Die Patres verstehen fast alle Musik, und spielen beim Hochamt selber die Orgel und die Violin. Da ei- ner unter ihnen, P. Aloysius, der Sohn unsers hiesi- gen Kapellmeisters Schmittbauers ist, der von Jugend auf von seinem geschickten Vater Musik gelernt hat, so ist dadurch noch mehr Eifer und Liebe zur Tonkunst unter die Geistlichen gekommen.
Innerhalb den Ringmauern des Konvents ist ein kleiner Garten voll Blumen, in welchem sich diejenigen, welche die Gärtnerei lieben, ein Stück Land aussuchen, und es selber bepflanzen und bauen können.
Man zeigte mir hier schöne Monstranzen, die der Hofjubelirer hier in Carlsruhe gemacht hat. Wiewohl an der größten und schönsten nur falsche Steine sind, so kostet sie doch 4000. Gulden. Da sah ich deutlich die silberne Lunula, auf welcher die geweihte Hostie, oder das Sanctissimum, wie sie es heissen, zur Anbetung ausgesetzt wird. Vorne ist das Kästchen mit Glas ein- gefaßt, und von hinten wird es geöfnet.
Auch sah ich hier silberne Abtsstäbe, doch geht in- wendig ein hölzerner dadurch.
Ferner Infuln von allen Farben, wie sie nur infu- lirte Aebte tragen dürfen. Diese und den Abtstab braucht der Reichsprälat, wenn er an hohen Festen selber pon- tifizirt, d. h. das Hochamt verrichtet. So oft das geschieht, müssen ihm nicht nur seine Kanzleibedienten, sondern auch der Reichs-Schulz der Stadt, weil er ihn wählt, kredenziren, wie man sagt, oder assistiren
Zwei Zentner weisses Wachs braucht das Kloster alle Jahre. Sie lassen es von Augsburg, vermuth-
lich
Die Patres verſtehen faſt alle Muſik, und ſpielen beim Hochamt ſelber die Orgel und die Violin. Da ei- ner unter ihnen, P. Aloyſius, der Sohn unſers hieſi- gen Kapellmeiſters Schmittbauers iſt, der von Jugend auf von ſeinem geſchickten Vater Muſik gelernt hat, ſo iſt dadurch noch mehr Eifer und Liebe zur Tonkunſt unter die Geiſtlichen gekommen.
Innerhalb den Ringmauern des Konvents iſt ein kleiner Garten voll Blumen, in welchem ſich diejenigen, welche die Gaͤrtnerei lieben, ein Stuͤck Land ausſuchen, und es ſelber bepflanzen und bauen koͤnnen.
Man zeigte mir hier ſchoͤne Monſtranzen, die der Hofjubelirer hier in Carlsruhe gemacht hat. Wiewohl an der groͤßten und ſchoͤnſten nur falſche Steine ſind, ſo koſtet ſie doch 4000. Gulden. Da ſah ich deutlich die ſilberne Lunula, auf welcher die geweihte Hoſtie, oder das Sanctiſſimum, wie ſie es heiſſen, zur Anbetung ausgeſetzt wird. Vorne iſt das Kaͤſtchen mit Glas ein- gefaßt, und von hinten wird es geoͤfnet.
Auch ſah ich hier ſilberne Abtsſtaͤbe, doch geht in- wendig ein hoͤlzerner dadurch.
Ferner Infuln von allen Farben, wie ſie nur infu- lirte Aebte tragen duͤrfen. Dieſe und den Abtſtab braucht der Reichspraͤlat, wenn er an hohen Feſten ſelber pon- tifizirt, d. h. das Hochamt verrichtet. So oft das geſchieht, muͤſſen ihm nicht nur ſeine Kanzleibedienten, ſondern auch der Reichs-Schulz der Stadt, weil er ihn waͤhlt, kredenziren, wie man ſagt, oder aſſiſtiren
Zwei Zentner weiſſes Wachs braucht das Kloſter alle Jahre. Sie laſſen es von Augsburg, vermuth-
lich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0378"n="340"/><p>Die Patres verſtehen faſt alle Muſik, und ſpielen<lb/>
beim Hochamt ſelber die Orgel und die Violin. Da ei-<lb/>
ner unter ihnen, P. <hirendition="#fr">Aloyſius,</hi> der Sohn unſers hieſi-<lb/>
gen Kapellmeiſters <hirendition="#fr">Schmittbauers</hi> iſt, der von Jugend<lb/>
auf von ſeinem geſchickten Vater Muſik gelernt hat, ſo<lb/>
iſt dadurch noch mehr Eifer und Liebe zur Tonkunſt unter<lb/>
die Geiſtlichen gekommen.</p><lb/><p>Innerhalb den Ringmauern des Konvents iſt ein<lb/>
kleiner Garten voll Blumen, in welchem ſich diejenigen,<lb/>
welche die Gaͤrtnerei lieben, ein Stuͤck Land ausſuchen,<lb/>
und es ſelber bepflanzen und bauen koͤnnen.</p><lb/><p>Man zeigte mir hier ſchoͤne Monſtranzen, die der<lb/>
Hofjubelirer hier in <hirendition="#fr">Carlsruhe</hi> gemacht hat. Wiewohl<lb/>
an der groͤßten und ſchoͤnſten nur falſche Steine ſind, ſo<lb/>
koſtet ſie doch 4000. Gulden. Da ſah ich deutlich die<lb/>ſilberne <hirendition="#fr">Lunula,</hi> auf welcher die geweihte Hoſtie, oder<lb/>
das <hirendition="#aq">Sanctiſſimum,</hi> wie ſie es heiſſen, zur Anbetung<lb/>
ausgeſetzt wird. Vorne iſt das Kaͤſtchen mit Glas ein-<lb/>
gefaßt, und von hinten wird es geoͤfnet.</p><lb/><p>Auch ſah ich hier ſilberne <hirendition="#fr">Abtsſtaͤbe,</hi> doch geht in-<lb/>
wendig ein hoͤlzerner dadurch.</p><lb/><p>Ferner <hirendition="#fr">Infuln</hi> von allen Farben, wie ſie nur infu-<lb/>
lirte Aebte tragen duͤrfen. Dieſe und den Abtſtab braucht<lb/>
der <hirendition="#fr">Reichspraͤlat,</hi> wenn er an hohen Feſten ſelber <hirendition="#fr">pon-<lb/>
tifizirt,</hi> d. h. das Hochamt verrichtet. So oft das<lb/>
geſchieht, muͤſſen ihm nicht nur ſeine Kanzleibedienten,<lb/>ſondern auch der Reichs-Schulz der Stadt, weil er ihn<lb/>
waͤhlt, <hirendition="#fr">kredenziren,</hi> wie man ſagt, oder <hirendition="#fr">aſſiſtiren</hi></p><lb/><p>Zwei Zentner <hirendition="#fr">weiſſes Wachs</hi> braucht das Kloſter<lb/>
alle Jahre. Sie laſſen es von <hirendition="#fr">Augsburg,</hi> vermuth-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lich</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[340/0378]
Die Patres verſtehen faſt alle Muſik, und ſpielen
beim Hochamt ſelber die Orgel und die Violin. Da ei-
ner unter ihnen, P. Aloyſius, der Sohn unſers hieſi-
gen Kapellmeiſters Schmittbauers iſt, der von Jugend
auf von ſeinem geſchickten Vater Muſik gelernt hat, ſo
iſt dadurch noch mehr Eifer und Liebe zur Tonkunſt unter
die Geiſtlichen gekommen.
Innerhalb den Ringmauern des Konvents iſt ein
kleiner Garten voll Blumen, in welchem ſich diejenigen,
welche die Gaͤrtnerei lieben, ein Stuͤck Land ausſuchen,
und es ſelber bepflanzen und bauen koͤnnen.
Man zeigte mir hier ſchoͤne Monſtranzen, die der
Hofjubelirer hier in Carlsruhe gemacht hat. Wiewohl
an der groͤßten und ſchoͤnſten nur falſche Steine ſind, ſo
koſtet ſie doch 4000. Gulden. Da ſah ich deutlich die
ſilberne Lunula, auf welcher die geweihte Hoſtie, oder
das Sanctiſſimum, wie ſie es heiſſen, zur Anbetung
ausgeſetzt wird. Vorne iſt das Kaͤſtchen mit Glas ein-
gefaßt, und von hinten wird es geoͤfnet.
Auch ſah ich hier ſilberne Abtsſtaͤbe, doch geht in-
wendig ein hoͤlzerner dadurch.
Ferner Infuln von allen Farben, wie ſie nur infu-
lirte Aebte tragen duͤrfen. Dieſe und den Abtſtab braucht
der Reichspraͤlat, wenn er an hohen Feſten ſelber pon-
tifizirt, d. h. das Hochamt verrichtet. So oft das
geſchieht, muͤſſen ihm nicht nur ſeine Kanzleibedienten,
ſondern auch der Reichs-Schulz der Stadt, weil er ihn
waͤhlt, kredenziren, wie man ſagt, oder aſſiſtiren
Zwei Zentner weiſſes Wachs braucht das Kloſter
alle Jahre. Sie laſſen es von Augsburg, vermuth-
lich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/378>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.