schweig etc. neben ihm, aber immer Er voran, Er die Seele von Allem! Mit Einem Blicke übersah er und zählte im Uebersehen seine Krieger, ritt an der Fronte auf und nieder, und war mit seinem Heere zufrieden. Gottlob! sagten viele Bürger und Offiziere laut; er sieht so gesund aus! Der gute, liebe, alte König! Er sprach mit vielen gemeinen Soldaten, lies, nachdem die Re- gimenter abmarschirt waren, erst aus den Feldstücken, dann aus den schweren Kanonen und aus Haubitzen feu- ern; auch Bomben werfen etc. Mit den Kanonen ward nach Scheiben geschossen, keine traf, aber die Linie hiel- ten alle, einige flogen noch weiter. Es soll blos seyn, den Feind zu etourdiren. Von da fuhr der König wieder nach Potsdam zurück und arbeitete in seinem stillen Sanssouci für das Glück seines Volks. Ein jeder seiner Unterthanen darf an ihn schreiben. Wer ihm heute schreibt, hat morgen schon Antwort. Ich ha- be hier Gelegenheit gehabt, dergleichen eigenhändige Ant- worten von ihm zu sehen. Sie sind immer ganz kurz und nervös. Jemanden, der ihm einen Raphael an- bot, den er aber nicht haben mochte, schrieb er unter an- dern: "Gold kan ich nicht machen, und neue Imposten "einführen, ist meine Sache nicht." --
Hierauf besuchte ich
Hrn. D. Krünitz Er zeigte mir sein Stamm- buch, worein der Kronprinz schon vor 20. Jahren die Stelle des Virgils, die so vortreflich auf ihn paßt, ge- schrieben hat:
animo repetentem exempla meorum Me pater Aeneas, et avunculus excitat Hector.
und
N 3
ſchweig ꝛc. neben ihm, aber immer Er voran, Er die Seele von Allem! Mit Einem Blicke uͤberſah er und zaͤhlte im Ueberſehen ſeine Krieger, ritt an der Fronte auf und nieder, und war mit ſeinem Heere zufrieden. Gottlob! ſagten viele Buͤrger und Offiziere laut; er ſieht ſo geſund aus! Der gute, liebe, alte Koͤnig! Er ſprach mit vielen gemeinen Soldaten, lies, nachdem die Re- gimenter abmarſchirt waren, erſt aus den Feldſtuͤcken, dann aus den ſchweren Kanonen und aus Haubitzen feu- ern; auch Bomben werfen ꝛc. Mit den Kanonen ward nach Scheiben geſchoſſen, keine traf, aber die Linie hiel- ten alle, einige flogen noch weiter. Es ſoll blos ſeyn, den Feind zu etourdiren. Von da fuhr der Koͤnig wieder nach Potsdam zuruͤck und arbeitete in ſeinem ſtillen Sansſouci fuͤr das Gluͤck ſeines Volks. Ein jeder ſeiner Unterthanen darf an ihn ſchreiben. Wer ihm heute ſchreibt, hat morgen ſchon Antwort. Ich ha- be hier Gelegenheit gehabt, dergleichen eigenhaͤndige Ant- worten von ihm zu ſehen. Sie ſind immer ganz kurz und nervoͤs. Jemanden, der ihm einen Raphael an- bot, den er aber nicht haben mochte, ſchrieb er unter an- dern: „Gold kan ich nicht machen, und neue Impoſten „einfuͤhren, iſt meine Sache nicht.“ —
Hierauf beſuchte ich
Hrn. D. Kruͤnitz Er zeigte mir ſein Stamm- buch, worein der Kronprinz ſchon vor 20. Jahren die Stelle des Virgils, die ſo vortreflich auf ihn paßt, ge- ſchrieben hat:
animo repetentem exempla meorum Me pater Aeneas, et avunculus excitat Hector.
und
N 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0235"n="197"/><hirendition="#fr">ſchweig</hi>ꝛc. neben ihm, aber immer <hirendition="#fr">Er</hi> voran, <hirendition="#fr">Er</hi> die<lb/>
Seele von Allem! Mit Einem Blicke uͤberſah er und<lb/>
zaͤhlte im Ueberſehen ſeine Krieger, ritt an der Fronte<lb/>
auf und nieder, und war mit ſeinem Heere zufrieden.<lb/>
Gottlob! ſagten viele Buͤrger und Offiziere laut; er ſieht<lb/>ſo geſund aus! Der gute, liebe, alte Koͤnig! Er ſprach<lb/>
mit vielen gemeinen Soldaten, lies, nachdem die Re-<lb/>
gimenter abmarſchirt waren, erſt aus den Feldſtuͤcken,<lb/>
dann aus den ſchweren Kanonen und aus Haubitzen feu-<lb/>
ern; auch Bomben werfen ꝛc. Mit den Kanonen ward<lb/>
nach Scheiben geſchoſſen, keine traf, aber die Linie hiel-<lb/>
ten alle, einige flogen noch weiter. Es ſoll blos ſeyn,<lb/>
den Feind zu etourdiren. Von da fuhr der Koͤnig<lb/>
wieder nach <hirendition="#fr">Potsdam</hi> zuruͤck und arbeitete in ſeinem<lb/>ſtillen <hirendition="#fr">Sansſouci</hi> fuͤr das Gluͤck ſeines Volks. Ein<lb/>
jeder ſeiner Unterthanen darf an ihn ſchreiben. Wer<lb/>
ihm heute ſchreibt, hat morgen ſchon Antwort. Ich ha-<lb/>
be hier Gelegenheit gehabt, dergleichen eigenhaͤndige Ant-<lb/>
worten von ihm zu ſehen. Sie ſind immer ganz kurz<lb/>
und nervoͤs. Jemanden, der ihm einen <hirendition="#fr">Raphael</hi> an-<lb/>
bot, den er aber nicht haben mochte, ſchrieb er unter an-<lb/>
dern: „Gold kan ich nicht machen, und neue Impoſten<lb/>„einfuͤhren, iſt meine Sache nicht.“—</p><lb/><p>Hierauf beſuchte ich</p><lb/><p>Hrn. D. <hirendition="#fr">Kruͤnitz</hi> Er zeigte mir ſein Stamm-<lb/>
buch, worein der Kronprinz ſchon vor 20. Jahren die<lb/>
Stelle des <hirendition="#fr">Virgils,</hi> die ſo vortreflich auf ihn paßt, ge-<lb/>ſchrieben hat:</p><lb/><cit><quote><hirendition="#aq">animo repetentem exempla meorum<lb/>
Me pater Aeneas, et avunculus excitat Hector.</hi></quote><bibl/></cit><lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[197/0235]
ſchweig ꝛc. neben ihm, aber immer Er voran, Er die
Seele von Allem! Mit Einem Blicke uͤberſah er und
zaͤhlte im Ueberſehen ſeine Krieger, ritt an der Fronte
auf und nieder, und war mit ſeinem Heere zufrieden.
Gottlob! ſagten viele Buͤrger und Offiziere laut; er ſieht
ſo geſund aus! Der gute, liebe, alte Koͤnig! Er ſprach
mit vielen gemeinen Soldaten, lies, nachdem die Re-
gimenter abmarſchirt waren, erſt aus den Feldſtuͤcken,
dann aus den ſchweren Kanonen und aus Haubitzen feu-
ern; auch Bomben werfen ꝛc. Mit den Kanonen ward
nach Scheiben geſchoſſen, keine traf, aber die Linie hiel-
ten alle, einige flogen noch weiter. Es ſoll blos ſeyn,
den Feind zu etourdiren. Von da fuhr der Koͤnig
wieder nach Potsdam zuruͤck und arbeitete in ſeinem
ſtillen Sansſouci fuͤr das Gluͤck ſeines Volks. Ein
jeder ſeiner Unterthanen darf an ihn ſchreiben. Wer
ihm heute ſchreibt, hat morgen ſchon Antwort. Ich ha-
be hier Gelegenheit gehabt, dergleichen eigenhaͤndige Ant-
worten von ihm zu ſehen. Sie ſind immer ganz kurz
und nervoͤs. Jemanden, der ihm einen Raphael an-
bot, den er aber nicht haben mochte, ſchrieb er unter an-
dern: „Gold kan ich nicht machen, und neue Impoſten
„einfuͤhren, iſt meine Sache nicht.“ —
Hierauf beſuchte ich
Hrn. D. Kruͤnitz Er zeigte mir ſein Stamm-
buch, worein der Kronprinz ſchon vor 20. Jahren die
Stelle des Virgils, die ſo vortreflich auf ihn paßt, ge-
ſchrieben hat:
animo repetentem exempla meorum
Me pater Aeneas, et avunculus excitat Hector.
und
N 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/235>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.