in griechische Hexameter übersetzte. Es sind 9991. Verse, alle sauber und leserlich in Quart geschrieben. Er war in Ulm gebohren, und ein sehr thätiger Jüng- ling und Mann. In Strasburg studirte er 11. Jah- re, und als er 1729 den 28. März mit diesem Werke fertig war, wollte er von Strasburg nach Sachsen gehen. Er kam aber hieher und wurde erst Konre- ktor, nachher Rektor. Ungefähr vor 10. Jahren starb er: seine Wittwe zog wieder nach Ulm. Man hat auch eine Ebräische Grammatik, und noch viele andre Manuskripte von ihm. Den griechischen Vir- gil kaufte der jetzige Besitzer in der öffentlichen Ver- steigerung nach des Verfassers Tode. Lizel selber hat den ersten Bogen davon, vermuthlich als ein Pro- bestück, drucken lassen. Ich habe diesen Bogen er- halten, und schreibe Ihnen hier den Titel ab: Ho- merus Mantuanus, sive P. Virgilii Maronis Aeneis XII. Libris comprehensa, et eodem carminis genere Graece reddita. Liber I. Cui accedit Virgilius ex Homero illustratus Liber II. Opera et studio Georgii Lizelii. Spirae ex officina Göthelii, 8. 1745. Das Werk sollte Manibus Homeri et Virgilii sacrum seyn. Nach einer kleinen Präfation folgen die ersten 96 Verse, lateinisch und griechisch neben einander. Vermuthlich hofte der Verleger keinen Absatz und lies es liegen. Der rühmliche Fleis dieses Mannes ver- dient es, daß ich ihn hier, in unsern Zeiten, wo die Nation wenigstens Mine macht, als wollte sie die Griechen ernstlicher lesen, als bisher, öffentlich nenne. Unsre Jünglinge, die jetzt mehr durch die Klassen ren- nen, als darin sitzen, damit sie ja als unbärtige Kin-
der
in griechiſche Hexameter uͤberſetzte. Es ſind 9991. Verſe, alle ſauber und leſerlich in Quart geſchrieben. Er war in Ulm gebohren, und ein ſehr thaͤtiger Juͤng- ling und Mann. In Strasburg ſtudirte er 11. Jah- re, und als er 1729 den 28. Maͤrz mit dieſem Werke fertig war, wollte er von Strasburg nach Sachſen gehen. Er kam aber hieher und wurde erſt Konre- ktor, nachher Rektor. Ungefaͤhr vor 10. Jahren ſtarb er: ſeine Wittwe zog wieder nach Ulm. Man hat auch eine Ebraͤiſche Grammatik, und noch viele andre Manuſkripte von ihm. Den griechiſchen Vir- gil kaufte der jetzige Beſitzer in der oͤffentlichen Ver- ſteigerung nach des Verfaſſers Tode. Lizel ſelber hat den erſten Bogen davon, vermuthlich als ein Pro- beſtuͤck, drucken laſſen. Ich habe dieſen Bogen er- halten, und ſchreibe Ihnen hier den Titel ab: Ho- merus Mantuanus, ſive P. Virgilii Maronis Aeneis XII. Libris comprehenſa, et eodem carminis genere Graece reddita. Liber I. Cui accedit Virgilius ex Homero illuſtratus Liber II. Opera et ſtudio Georgii Lizelii. Spirae ex officina Göthelii, 8. 1745. Das Werk ſollte Manibus Homeri et Virgilii ſacrum ſeyn. Nach einer kleinen Praͤfation folgen die erſten 96 Verſe, lateiniſch und griechiſch neben einander. Vermuthlich hofte der Verleger keinen Abſatz und lies es liegen. Der ruͤhmliche Fleis dieſes Mannes ver- dient es, daß ich ihn hier, in unſern Zeiten, wo die Nation wenigſtens Mine macht, als wollte ſie die Griechen ernſtlicher leſen, als bisher, oͤffentlich nenne. Unſre Juͤnglinge, die jetzt mehr durch die Klaſſen ren- nen, als darin ſitzen, damit ſie ja als unbaͤrtige Kin-
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in griechiſche Hexameter uͤberſetzte. Es ſind 9991.
Verſe, alle ſauber und leſerlich in Quart geſchrieben.
Er war in Ulm gebohren, und ein ſehr thaͤtiger Juͤng-
ling und Mann. In Strasburg ſtudirte er 11. Jah-
re, und als er 1729 den 28. Maͤrz mit dieſem Werke
fertig war, wollte er von Strasburg nach Sachſen
gehen. Er kam aber hieher und wurde erſt Konre-
ktor, nachher Rektor. Ungefaͤhr vor 10. Jahren
ſtarb er: ſeine Wittwe zog wieder nach Ulm. Man
hat auch eine Ebraͤiſche Grammatik, und noch viele
andre Manuſkripte von ihm. Den griechiſchen Vir-
gil kaufte der jetzige Beſitzer in der oͤffentlichen Ver-
ſteigerung nach des Verfaſſers Tode. Lizel ſelber
hat den erſten Bogen davon, vermuthlich als ein Pro-
beſtuͤck, drucken laſſen. Ich habe dieſen Bogen er-
halten, und ſchreibe Ihnen hier den Titel ab: Ho-
merus Mantuanus, ſive P. Virgilii Maronis
Aeneis XII. Libris comprehenſa, et eodem
carminis genere Graece reddita. Liber I.
Cui accedit Virgilius ex Homero illuſtratus
Liber II. Opera et ſtudio Georgii Lizelii.
Spirae ex officina Göthelii, 8. 1745. Das
Werk ſollte Manibus Homeri et Virgilii ſacrum
ſeyn. Nach einer kleinen Praͤfation folgen die erſten
96 Verſe, lateiniſch und griechiſch neben einander.
Vermuthlich hofte der Verleger keinen Abſatz und lies
es liegen. Der ruͤhmliche Fleis dieſes Mannes ver-
dient es, daß ich ihn hier, in unſern Zeiten, wo die
Nation wenigſtens Mine macht, als wollte ſie die
Griechen ernſtlicher leſen, als bisher, oͤffentlich nenne.
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nen, als darin ſitzen, damit ſie ja als unbaͤrtige Kin-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/357>, abgerufen am 26.06.2024.
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