Das Kloster hat nur den grossen Zehenden, von dem, was in Menge gebaut wird, nämlich von Wein, Weizen, Korn und Haber. Für sich selber baut das Kloster Weizen und Korn; von Gerste nur so viel, als man für das Geflügel nöthig hat. Die Leute in der Stadt bauen auch Hanf, Welschkorn, Erdäpfel, Boh- nen, Erbsen; aber Krapp und Taback hat man hier nicht. Ein grosser und beträchlicher Markgräflich Baa- discher Ort, Ichenheim in der Herrschaft Mahlberg, woselbst das Kloster Gengenbach den Fruchtzehenden hat, ist, nach dem eigenen Geständnis der Religiosen, ihre Kornkammer, wiewohl sie doch nicht Getreide ge- nug haben sollen. Den meisten Weizen bekömmt das Kloster dorther, auch Erbsen, Bohnen und Linsen kom- men von Ichenheim. Der Reichsprälat hat dorten einen Expositus, der es einziehen, die Kosten am Quan- tum abziehen, auch seine Unterhaltung am Zehenden ab- rechnen, und das Uebrige zum Kloster liefern muß. Ehemals hatte das Kloster eine eigene Scheuer dort, und sie prätendiren noch jetzt, wiewohl nicht ohne Wider- spruch, Decimator universalis zu seyn. Auch der meiste Haber, den man hier hat, ist Zehendhaber von Ichenheim.
Eben so geräth hier kein Kohl. Im Kloster braucht man alle Jahre sechszehn hohe hölzerne Gefässe, die man Standen nennt, voll Sauerkraut, und diese bekommen sie auch von Ichenheim.
Zur jährlichen Konsumtion gehören auch zehn Stan- den eingemachte Rüben.
Der Wein, der hier einen Hauptartickel ausmacht, wächst meistens in Gebürgreben; man hat wenige Feld-
reben.
Y 5
Das Kloſter hat nur den groſſen Zehenden, von dem, was in Menge gebaut wird, naͤmlich von Wein, Weizen, Korn und Haber. Fuͤr ſich ſelber baut das Kloſter Weizen und Korn; von Gerſte nur ſo viel, als man fuͤr das Gefluͤgel noͤthig hat. Die Leute in der Stadt bauen auch Hanf, Welſchkorn, Erdaͤpfel, Boh- nen, Erbſen; aber Krapp und Taback hat man hier nicht. Ein groſſer und betraͤchlicher Markgraͤflich Baa- diſcher Ort, Ichenheim in der Herrſchaft Mahlberg, woſelbſt das Kloſter Gengenbach den Fruchtzehenden hat, iſt, nach dem eigenen Geſtaͤndnis der Religioſen, ihre Kornkammer, wiewohl ſie doch nicht Getreide ge- nug haben ſollen. Den meiſten Weizen bekoͤmmt das Kloſter dorther, auch Erbſen, Bohnen und Linſen kom- men von Ichenheim. Der Reichspraͤlat hat dorten einen Expoſitus, der es einziehen, die Koſten am Quan- tum abziehen, auch ſeine Unterhaltung am Zehenden ab- rechnen, und das Uebrige zum Kloſter liefern muß. Ehemals hatte das Kloſter eine eigene Scheuer dort, und ſie praͤtendiren noch jetzt, wiewohl nicht ohne Wider- ſpruch, Decimator univerſalis zu ſeyn. Auch der meiſte Haber, den man hier hat, iſt Zehendhaber von Ichenheim.
Eben ſo geraͤth hier kein Kohl. Im Kloſter braucht man alle Jahre ſechszehn hohe hoͤlzerne Gefaͤſſe, die man Standen nennt, voll Sauerkraut, und dieſe bekommen ſie auch von Ichenheim.
Zur jaͤhrlichen Konſumtion gehoͤren auch zehn Stan- den eingemachte Ruͤben.
Der Wein, der hier einen Hauptartickel ausmacht, waͤchſt meiſtens in Gebuͤrgreben; man hat wenige Feld-
reben.
Y 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0383"n="345"/><p>Das Kloſter hat nur den groſſen <hirendition="#fr">Zehenden,</hi> von<lb/>
dem, was in Menge gebaut wird, naͤmlich von Wein,<lb/>
Weizen, Korn und Haber. Fuͤr ſich ſelber baut das<lb/>
Kloſter Weizen und Korn; von Gerſte nur ſo viel, als<lb/>
man fuͤr das Gefluͤgel noͤthig hat. Die Leute in der<lb/>
Stadt bauen auch Hanf, Welſchkorn, Erdaͤpfel, Boh-<lb/>
nen, Erbſen; aber Krapp und Taback hat man hier<lb/>
nicht. Ein groſſer und betraͤchlicher Markgraͤflich <hirendition="#fr">Baa-<lb/>
diſcher Ort, Ichenheim</hi> in der Herrſchaft <hirendition="#fr">Mahlberg,</hi><lb/>
woſelbſt das Kloſter <hirendition="#fr">Gengenbach</hi> den Fruchtzehenden<lb/>
hat, iſt, nach dem eigenen Geſtaͤndnis der Religioſen,<lb/>
ihre Kornkammer, wiewohl ſie doch nicht Getreide ge-<lb/>
nug haben ſollen. Den meiſten <hirendition="#fr">Weizen</hi> bekoͤmmt das<lb/>
Kloſter dorther, auch Erbſen, Bohnen und Linſen kom-<lb/>
men von <hirendition="#fr">Ichenheim.</hi> Der Reichspraͤlat hat dorten<lb/>
einen <hirendition="#aq">Expoſitus,</hi> der es einziehen, die Koſten am Quan-<lb/>
tum abziehen, auch ſeine Unterhaltung am Zehenden ab-<lb/>
rechnen, und das Uebrige zum Kloſter liefern muß.<lb/>
Ehemals hatte das Kloſter eine eigene Scheuer dort, und<lb/>ſie <hirendition="#fr">praͤtendiren</hi> noch jetzt, wiewohl nicht ohne Wider-<lb/>ſpruch, <hirendition="#aq">Decimator univerſalis</hi> zu ſeyn. Auch der<lb/>
meiſte <hirendition="#fr">Haber,</hi> den man hier hat, iſt Zehendhaber von<lb/><hirendition="#fr">Ichenheim.</hi></p><lb/><p>Eben ſo geraͤth hier kein Kohl. Im Kloſter braucht<lb/>
man alle Jahre ſechszehn hohe hoͤlzerne Gefaͤſſe, die man<lb/><hirendition="#fr">Standen</hi> nennt, voll Sauerkraut, und dieſe bekommen<lb/>ſie auch von <hirendition="#fr">Ichenheim.</hi></p><lb/><p>Zur jaͤhrlichen Konſumtion gehoͤren auch zehn Stan-<lb/>
den eingemachte <hirendition="#fr">Ruͤben.</hi></p><lb/><p>Der <hirendition="#fr">Wein,</hi> der hier einen Hauptartickel ausmacht,<lb/>
waͤchſt meiſtens in Gebuͤrgreben; man hat wenige Feld-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">reben.</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[345/0383]
Das Kloſter hat nur den groſſen Zehenden, von
dem, was in Menge gebaut wird, naͤmlich von Wein,
Weizen, Korn und Haber. Fuͤr ſich ſelber baut das
Kloſter Weizen und Korn; von Gerſte nur ſo viel, als
man fuͤr das Gefluͤgel noͤthig hat. Die Leute in der
Stadt bauen auch Hanf, Welſchkorn, Erdaͤpfel, Boh-
nen, Erbſen; aber Krapp und Taback hat man hier
nicht. Ein groſſer und betraͤchlicher Markgraͤflich Baa-
diſcher Ort, Ichenheim in der Herrſchaft Mahlberg,
woſelbſt das Kloſter Gengenbach den Fruchtzehenden
hat, iſt, nach dem eigenen Geſtaͤndnis der Religioſen,
ihre Kornkammer, wiewohl ſie doch nicht Getreide ge-
nug haben ſollen. Den meiſten Weizen bekoͤmmt das
Kloſter dorther, auch Erbſen, Bohnen und Linſen kom-
men von Ichenheim. Der Reichspraͤlat hat dorten
einen Expoſitus, der es einziehen, die Koſten am Quan-
tum abziehen, auch ſeine Unterhaltung am Zehenden ab-
rechnen, und das Uebrige zum Kloſter liefern muß.
Ehemals hatte das Kloſter eine eigene Scheuer dort, und
ſie praͤtendiren noch jetzt, wiewohl nicht ohne Wider-
ſpruch, Decimator univerſalis zu ſeyn. Auch der
meiſte Haber, den man hier hat, iſt Zehendhaber von
Ichenheim.
Eben ſo geraͤth hier kein Kohl. Im Kloſter braucht
man alle Jahre ſechszehn hohe hoͤlzerne Gefaͤſſe, die man
Standen nennt, voll Sauerkraut, und dieſe bekommen
ſie auch von Ichenheim.
Zur jaͤhrlichen Konſumtion gehoͤren auch zehn Stan-
den eingemachte Ruͤben.
Der Wein, der hier einen Hauptartickel ausmacht,
waͤchſt meiſtens in Gebuͤrgreben; man hat wenige Feld-
reben.
Y 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/383>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.