Hingegen werden sehr viel Schweine hieher ge- bracht, und auch viele gezogen. Im Walde ist keine Mast für sie, aber mit Welschkorn werden auch diese gemästet.
Ein sehr erfahrner Hauswirth versicherte mir, daß er an seiner Katze einen ziemlich zuverlässigen Wetterpro- pheten habe. Wenn es bald regnen will, so läuft sie im Garten, und frißt Gras. Vielleicht bedarf diese Anmerkung bei manchen Lesern eine Entschuldigung, aber gewis nicht bei allen.
Schade ist es, daß die Bienenzucht fast ganz ab- kömmt. In unserm Theil von Deutschland grünt dieser Zweig der Landwirthschaft fast nirgends. Es scheint, der Bauer hat zu viel mit andern Dingen zu thun. Das Land ernähret ihn leichter durch seine übrigen Reichthümer.
Auch in Speier hat man in diesem Jahre die Be- merkung gemacht, daß alle Erscheinungen im Thier- und Pflanzenreiche früher waren, als sonst. Acht Tage vor Jakobitag verkaufte Hr. Rektor Hutten schon ganze Körbe voll von seinen blauen Trauben am Hausgeländer. Auch sollen in diesem Jahre die Störche viel früher weg- gezogen seyn, als sonst. Sollte man nicht daraus den Schluß machen dürfen, daß wir nach diesem heissen Som- mer frühe Kälte bekommen werden?
Für die Mineralogie ist in Speier nichts wichtiges, als das Kabinet des Hrn. von la Roche. Dieser lie- benswürdige Mann, der vorher Geh. Staatsrath am Trierischen Hofe war, lebt nun hier für sich in den Ar- men seiner vortreflichen Gemahlin, der bekannten schönen Schriftstellerin, die der Stolz und die Zierde von Deutsch-
land
U 5
Hingegen werden ſehr viel Schweine hieher ge- bracht, und auch viele gezogen. Im Walde iſt keine Maſt fuͤr ſie, aber mit Welſchkorn werden auch dieſe gemaͤſtet.
Ein ſehr erfahrner Hauswirth verſicherte mir, daß er an ſeiner Katze einen ziemlich zuverlaͤſſigen Wetterpro- pheten habe. Wenn es bald regnen will, ſo laͤuft ſie im Garten, und frißt Gras. Vielleicht bedarf dieſe Anmerkung bei manchen Leſern eine Entſchuldigung, aber gewis nicht bei allen.
Schade iſt es, daß die Bienenzucht faſt ganz ab- koͤmmt. In unſerm Theil von Deutſchland gruͤnt dieſer Zweig der Landwirthſchaft faſt nirgends. Es ſcheint, der Bauer hat zu viel mit andern Dingen zu thun. Das Land ernaͤhret ihn leichter durch ſeine uͤbrigen Reichthuͤmer.
Auch in Speier hat man in dieſem Jahre die Be- merkung gemacht, daß alle Erſcheinungen im Thier- und Pflanzenreiche fruͤher waren, als ſonſt. Acht Tage vor Jakobitag verkaufte Hr. Rektor Hutten ſchon ganze Koͤrbe voll von ſeinen blauen Trauben am Hausgelaͤnder. Auch ſollen in dieſem Jahre die Stoͤrche viel fruͤher weg- gezogen ſeyn, als ſonſt. Sollte man nicht daraus den Schluß machen duͤrfen, daß wir nach dieſem heiſſen Som- mer fruͤhe Kaͤlte bekommen werden?
Fuͤr die Mineralogie iſt in Speier nichts wichtiges, als das Kabinet des Hrn. von la Roche. Dieſer lie- benswuͤrdige Mann, der vorher Geh. Staatsrath am Trieriſchen Hofe war, lebt nun hier fuͤr ſich in den Ar- men ſeiner vortreflichen Gemahlin, der bekannten ſchoͤnen Schriftſtellerin, die der Stolz und die Zierde von Deutſch-
land
U 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0351"n="313"/><p>Hingegen werden ſehr viel <hirendition="#fr">Schweine</hi> hieher ge-<lb/>
bracht, und auch viele gezogen. Im Walde iſt keine<lb/>
Maſt fuͤr ſie, aber mit <hirendition="#fr">Welſchkorn</hi> werden auch dieſe<lb/>
gemaͤſtet.</p><lb/><p>Ein ſehr erfahrner Hauswirth verſicherte mir, daß<lb/>
er an ſeiner <hirendition="#fr">Katze</hi> einen ziemlich zuverlaͤſſigen Wetterpro-<lb/>
pheten habe. Wenn es bald regnen will, ſo laͤuft ſie<lb/>
im Garten, und frißt Gras. Vielleicht bedarf dieſe<lb/>
Anmerkung bei manchen Leſern eine Entſchuldigung, aber<lb/>
gewis nicht bei allen.</p><lb/><p>Schade iſt es, daß die <hirendition="#fr">Bienenzucht</hi> faſt ganz ab-<lb/>
koͤmmt. In unſerm Theil von <hirendition="#fr">Deutſchland</hi> gruͤnt dieſer<lb/>
Zweig der Landwirthſchaft faſt nirgends. Es ſcheint,<lb/>
der Bauer hat zu viel mit andern Dingen zu thun. Das<lb/>
Land ernaͤhret ihn leichter durch ſeine uͤbrigen Reichthuͤmer.</p><lb/><p>Auch in <hirendition="#fr">Speier</hi> hat man in dieſem Jahre die Be-<lb/>
merkung gemacht, daß alle Erſcheinungen im Thier- und<lb/>
Pflanzenreiche fruͤher waren, als ſonſt. Acht Tage vor<lb/><hirendition="#fr">Jakobitag</hi> verkaufte Hr. Rektor <hirendition="#fr">Hutten</hi>ſchon ganze<lb/>
Koͤrbe voll von ſeinen blauen Trauben am Hausgelaͤnder.<lb/>
Auch ſollen in dieſem Jahre die <hirendition="#fr">Stoͤrche</hi> viel fruͤher weg-<lb/>
gezogen ſeyn, als ſonſt. Sollte man nicht daraus den<lb/>
Schluß machen duͤrfen, daß wir nach dieſem heiſſen Som-<lb/>
mer fruͤhe Kaͤlte bekommen werden?</p><lb/><p>Fuͤr die Mineralogie iſt in <hirendition="#fr">Speier</hi> nichts wichtiges,<lb/>
als das Kabinet des Hrn. <hirendition="#fr">von la Roche.</hi> Dieſer lie-<lb/>
benswuͤrdige Mann, der vorher Geh. Staatsrath am<lb/><hirendition="#fr">Trieri</hi>ſchen Hofe war, lebt nun hier fuͤr ſich in den Ar-<lb/>
men ſeiner vortreflichen Gemahlin, der bekannten ſchoͤnen<lb/>
Schriftſtellerin, die der Stolz und die Zierde von <hirendition="#fr">Deutſch-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">U 5</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">land</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[313/0351]
Hingegen werden ſehr viel Schweine hieher ge-
bracht, und auch viele gezogen. Im Walde iſt keine
Maſt fuͤr ſie, aber mit Welſchkorn werden auch dieſe
gemaͤſtet.
Ein ſehr erfahrner Hauswirth verſicherte mir, daß
er an ſeiner Katze einen ziemlich zuverlaͤſſigen Wetterpro-
pheten habe. Wenn es bald regnen will, ſo laͤuft ſie
im Garten, und frißt Gras. Vielleicht bedarf dieſe
Anmerkung bei manchen Leſern eine Entſchuldigung, aber
gewis nicht bei allen.
Schade iſt es, daß die Bienenzucht faſt ganz ab-
koͤmmt. In unſerm Theil von Deutſchland gruͤnt dieſer
Zweig der Landwirthſchaft faſt nirgends. Es ſcheint,
der Bauer hat zu viel mit andern Dingen zu thun. Das
Land ernaͤhret ihn leichter durch ſeine uͤbrigen Reichthuͤmer.
Auch in Speier hat man in dieſem Jahre die Be-
merkung gemacht, daß alle Erſcheinungen im Thier- und
Pflanzenreiche fruͤher waren, als ſonſt. Acht Tage vor
Jakobitag verkaufte Hr. Rektor Hutten ſchon ganze
Koͤrbe voll von ſeinen blauen Trauben am Hausgelaͤnder.
Auch ſollen in dieſem Jahre die Stoͤrche viel fruͤher weg-
gezogen ſeyn, als ſonſt. Sollte man nicht daraus den
Schluß machen duͤrfen, daß wir nach dieſem heiſſen Som-
mer fruͤhe Kaͤlte bekommen werden?
Fuͤr die Mineralogie iſt in Speier nichts wichtiges,
als das Kabinet des Hrn. von la Roche. Dieſer lie-
benswuͤrdige Mann, der vorher Geh. Staatsrath am
Trieriſchen Hofe war, lebt nun hier fuͤr ſich in den Ar-
men ſeiner vortreflichen Gemahlin, der bekannten ſchoͤnen
Schriftſtellerin, die der Stolz und die Zierde von Deutſch-
land
U 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/351>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.