auf sie gebaut ist. Sie hat 10. Gänge zum Mahlen der Früchte, und noch 5-6. Gänge zu andern Werken. Jeder Gang hat sein eigenes Rad; das Rad lauft zwi- schen zwei Gassen, in jeder Gasse stehn 32. Pfäle, und auf diesen Pfälen allen zusammen genommen ruht das ganze Werk. Auf den Pfälen liegen Schwellen, und vermittelst dieser Schwellen kan man die Wasserräder an dicken Seilen auf- und niederwinden. Der Spielraum beträgt 9. Schuh. Im Sommer, wenn der Rhein steigt, geht man mit den Rädern in die Höhe; im Win- ter, wenn das Wasser klein ist, läßt man sie herab. Sie werden oft herabgelassen bis auf die Eisschemel, der- gleichen oft im Winter welche geschwommen kommen, die 40-50. Schuh lang und breit sind. Von dieser Einrichtung hat man sonderlich den Vortheil, daß man zu aller Zeit, beim höchsten wie beim niedrigsten Wasser- stande mahlen kan. Es ist eine Zwangsmühle für die Bürger in Costanz. Man mahlt um den sogenannten Molzer, und nur in Streitsachen wird nach dem Ge- wichte gefragt. Ausser dem Mahlen der Früchte wird auch Gerste geröllt. Alles geschieht auf Rechnung der Stadt; es ist ein eignes Mühlenamt deswegen niederge- setzt; die Aufsicht darüber, was den Bau und seine Er- haltung betrift, hat ein Meister vom Handwerk; alle Mittwoche kommen die zwei Mühlherren, und messen dem Beständer den Molzer; der Müller muß alle Jahre Rechnung ablegen; sie kan in einer Woche 50-80 Vier- tel nach dem grossen Maas, (wo beinahe 10 Sester auf das Viertel gehen) abwerfen, im Winter aber oft nur 18-20. Viertel. Man sieht auf der Brücke einen Ort, wo das Wasser immer kaum drittehalb Mannstiefe hat, aber auch einen, wo es 32-40. Schuhe tief ist. In
manchen
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auf ſie gebaut iſt. Sie hat 10. Gaͤnge zum Mahlen der Fruͤchte, und noch 5-6. Gaͤnge zu andern Werken. Jeder Gang hat ſein eigenes Rad; das Rad lauft zwi- ſchen zwei Gaſſen, in jeder Gaſſe ſtehn 32. Pfaͤle, und auf dieſen Pfaͤlen allen zuſammen genommen ruht das ganze Werk. Auf den Pfaͤlen liegen Schwellen, und vermittelſt dieſer Schwellen kan man die Waſſerraͤder an dicken Seilen auf- und niederwinden. Der Spielraum betraͤgt 9. Schuh. Im Sommer, wenn der Rhein ſteigt, geht man mit den Raͤdern in die Hoͤhe; im Win- ter, wenn das Waſſer klein iſt, laͤßt man ſie herab. Sie werden oft herabgelaſſen bis auf die Eisſchemel, der- gleichen oft im Winter welche geſchwommen kommen, die 40-50. Schuh lang und breit ſind. Von dieſer Einrichtung hat man ſonderlich den Vortheil, daß man zu aller Zeit, beim hoͤchſten wie beim niedrigſten Waſſer- ſtande mahlen kan. Es iſt eine Zwangsmuͤhle fuͤr die Buͤrger in Coſtanz. Man mahlt um den ſogenannten Molzer, und nur in Streitſachen wird nach dem Ge- wichte gefragt. Auſſer dem Mahlen der Fruͤchte wird auch Gerſte geroͤllt. Alles geſchieht auf Rechnung der Stadt; es iſt ein eignes Muͤhlenamt deswegen niederge- ſetzt; die Aufſicht daruͤber, was den Bau und ſeine Er- haltung betrift, hat ein Meiſter vom Handwerk; alle Mittwoche kommen die zwei Muͤhlherren, und meſſen dem Beſtaͤnder den Molzer; der Muͤller muß alle Jahre Rechnung ablegen; ſie kan in einer Woche 50-80 Vier- tel nach dem groſſen Maas, (wo beinahe 10 Seſter auf das Viertel gehen) abwerfen, im Winter aber oft nur 18-20. Viertel. Man ſieht auf der Bruͤcke einen Ort, wo das Waſſer immer kaum drittehalb Mannstiefe hat, aber auch einen, wo es 32-40. Schuhe tief iſt. In
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auf ſie gebaut iſt. Sie hat 10. Gaͤnge zum Mahlen
der Fruͤchte, und noch 5-6. Gaͤnge zu andern Werken.
Jeder Gang hat ſein eigenes Rad; das Rad lauft zwi-
ſchen zwei Gaſſen, in jeder Gaſſe ſtehn 32. Pfaͤle, und
auf dieſen Pfaͤlen allen zuſammen genommen ruht das
ganze Werk. Auf den Pfaͤlen liegen Schwellen, und
vermittelſt dieſer Schwellen kan man die Waſſerraͤder an
dicken Seilen auf- und niederwinden. Der Spielraum
betraͤgt 9. Schuh. Im Sommer, wenn der Rhein
ſteigt, geht man mit den Raͤdern in die Hoͤhe; im Win-
ter, wenn das Waſſer klein iſt, laͤßt man ſie herab.
Sie werden oft herabgelaſſen bis auf die Eisſchemel, der-
gleichen oft im Winter welche geſchwommen kommen,
die 40-50. Schuh lang und breit ſind. Von dieſer
Einrichtung hat man ſonderlich den Vortheil, daß man
zu aller Zeit, beim hoͤchſten wie beim niedrigſten Waſſer-
ſtande mahlen kan. Es iſt eine Zwangsmuͤhle fuͤr die
Buͤrger in Coſtanz. Man mahlt um den ſogenannten
Molzer, und nur in Streitſachen wird nach dem Ge-
wichte gefragt. Auſſer dem Mahlen der Fruͤchte wird
auch Gerſte geroͤllt. Alles geſchieht auf Rechnung der
Stadt; es iſt ein eignes Muͤhlenamt deswegen niederge-
ſetzt; die Aufſicht daruͤber, was den Bau und ſeine Er-
haltung betrift, hat ein Meiſter vom Handwerk; alle
Mittwoche kommen die zwei Muͤhlherren, und meſſen
dem Beſtaͤnder den Molzer; der Muͤller muß alle Jahre
Rechnung ablegen; ſie kan in einer Woche 50-80 Vier-
tel nach dem groſſen Maas, (wo beinahe 10 Seſter auf
das Viertel gehen) abwerfen, im Winter aber oft nur
18-20. Viertel. Man ſieht auf der Bruͤcke einen Ort,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/315>, abgerufen am 25.11.2024.
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