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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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ehemals Gottesdienst gehalten wurde, in des Königs
Wohnzimmer, in sein so sehr simples Schlafzimmer,
wo sein Bett eben so war. Bücher, Karten, etc. lagen
darin. Schirme liebt der König sehr, an jedem Tische
ist einer. Man hat von da die Aussicht grade auf die
Statüe des grossen Churfürsten auf der Brücke. Ein
Damenbret von Bernstein, ein Klavier etc. standen auch
da, auch hing das Bildnis der Tänzerin Barberini *)
in des Königs Zimmer. Die sogenannten Schwedi-
schen Zimmer, wo die Königin von Schweden zuletzt
logirte, sind allein nach dem neuen Geschmack.

Hrn. Holzverwalter Ebels Holzsammlung besah
ich nachher auch. Sie ist die gröste und schönste, die
ich jemahls gesehen habe, und enthält über 700. Arten.
Viele Stücke liegen in niedrigen Schubläden neben ein-
ander, sind meist von einer Grösse. Viele Stücke sind
fournirt und viele von einem geschickten Tischer zusammen
gesetzt und polirt, wie Achat. Viele Hölzer von Sträu-
chern sind auch hier. Das Stinkholz **) soll, einer al-
ten Reisebeschreibung zufolge, von den Molukkischen
Inseln seyn, wo erzählt wird, daß einer dem andern zum
Spas einen Span davon unter das Bett gesteckt habe.
Das Bänderholz fehlte hier noch. Gar schön ist das
spanische Rohr, der Länge und Queere nach durchschnit-
ten, desgleichen Knorren oder Warzen an den Aesten.
Die Birken geben ein herrliches braunes Holz, davon
ist hier ein Tobakskästchen.

Abends
*) Von Pesne gemahlt.
Herausgeber.
**) S. S. 140. dieses Bandes.
Herausgeber.

ehemals Gottesdienſt gehalten wurde, in des Koͤnigs
Wohnzimmer, in ſein ſo ſehr ſimples Schlafzimmer,
wo ſein Bett eben ſo war. Buͤcher, Karten, ꝛc. lagen
darin. Schirme liebt der Koͤnig ſehr, an jedem Tiſche
iſt einer. Man hat von da die Ausſicht grade auf die
Statuͤe des groſſen Churfuͤrſten auf der Bruͤcke. Ein
Damenbret von Bernſtein, ein Klavier ꝛc. ſtanden auch
da, auch hing das Bildnis der Taͤnzerin Barberini *)
in des Koͤnigs Zimmer. Die ſogenannten Schwedi-
ſchen Zimmer, wo die Koͤnigin von Schweden zuletzt
logirte, ſind allein nach dem neuen Geſchmack.

Hrn. Holzverwalter Ebels Holzſammlung beſah
ich nachher auch. Sie iſt die groͤſte und ſchoͤnſte, die
ich jemahls geſehen habe, und enthaͤlt uͤber 700. Arten.
Viele Stuͤcke liegen in niedrigen Schublaͤden neben ein-
ander, ſind meiſt von einer Groͤſſe. Viele Stuͤcke ſind
fournirt und viele von einem geſchickten Tiſcher zuſammen
geſetzt und polirt, wie Achat. Viele Hoͤlzer von Straͤu-
chern ſind auch hier. Das Stinkholz **) ſoll, einer al-
ten Reiſebeſchreibung zufolge, von den Molukkiſchen
Inſeln ſeyn, wo erzaͤhlt wird, daß einer dem andern zum
Spas einen Span davon unter das Bett geſteckt habe.
Das Baͤnderholz fehlte hier noch. Gar ſchoͤn iſt das
ſpaniſche Rohr, der Laͤnge und Queere nach durchſchnit-
ten, desgleichen Knorren oder Warzen an den Aeſten.
Die Birken geben ein herrliches braunes Holz, davon
iſt hier ein Tobakskaͤſtchen.

Abends
*) Von Peſne gemahlt.
Herausgeber.
**) S. S. 140. dieſes Bandes.
Herausgeber.
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[200/0238] ehemals Gottesdienſt gehalten wurde, in des Koͤnigs Wohnzimmer, in ſein ſo ſehr ſimples Schlafzimmer, wo ſein Bett eben ſo war. Buͤcher, Karten, ꝛc. lagen darin. Schirme liebt der Koͤnig ſehr, an jedem Tiſche iſt einer. Man hat von da die Ausſicht grade auf die Statuͤe des groſſen Churfuͤrſten auf der Bruͤcke. Ein Damenbret von Bernſtein, ein Klavier ꝛc. ſtanden auch da, auch hing das Bildnis der Taͤnzerin Barberini *) in des Koͤnigs Zimmer. Die ſogenannten Schwedi- ſchen Zimmer, wo die Koͤnigin von Schweden zuletzt logirte, ſind allein nach dem neuen Geſchmack. Hrn. Holzverwalter Ebels Holzſammlung beſah ich nachher auch. Sie iſt die groͤſte und ſchoͤnſte, die ich jemahls geſehen habe, und enthaͤlt uͤber 700. Arten. Viele Stuͤcke liegen in niedrigen Schublaͤden neben ein- ander, ſind meiſt von einer Groͤſſe. Viele Stuͤcke ſind fournirt und viele von einem geſchickten Tiſcher zuſammen geſetzt und polirt, wie Achat. Viele Hoͤlzer von Straͤu- chern ſind auch hier. Das Stinkholz **) ſoll, einer al- ten Reiſebeſchreibung zufolge, von den Molukkiſchen Inſeln ſeyn, wo erzaͤhlt wird, daß einer dem andern zum Spas einen Span davon unter das Bett geſteckt habe. Das Baͤnderholz fehlte hier noch. Gar ſchoͤn iſt das ſpaniſche Rohr, der Laͤnge und Queere nach durchſchnit- ten, desgleichen Knorren oder Warzen an den Aeſten. Die Birken geben ein herrliches braunes Holz, davon iſt hier ein Tobakskaͤſtchen. Abends *) Von Peſne gemahlt. Herausgeber. **) S. S. 140. dieſes Bandes. Herausgeber.

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/238>, abgerufen am 25.11.2024.