vom König, und um 7. Uhr kam er daher geritten, gros, gnä- dig, heiter, in seinem Alter thätig am Geist, und leben- dig am ganzen Körper. Hell und glänzend ist sein Auge, stark und doch gewöhnlich, nicht schrecklich seine Stimme. Majestätisch sieht er aus, wenn er mit dem Degen in der Hand auf dem stolzen Pferde unter seinem Heere mit einem Winke alles beseelt. Ziethen, Ra- min, Prittwitz, Prinz Friedrich von Braun-
schweig
Am Abend war ich in einer aſtronomiſchen Stun- de des Hrn. Bode. — Mit einem Dollondſchen Sehrohr ſah ich den Mond ganz zackicht, die Spitzen der Berge darin, die noch nicht erhellten dunklern Gegen- den, ſein ſchnelles Fortruͤcken ꝛc.; Zwei Fixſterne vom Steinbock, die mit bloſſen Augen bei einander zu ſte- hen ſchienen, und doch weit weg waren; wie Flimmer- ſpitzen am ſchwarzen Himmel, den Schwanz des groſ- ſen Baͤren; den unterſten Stern Alcor, und den ober- ſten, wo noch ein kleiner Stern uͤber ihm ſteht, den man mit bloſſen Augen nicht ſieht ꝛc. Zur Milchſtraſſe war der Mond zu hell ꝛc. Es ward an einem ſehr bequemen Sonnenſyſtem demonſtrirt, und beſonders der Raum ge- zeigt, wo der groſſe Lambert ſo viele Kometen vermu- thete.
Den 12ten Sept.
Heute hatte ich das Gluͤck, die
Revuͤe des Koͤnigs uͤber die bei der Stadt zu- ſammengezogenen Regimenter anzuſehen. Die Thaͤtig- keit des Monarchen iſt bewundernswuͤrdig. Er ſchlief auf dem Geſundbrunnen, eine Stunde vor der Stadt, am fruͤhen Morgen geſchah ſchon wieder der Vortrag vom Koͤnig, und um 7. Uhr kam er daher geritten, gros, gnaͤ- dig, heiter, in ſeinem Alter thaͤtig am Geiſt, und leben- dig am ganzen Koͤrper. Hell und glaͤnzend iſt ſein Auge, ſtark und doch gewoͤhnlich, nicht ſchrecklich ſeine Stimme. Majeſtaͤtiſch ſieht er aus, wenn er mit dem Degen in der Hand auf dem ſtolzen Pferde unter ſeinem Heere mit einem Winke alles beſeelt. Ziethen, Ra- min, Prittwitz, Prinz Friedrich von Braun-
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Am Abend war ich in einer aſtronomiſchen Stun-
de des Hrn. Bode. — Mit einem Dollondſchen
Sehrohr ſah ich den Mond ganz zackicht, die Spitzen
der Berge darin, die noch nicht erhellten dunklern Gegen-
den, ſein ſchnelles Fortruͤcken ꝛc.; Zwei Fixſterne vom
Steinbock, die mit bloſſen Augen bei einander zu ſte-
hen ſchienen, und doch weit weg waren; wie Flimmer-
ſpitzen am ſchwarzen Himmel, den Schwanz des groſ-
ſen Baͤren; den unterſten Stern Alcor, und den ober-
ſten, wo noch ein kleiner Stern uͤber ihm ſteht, den man
mit bloſſen Augen nicht ſieht ꝛc. Zur Milchſtraſſe war
der Mond zu hell ꝛc. Es ward an einem ſehr bequemen
Sonnenſyſtem demonſtrirt, und beſonders der Raum ge-
zeigt, wo der groſſe Lambert ſo viele Kometen vermu-
thete.
Den 12ten Sept.
Heute hatte ich das Gluͤck, die
Revuͤe des Koͤnigs uͤber die bei der Stadt zu-
ſammengezogenen Regimenter anzuſehen. Die Thaͤtig-
keit des Monarchen iſt bewundernswuͤrdig. Er ſchlief
auf dem Geſundbrunnen, eine Stunde vor der Stadt,
am fruͤhen Morgen geſchah ſchon wieder der Vortrag vom
Koͤnig, und um 7. Uhr kam er daher geritten, gros, gnaͤ-
dig, heiter, in ſeinem Alter thaͤtig am Geiſt, und leben-
dig am ganzen Koͤrper. Hell und glaͤnzend iſt ſein
Auge, ſtark und doch gewoͤhnlich, nicht ſchrecklich ſeine
Stimme. Majeſtaͤtiſch ſieht er aus, wenn er mit dem
Degen in der Hand auf dem ſtolzen Pferde unter ſeinem
Heere mit einem Winke alles beſeelt. Ziethen, Ra-
min, Prittwitz, Prinz Friedrich von Braun-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/234>, abgerufen am 25.11.2024.
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