dessen Mitte sich der Thurm der Schloßkapelle erhebt. Zu den Sehenswürdigkeiten dieses mit der Müglitz umflossenen Schlosses, kommt noch der Garten, das Badehaus, die in Fels gehauenen Keller, die reichen Zimmer, die Ka- pelle, und die reizenden Promenaden und Aus- sichten. Wie ungemein Sander von allen diesen Schönheiten, noch mehr aber von der gü- tigen und gastfreien Aufnahme des Besitzers und seiner hochachtungswürdigen Gemahlin gerührt ward, davon legt die Beschreibung seines Auf- enthalts in dieser Gegend im 2ten Theile dieser seiner Reisebeschreibung den überzeugendsten Beweis ab. Die Bergvestung Königstein erreg- te seine Bewunderung ebenfalls in einem sehr ho- hen Grade, und die Politesse des dasigen Com- mendanten, des Herrn Grafen zu Solms Ex- zellenz ward von ihm sehr gepriesen. Ueber- haupt war er äußerst empfindlich gegen alle Aeus- serungen eines edlen und wohlwollenden Her- zens. So sehr er aber die Großen schätzte, wenn sie sich durch aufgeklärte Kenntnisse und ein leut- seliges Betragen auszeichneten, so sehr sah er sie über die Achsel an, wenn sie die Dürftigkeit ih- res Geistes durch eine vornehm spröde Miene zu decken, und den Mangel einer schönen und tu-
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deſſen Mitte ſich der Thurm der Schloßkapelle erhebt. Zu den Sehenswuͤrdigkeiten dieſes mit der Muͤglitz umfloſſenen Schloſſes, kommt noch der Garten, das Badehaus, die in Fels gehauenen Keller, die reichen Zimmer, die Ka- pelle, und die reizenden Promenaden und Aus- ſichten. Wie ungemein Sander von allen dieſen Schoͤnheiten, noch mehr aber von der guͤ- tigen und gaſtfreien Aufnahme des Beſitzers und ſeiner hochachtungswuͤrdigen Gemahlin geruͤhrt ward, davon legt die Beſchreibung ſeines Auf- enthalts in dieſer Gegend im 2ten Theile dieſer ſeiner Reiſebeſchreibung den uͤberzeugendſten Beweis ab. Die Bergveſtung Koͤnigſtein erreg- te ſeine Bewunderung ebenfalls in einem ſehr ho- hen Grade, und die Politeſſe des daſigen Com- mendanten, des Herrn Grafen zu Solms Ex- zellenz ward von ihm ſehr geprieſen. Ueber- haupt war er aͤußerſt empfindlich gegen alle Aeuſ- ſerungen eines edlen und wohlwollenden Her- zens. So ſehr er aber die Großen ſchaͤtzte, wenn ſie ſich durch aufgeklaͤrte Kenntniſſe und ein leut- ſeliges Betragen auszeichneten, ſo ſehr ſah er ſie uͤber die Achſel an, wenn ſie die Duͤrftigkeit ih- res Geiſtes durch eine vornehm ſproͤde Miene zu decken, und den Mangel einer ſchoͤnen und tu-
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[XXVIII/0034]
deſſen Mitte ſich der Thurm der Schloßkapelle
erhebt. Zu den Sehenswuͤrdigkeiten dieſes mit
der Muͤglitz umfloſſenen Schloſſes, kommt
noch der Garten, das Badehaus, die in Fels
gehauenen Keller, die reichen Zimmer, die Ka-
pelle, und die reizenden Promenaden und Aus-
ſichten. Wie ungemein Sander von allen
dieſen Schoͤnheiten, noch mehr aber von der guͤ-
tigen und gaſtfreien Aufnahme des Beſitzers und
ſeiner hochachtungswuͤrdigen Gemahlin geruͤhrt
ward, davon legt die Beſchreibung ſeines Auf-
enthalts in dieſer Gegend im 2ten Theile dieſer
ſeiner Reiſebeſchreibung den uͤberzeugendſten
Beweis ab. Die Bergveſtung Koͤnigſtein erreg-
te ſeine Bewunderung ebenfalls in einem ſehr ho-
hen Grade, und die Politeſſe des daſigen Com-
mendanten, des Herrn Grafen zu Solms Ex-
zellenz ward von ihm ſehr geprieſen. Ueber-
haupt war er aͤußerſt empfindlich gegen alle Aeuſ-
ſerungen eines edlen und wohlwollenden Her-
zens. So ſehr er aber die Großen ſchaͤtzte, wenn
ſie ſich durch aufgeklaͤrte Kenntniſſe und ein leut-
ſeliges Betragen auszeichneten, ſo ſehr ſah er ſie
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. XXVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/34>, abgerufen am 03.12.2024.
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