werden ziemlich sein gestossen, es stäubt gewaltig dabei. Fürs Viertel gestampfte Rinde zahlen sie der Mühle nicht mehr als 6. Pfennige. Ausser diesen sind noch andere Maschinen zum Waschen und Reinigen da. In der Gewürzstampfe stößt man den Tyroler Kaufleuten, oder andern Krämern in der Stadt und in der Gegend, den Pfeffer, Ingwer, oder was sie für ein Gewürz schi- cken; es können sechs Stempel in drei Löcher fallen, in wenigen Stunden sind für sehr wenig Geld etliche dreissig Pfund gestampft. Die Mühle hat sechs Stockwerke, ohne den ausserordentlich hohen und geräumigen Dachstuhl dazu zu rechnen, und erst seit 8. Jahren hat man unter diesem Dachstuhl eine Sägemühle erbaut, und läßt das Holz auch durch das Wasser von der Brücke hinauf- ziehen. Dabei sind noch überall ausserordentlich viele Werkstuben für die Mühlärzte im Sommer, und eigene im Winter. In der Wohnstube des Müllers steht am Fenster angeschrieben und gemalt, daß 1684. im Februar der Rhein und der Bodensee zugefroren gewesen sei, so daß man die Vögel mit den Händen greifen, und auf dem Eis von Ueberlingen und Mersburg herüber lau- fen konnte. War diese Mühle nicht der Mühe werth, daß ich fast einen ganzen Vormittag damit zubrachte, sie zu besehen.
Die besten und liebenswürdigsten Menschen. die ich in Costanz kennen gelernt habe, das sind: Ihro Excel- lenz die Frau Geheimeräthin von Ramschwag, und Hr. Baron von Reinach, Kanonikus von Costanz und Würzburg. Ich hatte an diese vornehme Personen Addresse von unsrer verehrungswürdigsten Präsidentin, Ihro Excellenz der Frau von Hahn, nnd ich müßte
im
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werden ziemlich ſein geſtoſſen, es ſtaͤubt gewaltig dabei. Fuͤrs Viertel geſtampfte Rinde zahlen ſie der Muͤhle nicht mehr als 6. Pfennige. Auſſer dieſen ſind noch andere Maſchinen zum Waſchen und Reinigen da. In der Gewuͤrzſtampfe ſtoͤßt man den Tyroler Kaufleuten, oder andern Kraͤmern in der Stadt und in der Gegend, den Pfeffer, Ingwer, oder was ſie fuͤr ein Gewuͤrz ſchi- cken; es koͤnnen ſechs Stempel in drei Loͤcher fallen, in wenigen Stunden ſind fuͤr ſehr wenig Geld etliche dreiſſig Pfund geſtampft. Die Muͤhle hat ſechs Stockwerke, ohne den auſſerordentlich hohen und geraͤumigen Dachſtuhl dazu zu rechnen, und erſt ſeit 8. Jahren hat man unter dieſem Dachſtuhl eine Saͤgemuͤhle erbaut, und laͤßt das Holz auch durch das Waſſer von der Bruͤcke hinauf- ziehen. Dabei ſind noch uͤberall auſſerordentlich viele Werkſtuben fuͤr die Muͤhlaͤrzte im Sommer, und eigene im Winter. In der Wohnſtube des Muͤllers ſteht am Fenſter angeſchrieben und gemalt, daß 1684. im Februar der Rhein und der Bodenſee zugefroren geweſen ſei, ſo daß man die Voͤgel mit den Haͤnden greifen, und auf dem Eis von Ueberlingen und Mersburg heruͤber lau- fen konnte. War dieſe Muͤhle nicht der Muͤhe werth, daß ich faſt einen ganzen Vormittag damit zubrachte, ſie zu beſehen.
Die beſten und liebenswuͤrdigſten Menſchen. die ich in Coſtanz kennen gelernt habe, das ſind: Ihro Excel- lenz die Frau Geheimeraͤthin von Ramſchwag, und Hr. Baron von Reinach, Kanonikus von Coſtanz und Wuͤrzburg. Ich hatte an dieſe vornehme Perſonen Addreſſe von unſrer verehrungswuͤrdigſten Praͤſidentin, Ihro Excellenz der Frau von Hahn, nnd ich muͤßte
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werden ziemlich ſein geſtoſſen, es ſtaͤubt gewaltig dabei.
Fuͤrs Viertel geſtampfte Rinde zahlen ſie der Muͤhle nicht
mehr als 6. Pfennige. Auſſer dieſen ſind noch andere
Maſchinen zum Waſchen und Reinigen da. In der
Gewuͤrzſtampfe ſtoͤßt man den Tyroler Kaufleuten,
oder andern Kraͤmern in der Stadt und in der Gegend,
den Pfeffer, Ingwer, oder was ſie fuͤr ein Gewuͤrz ſchi-
cken; es koͤnnen ſechs Stempel in drei Loͤcher fallen, in
wenigen Stunden ſind fuͤr ſehr wenig Geld etliche dreiſſig
Pfund geſtampft. Die Muͤhle hat ſechs Stockwerke,
ohne den auſſerordentlich hohen und geraͤumigen Dachſtuhl
dazu zu rechnen, und erſt ſeit 8. Jahren hat man unter
dieſem Dachſtuhl eine Saͤgemuͤhle erbaut, und laͤßt
das Holz auch durch das Waſſer von der Bruͤcke hinauf-
ziehen. Dabei ſind noch uͤberall auſſerordentlich viele
Werkſtuben fuͤr die Muͤhlaͤrzte im Sommer, und eigene
im Winter. In der Wohnſtube des Muͤllers ſteht am
Fenſter angeſchrieben und gemalt, daß 1684. im Februar
der Rhein und der Bodenſee zugefroren geweſen ſei, ſo
daß man die Voͤgel mit den Haͤnden greifen, und auf
dem Eis von Ueberlingen und Mersburg heruͤber lau-
fen konnte. War dieſe Muͤhle nicht der Muͤhe werth,
daß ich faſt einen ganzen Vormittag damit zubrachte, ſie
zu beſehen.
Die beſten und liebenswuͤrdigſten Menſchen. die ich
in Coſtanz kennen gelernt habe, das ſind: Ihro Excel-
lenz die Frau Geheimeraͤthin von Ramſchwag, und Hr.
Baron von Reinach, Kanonikus von Coſtanz und
Wuͤrzburg. Ich hatte an dieſe vornehme Perſonen
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/317>, abgerufen am 25.11.2024.
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