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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Reichsprälaten. Der jetzige Abt ist ein alter, ehrwürdi-
ger, und gelehrter Mann. Sein Karakter ist Leutselig-
keit und muntre Freundlichkeit. Ich muß ihm nach-
rühmen, daß ich viel Gnade in seinem Kloster genossen
habe. Er studirt noch immer sehr fleissig, lebt sehr
mässig und ordentlich, macht für sich wenig Aufwand,
und hält seine Religiosen streng in der Ordnung. Die
Geistlichen, die bekanntermassen zum Benediktiner-
Orden gehören, sind zugleich alle Pfarrer in der Stadt
und in den dazu gehörigen Thälern. Denn in der Stadt
selber sind sonst keine Geistliche, und einige Oerter, die
noch in geistlichen Angelegenheiten vom Kloster bedient
werden, sind zwei Stunden entfernt. Für die Stadt
wohnt immer Ein Geistlicher ausserhalb den Klostermau-
ern, aber doch noch im Gebiet des Klosters, und dieser
heißt deswegen der Reichspfarrer. Die übrigen Geschäf-
te auf dem Lande werden dem P. Prior angezeigt, und
dieser steckt jedem Religiosen Abends auf eine Tafel zu
seinem Namen die Arbeit auf, die er verrichten soll.

Hier und in der Stadt Zelle am Harmerspach
(nicht Hammerspach, wie die meisten Geographen
schreiben) hat der Reichsprälat das Recht, den Schul-
zen zu erwählen.

Die Offizianten des Reichsprälaten sind: Ein Kanz-
leidirektor, ein Sekretär und ein Oberschaffner.

Man sagte mir noch viel vom verstorbenen Abt
Seeger, der ein grosser Mann gewesen seyn soll, und
deswegen noch immer sehr bedauert wird. Neben seiner
Gelehrsamkeit war er selber auch ein geschickter Maler,
sein Bild habe ich im Speisesaal des Konvents gesehen.

Die
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Reichspraͤlaten. Der jetzige Abt iſt ein alter, ehrwuͤrdi-
ger, und gelehrter Mann. Sein Karakter iſt Leutſelig-
keit und muntre Freundlichkeit. Ich muß ihm nach-
ruͤhmen, daß ich viel Gnade in ſeinem Kloſter genoſſen
habe. Er ſtudirt noch immer ſehr fleiſſig, lebt ſehr
maͤſſig und ordentlich, macht fuͤr ſich wenig Aufwand,
und haͤlt ſeine Religioſen ſtreng in der Ordnung. Die
Geiſtlichen, die bekanntermaſſen zum Benediktiner-
Orden gehoͤren, ſind zugleich alle Pfarrer in der Stadt
und in den dazu gehoͤrigen Thaͤlern. Denn in der Stadt
ſelber ſind ſonſt keine Geiſtliche, und einige Oerter, die
noch in geiſtlichen Angelegenheiten vom Kloſter bedient
werden, ſind zwei Stunden entfernt. Fuͤr die Stadt
wohnt immer Ein Geiſtlicher auſſerhalb den Kloſtermau-
ern, aber doch noch im Gebiet des Kloſters, und dieſer
heißt deswegen der Reichspfarrer. Die uͤbrigen Geſchaͤf-
te auf dem Lande werden dem P. Prior angezeigt, und
dieſer ſteckt jedem Religioſen Abends auf eine Tafel zu
ſeinem Namen die Arbeit auf, die er verrichten ſoll.

Hier und in der Stadt Zelle am Harmerſpach
(nicht Hammerſpach, wie die meiſten Geographen
ſchreiben) hat der Reichspraͤlat das Recht, den Schul-
zen zu erwaͤhlen.

Die Offizianten des Reichspraͤlaten ſind: Ein Kanz-
leidirektor, ein Sekretaͤr und ein Oberſchaffner.

Man ſagte mir noch viel vom verſtorbenen Abt
Seeger, der ein groſſer Mann geweſen ſeyn ſoll, und
deswegen noch immer ſehr bedauert wird. Neben ſeiner
Gelehrſamkeit war er ſelber auch ein geſchickter Maler,
ſein Bild habe ich im Speiſeſaal des Konvents geſehen.

Die
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[339/0377] Reichspraͤlaten. Der jetzige Abt iſt ein alter, ehrwuͤrdi- ger, und gelehrter Mann. Sein Karakter iſt Leutſelig- keit und muntre Freundlichkeit. Ich muß ihm nach- ruͤhmen, daß ich viel Gnade in ſeinem Kloſter genoſſen habe. Er ſtudirt noch immer ſehr fleiſſig, lebt ſehr maͤſſig und ordentlich, macht fuͤr ſich wenig Aufwand, und haͤlt ſeine Religioſen ſtreng in der Ordnung. Die Geiſtlichen, die bekanntermaſſen zum Benediktiner- Orden gehoͤren, ſind zugleich alle Pfarrer in der Stadt und in den dazu gehoͤrigen Thaͤlern. Denn in der Stadt ſelber ſind ſonſt keine Geiſtliche, und einige Oerter, die noch in geiſtlichen Angelegenheiten vom Kloſter bedient werden, ſind zwei Stunden entfernt. Fuͤr die Stadt wohnt immer Ein Geiſtlicher auſſerhalb den Kloſtermau- ern, aber doch noch im Gebiet des Kloſters, und dieſer heißt deswegen der Reichspfarrer. Die uͤbrigen Geſchaͤf- te auf dem Lande werden dem P. Prior angezeigt, und dieſer ſteckt jedem Religioſen Abends auf eine Tafel zu ſeinem Namen die Arbeit auf, die er verrichten ſoll. Hier und in der Stadt Zelle am Harmerſpach (nicht Hammerſpach, wie die meiſten Geographen ſchreiben) hat der Reichspraͤlat das Recht, den Schul- zen zu erwaͤhlen. Die Offizianten des Reichspraͤlaten ſind: Ein Kanz- leidirektor, ein Sekretaͤr und ein Oberſchaffner. Man ſagte mir noch viel vom verſtorbenen Abt Seeger, der ein groſſer Mann geweſen ſeyn ſoll, und deswegen noch immer ſehr bedauert wird. Neben ſeiner Gelehrſamkeit war er ſelber auch ein geſchickter Maler, ſein Bild habe ich im Speiſeſaal des Konvents geſehen. Die Y 2

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/377>, abgerufen am 22.11.2024.