ich gewohnt bin, kaltes Wasser getrunken, und fand es, wiewohl der Rhein so nahe ist, sehr schmackhaft. An einigen Orten ist das Rheinwasser nicht hundert Schrit- te von der Stadt. Von Neustadt an der Hardt kommt die Speierbach herab, und theilt sich in drei Arme. Ein Theil dieses Wassers läuft durch die tadt, und fällt in den Rhein. Der andre Arm kömmt vor dem Thore der Stadt zu jenem, und fließt mit im Rhein. Alle drei Arme treiben viele Mühlen, laufen durch lauter gute Felder, thun wenig Schaden, und sind mit Kar- pfen, Hechten, und mit einem Ueberfluß von Krebsen versehen. Zum Wässern der Wiesen können sie nicht ge- braucht werden, weil sie zu tief laufen.
Im Rhein selber fängt man hier Karpfen, Hechte, Salmen, Nasen, aber Krebse sind nicht darin. Auch nicht in den sogenannten Altwassern, dergleichen er viele macht. Die stärkste Schifffahrt auf dem Rhein geht nach Strasburg und Frankfurt. Die Schiffer von Speier fahren nicht selber nach Strasburg, wohl aber nach Frankfurt am Mayn, bis nach Maynz. Uebrigens ist Speier eine Stapelstadt. Die Stras- burger, Mannheimer und Maynzer Schiffe heissen Rangschiffe, und diese sollten eigentlich alle hier ausla- den, und drei Tage feil haben, wenn sie nämlich Fasten- speisen und Fettwaaren führen. Weil man es aber hier nicht nöthig hat, so bleiben die Güter im Schiffe, und werden nicht ausgeladen. Aber die Schiffer müssen dem- ohngeachtet alles, was befohlen ist, an die Stadt bezah- len. Doch ist dieses Einkommen nicht mehr so beträcht- lich, wie ehemals. Da man jetzt überall gute Chausseen hat, so werden auch gar viele Güter auf der Achse ver-
führt,
ich gewohnt bin, kaltes Waſſer getrunken, und fand es, wiewohl der Rhein ſo nahe iſt, ſehr ſchmackhaft. An einigen Orten iſt das Rheinwaſſer nicht hundert Schrit- te von der Stadt. Von Neuſtadt an der Hardt kommt die Speierbach herab, und theilt ſich in drei Arme. Ein Theil dieſes Waſſers laͤuft durch die tadt, und faͤllt in den Rhein. Der andre Arm koͤmmt vor dem Thore der Stadt zu jenem, und fließt mit im Rhein. Alle drei Arme treiben viele Muͤhlen, laufen durch lauter gute Felder, thun wenig Schaden, und ſind mit Kar- pfen, Hechten, und mit einem Ueberfluß von Krebſen verſehen. Zum Waͤſſern der Wieſen koͤnnen ſie nicht ge- braucht werden, weil ſie zu tief laufen.
Im Rhein ſelber faͤngt man hier Karpfen, Hechte, Salmen, Naſen, aber Krebſe ſind nicht darin. Auch nicht in den ſogenannten Altwaſſern, dergleichen er viele macht. Die ſtaͤrkſte Schifffahrt auf dem Rhein geht nach Strasburg und Frankfurt. Die Schiffer von Speier fahren nicht ſelber nach Strasburg, wohl aber nach Frankfurt am Mayn, bis nach Maynz. Uebrigens iſt Speier eine Stapelſtadt. Die Stras- burger, Mannheimer und Maynzer Schiffe heiſſen Rangſchiffe, und dieſe ſollten eigentlich alle hier ausla- den, und drei Tage feil haben, wenn ſie naͤmlich Faſten- ſpeiſen und Fettwaaren fuͤhren. Weil man es aber hier nicht noͤthig hat, ſo bleiben die Guͤter im Schiffe, und werden nicht ausgeladen. Aber die Schiffer muͤſſen dem- ohngeachtet alles, was befohlen iſt, an die Stadt bezah- len. Doch iſt dieſes Einkommen nicht mehr ſo betraͤcht- lich, wie ehemals. Da man jetzt uͤberall gute Chauſſeen hat, ſo werden auch gar viele Guͤter auf der Achſe ver-
fuͤhrt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0340"n="302"/>
ich gewohnt bin, kaltes Waſſer getrunken, und fand es,<lb/>
wiewohl der <hirendition="#fr">Rhein</hi>ſo nahe iſt, ſehr ſchmackhaft. An<lb/>
einigen Orten iſt das <hirendition="#fr">Rheinwaſſer</hi> nicht hundert Schrit-<lb/>
te von der Stadt. Von <hirendition="#fr">Neuſtadt an der Hardt</hi><lb/>
kommt die <hirendition="#fr">Speierbach</hi> herab, und theilt ſich in drei<lb/>
Arme. Ein Theil dieſes Waſſers laͤuft durch die tadt,<lb/>
und faͤllt in den <hirendition="#fr">Rhein.</hi> Der andre Arm koͤmmt vor<lb/>
dem Thore der Stadt zu jenem, und fließt mit im <hirendition="#fr">Rhein.</hi><lb/>
Alle drei Arme treiben viele Muͤhlen, laufen durch lauter<lb/>
gute Felder, thun wenig Schaden, und ſind mit Kar-<lb/>
pfen, Hechten, und mit einem Ueberfluß von Krebſen<lb/>
verſehen. Zum Waͤſſern der Wieſen koͤnnen ſie nicht ge-<lb/>
braucht werden, weil ſie zu tief laufen.</p><lb/><p>Im <hirendition="#fr">Rhein</hi>ſelber faͤngt man hier Karpfen, Hechte,<lb/>
Salmen, Naſen, aber Krebſe ſind nicht darin. Auch<lb/>
nicht in den ſogenannten <hirendition="#fr">Altwaſſern,</hi> dergleichen er<lb/>
viele macht. Die ſtaͤrkſte Schifffahrt auf dem <hirendition="#fr">Rhein</hi><lb/>
geht nach <hirendition="#fr">Strasburg</hi> und <hirendition="#fr">Frankfurt.</hi> Die Schiffer<lb/>
von <hirendition="#fr">Speier</hi> fahren nicht ſelber nach <hirendition="#fr">Strasburg,</hi> wohl<lb/>
aber nach <hirendition="#fr">Frankfurt</hi> am <hirendition="#fr">Mayn,</hi> bis nach <hirendition="#fr">Maynz.</hi><lb/>
Uebrigens iſt <hirendition="#fr">Speier</hi> eine Stapelſtadt. Die <hirendition="#fr">Stras-<lb/>
burger, Mannheimer</hi> und <hirendition="#fr">Maynzer</hi> Schiffe heiſſen<lb/><hirendition="#fr">Rangſchiffe,</hi> und dieſe ſollten eigentlich alle hier ausla-<lb/>
den, und drei Tage feil haben, wenn ſie naͤmlich Faſten-<lb/>ſpeiſen und Fettwaaren fuͤhren. Weil man es aber hier<lb/>
nicht noͤthig hat, ſo bleiben die Guͤter im Schiffe, und<lb/>
werden nicht ausgeladen. Aber die Schiffer muͤſſen dem-<lb/>
ohngeachtet alles, was befohlen iſt, an die Stadt bezah-<lb/>
len. Doch iſt dieſes Einkommen nicht mehr ſo betraͤcht-<lb/>
lich, wie ehemals. Da man jetzt uͤberall gute Chauſſeen<lb/>
hat, ſo werden auch gar viele Guͤter auf der Achſe ver-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">fuͤhrt,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[302/0340]
ich gewohnt bin, kaltes Waſſer getrunken, und fand es,
wiewohl der Rhein ſo nahe iſt, ſehr ſchmackhaft. An
einigen Orten iſt das Rheinwaſſer nicht hundert Schrit-
te von der Stadt. Von Neuſtadt an der Hardt
kommt die Speierbach herab, und theilt ſich in drei
Arme. Ein Theil dieſes Waſſers laͤuft durch die tadt,
und faͤllt in den Rhein. Der andre Arm koͤmmt vor
dem Thore der Stadt zu jenem, und fließt mit im Rhein.
Alle drei Arme treiben viele Muͤhlen, laufen durch lauter
gute Felder, thun wenig Schaden, und ſind mit Kar-
pfen, Hechten, und mit einem Ueberfluß von Krebſen
verſehen. Zum Waͤſſern der Wieſen koͤnnen ſie nicht ge-
braucht werden, weil ſie zu tief laufen.
Im Rhein ſelber faͤngt man hier Karpfen, Hechte,
Salmen, Naſen, aber Krebſe ſind nicht darin. Auch
nicht in den ſogenannten Altwaſſern, dergleichen er
viele macht. Die ſtaͤrkſte Schifffahrt auf dem Rhein
geht nach Strasburg und Frankfurt. Die Schiffer
von Speier fahren nicht ſelber nach Strasburg, wohl
aber nach Frankfurt am Mayn, bis nach Maynz.
Uebrigens iſt Speier eine Stapelſtadt. Die Stras-
burger, Mannheimer und Maynzer Schiffe heiſſen
Rangſchiffe, und dieſe ſollten eigentlich alle hier ausla-
den, und drei Tage feil haben, wenn ſie naͤmlich Faſten-
ſpeiſen und Fettwaaren fuͤhren. Weil man es aber hier
nicht noͤthig hat, ſo bleiben die Guͤter im Schiffe, und
werden nicht ausgeladen. Aber die Schiffer muͤſſen dem-
ohngeachtet alles, was befohlen iſt, an die Stadt bezah-
len. Doch iſt dieſes Einkommen nicht mehr ſo betraͤcht-
lich, wie ehemals. Da man jetzt uͤberall gute Chauſſeen
hat, ſo werden auch gar viele Guͤter auf der Achſe ver-
fuͤhrt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/340>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.