kleinen Spazierreise vorbereitete. St. Blasien sollte wenigstens erreicht werden. Wenn alsdann Witterung und Jahrszeit es noch erlauben würden, so wollte ich noch kleine Streifereien in die Schweiz machen. So lags -- schön und leicht auszuführen, eine lange Reihe von Ver- gnügungen, die schon in Gedanken alle um mich herum- gauckelten -- in meiner Seele, und es ging auch mei- stens meinen Wünschen nach. Nur hielt ich mich unter- weges überall so lange auf, und blieb auch so lange in dem herrlichen Stift St. Blasien, daß ich den weitern Plan, wieder zu den Schweizern zu gehen, aufgeben mußte. Nun hören Sie den Weg, den ich genommen habe, damit ich mir in meine Reisecharte manches ein- flechten könnte, das ich sonst nicht angetroffen hätte, und rüsten Sie Sich auf allerlei, Oekonomische, Naturhi- storische, Litterarische, Theologische und Politische Nach- richten. Auch von Reliquien und heiligen Bildern, von Mönchen und Nonnen werde ich Ihnen erzählen.
Da ich Landaufwärts und zwar nach den höchsten Bergen, zwischen welchen das berühmte Reichsfürstl. Kloster versteckt ist, reisen muste, so nahm ich von Carls- ruhe die gerade Strasse über Rastadt, Bühl und Ap- penweiher nach der Reichsstadt Offenburg. Die bei- nahe unübersehliche Fläche von Sand, die wir hier noch in ziemlich grossen Entfernungen hinter der Stadt auf der Seite nach dem Rhein hin haben, begleiteten mich bis zu einem Dorfe Sindsheim, das zwischen Bühl und Appenweiher in der Mitte, also schon in der Or- tenau, oder in einem Theil der vorderösterreichischen Lande liegt. Dort fängt, wie wir hier sagen, der Ober- länder gute Boden an, oder die kostbaren Felder, die
alles
kleinen Spazierreiſe vorbereitete. St. Blaſien ſollte wenigſtens erreicht werden. Wenn alsdann Witterung und Jahrszeit es noch erlauben wuͤrden, ſo wollte ich noch kleine Streifereien in die Schweiz machen. So lags — ſchoͤn und leicht auszufuͤhren, eine lange Reihe von Ver- gnuͤgungen, die ſchon in Gedanken alle um mich herum- gauckelten — in meiner Seele, und es ging auch mei- ſtens meinen Wuͤnſchen nach. Nur hielt ich mich unter- weges uͤberall ſo lange auf, und blieb auch ſo lange in dem herrlichen Stift St. Blaſien, daß ich den weitern Plan, wieder zu den Schweizern zu gehen, aufgeben mußte. Nun hoͤren Sie den Weg, den ich genommen habe, damit ich mir in meine Reiſecharte manches ein- flechten koͤnnte, das ich ſonſt nicht angetroffen haͤtte, und ruͤſten Sie Sich auf allerlei, Oekonomiſche, Naturhi- ſtoriſche, Litterariſche, Theologiſche und Politiſche Nach- richten. Auch von Reliquien und heiligen Bildern, von Moͤnchen und Nonnen werde ich Ihnen erzaͤhlen.
Da ich Landaufwaͤrts und zwar nach den hoͤchſten Bergen, zwiſchen welchen das beruͤhmte Reichsfuͤrſtl. Kloſter verſteckt iſt, reiſen muſte, ſo nahm ich von Carls- ruhe die gerade Straſſe uͤber Raſtadt, Buͤhl und Ap- penweiher nach der Reichsſtadt Offenburg. Die bei- nahe unuͤberſehliche Flaͤche von Sand, die wir hier noch in ziemlich groſſen Entfernungen hinter der Stadt auf der Seite nach dem Rhein hin haben, begleiteten mich bis zu einem Dorfe Sindsheim, das zwiſchen Buͤhl und Appenweiher in der Mitte, alſo ſchon in der Or- tenau, oder in einem Theil der vorderoͤſterreichiſchen Lande liegt. Dort faͤngt, wie wir hier ſagen, der Ober- laͤnder gute Boden an, oder die koſtbaren Felder, die
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kleinen Spazierreiſe vorbereitete. St. Blaſien ſollte
wenigſtens erreicht werden. Wenn alsdann Witterung
und Jahrszeit es noch erlauben wuͤrden, ſo wollte ich noch
kleine Streifereien in die Schweiz machen. So lags —
ſchoͤn und leicht auszufuͤhren, eine lange Reihe von Ver-
gnuͤgungen, die ſchon in Gedanken alle um mich herum-
gauckelten — in meiner Seele, und es ging auch mei-
ſtens meinen Wuͤnſchen nach. Nur hielt ich mich unter-
weges uͤberall ſo lange auf, und blieb auch ſo lange in
dem herrlichen Stift St. Blaſien, daß ich den weitern
Plan, wieder zu den Schweizern zu gehen, aufgeben
mußte. Nun hoͤren Sie den Weg, den ich genommen
habe, damit ich mir in meine Reiſecharte manches ein-
flechten koͤnnte, das ich ſonſt nicht angetroffen haͤtte, und
ruͤſten Sie Sich auf allerlei, Oekonomiſche, Naturhi-
ſtoriſche, Litterariſche, Theologiſche und Politiſche Nach-
richten. Auch von Reliquien und heiligen Bildern, von
Moͤnchen und Nonnen werde ich Ihnen erzaͤhlen.
Da ich Landaufwaͤrts und zwar nach den hoͤchſten
Bergen, zwiſchen welchen das beruͤhmte Reichsfuͤrſtl.
Kloſter verſteckt iſt, reiſen muſte, ſo nahm ich von Carls-
ruhe die gerade Straſſe uͤber Raſtadt, Buͤhl und Ap-
penweiher nach der Reichsſtadt Offenburg. Die bei-
nahe unuͤberſehliche Flaͤche von Sand, die wir hier noch
in ziemlich groſſen Entfernungen hinter der Stadt auf
der Seite nach dem Rhein hin haben, begleiteten mich
bis zu einem Dorfe Sindsheim, das zwiſchen Buͤhl
und Appenweiher in der Mitte, alſo ſchon in der Or-
tenau, oder in einem Theil der vorderoͤſterreichiſchen
Lande liegt. Dort faͤngt, wie wir hier ſagen, der Ober-
laͤnder gute Boden an, oder die koſtbaren Felder, die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/368>, abgerufen am 21.11.2024.
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