nung der Geistlichen einige Wirthshäuser für die Wall- fahrenden, die aber blos von Holz sind, mit vielen Zim- mern, und mit hölzernen Dächern gedeckt. Daher sieht das Dörfchen, vom Berge herabgesehen, ganz schwarz aus. Wer hier wohnt, ist entweder ein Wirth, oder er lebt vom Holzhandel und von der Viehzucht. Alles Getreide kaufen die Leute auf dem Markte in Stauffen, das auch dem Fürsten von St. Blasien gehört. We- gen der Wallfahrt sind auch immer viele Krämer hier, die mit Lebkuchen, und andern solchen Waaren, die in Einsiedeln und Zurzach verfertiget werden, handeln. Auch einige wenige Handwerker sind hier, und leben von der Wallfahrt. Ein Superior verwaltet hier die Güter in der Nachbarschaft, die dem Fürsten gehören, und bekömmt seinen Unterhalt unmittelbar aus dem Stift. Im Jahr 1781. fiel hier noch in der Fastnacht eine greu- liche Menge Schnee, doch ging er wieder allmählich durch die Wirkung der Sonne weg, ohne daß ein gros- ses Wasser entstanden wäre. Es ist der sogenannte Todrenbach dabei, der gewöhnlich gros genug ist, eine Mühle zu treiben. Im Sommer vertrocknet er öfters ganz wegen der schrecklichen Hitze in diesen Thälern, und im Winter schwellt er oft schrecklich an. Man erzählt, daß die Namen Todtmoos und Todtenbach von den giftigen Morästen und moosigten Sümpfen entstanden wären, die ehemals hier so häufig waren, daß alle Vö- gel, die darüber flogen, todt herabfielen. Die Glie- der des Beuediktinerordens bauten zuerst auch diese Gegend in Deutschland an, und um das Volk dahin zu gewöhnen, gaben sie eine Erscheinung der heiligen Jungfrau Maria vor. Das ist kurz der Inhalt einer mit vielen Fabeln und wunderbaren Erdichtungen ge-
schmückten
nung der Geiſtlichen einige Wirthshaͤuſer fuͤr die Wall- fahrenden, die aber blos von Holz ſind, mit vielen Zim- mern, und mit hoͤlzernen Daͤchern gedeckt. Daher ſieht das Doͤrfchen, vom Berge herabgeſehen, ganz ſchwarz aus. Wer hier wohnt, iſt entweder ein Wirth, oder er lebt vom Holzhandel und von der Viehzucht. Alles Getreide kaufen die Leute auf dem Markte in Stauffen, das auch dem Fuͤrſten von St. Blaſien gehoͤrt. We- gen der Wallfahrt ſind auch immer viele Kraͤmer hier, die mit Lebkuchen, und andern ſolchen Waaren, die in Einſiedeln und Zurzach verfertiget werden, handeln. Auch einige wenige Handwerker ſind hier, und leben von der Wallfahrt. Ein Superior verwaltet hier die Guͤter in der Nachbarſchaft, die dem Fuͤrſten gehoͤren, und bekoͤmmt ſeinen Unterhalt unmittelbar aus dem Stift. Im Jahr 1781. fiel hier noch in der Faſtnacht eine greu- liche Menge Schnee, doch ging er wieder allmaͤhlich durch die Wirkung der Sonne weg, ohne daß ein groſ- ſes Waſſer entſtanden waͤre. Es iſt der ſogenannte Todrenbach dabei, der gewoͤhnlich gros genug iſt, eine Muͤhle zu treiben. Im Sommer vertrocknet er oͤfters ganz wegen der ſchrecklichen Hitze in dieſen Thaͤlern, und im Winter ſchwellt er oft ſchrecklich an. Man erzaͤhlt, daß die Namen Todtmoos und Todtenbach von den giftigen Moraͤſten und mooſigten Suͤmpfen entſtanden waͤren, die ehemals hier ſo haͤufig waren, daß alle Voͤ- gel, die daruͤber flogen, todt herabfielen. Die Glie- der des Beuediktinerordens bauten zuerſt auch dieſe Gegend in Deutſchland an, und um das Volk dahin zu gewoͤhnen, gaben ſie eine Erſcheinung der heiligen Jungfrau Maria vor. Das iſt kurz der Inhalt einer mit vielen Fabeln und wunderbaren Erdichtungen ge-
ſchmuͤckten
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nung der Geiſtlichen einige Wirthshaͤuſer fuͤr die Wall-
fahrenden, die aber blos von Holz ſind, mit vielen Zim-
mern, und mit hoͤlzernen Daͤchern gedeckt. Daher ſieht
das Doͤrfchen, vom Berge herabgeſehen, ganz ſchwarz
aus. Wer hier wohnt, iſt entweder ein Wirth, oder
er lebt vom Holzhandel und von der Viehzucht. Alles
Getreide kaufen die Leute auf dem Markte in Stauffen,
das auch dem Fuͤrſten von St. Blaſien gehoͤrt. We-
gen der Wallfahrt ſind auch immer viele Kraͤmer hier,
die mit Lebkuchen, und andern ſolchen Waaren, die in
Einſiedeln und Zurzach verfertiget werden, handeln.
Auch einige wenige Handwerker ſind hier, und leben von
der Wallfahrt. Ein Superior verwaltet hier die
Guͤter in der Nachbarſchaft, die dem Fuͤrſten gehoͤren,
und bekoͤmmt ſeinen Unterhalt unmittelbar aus dem Stift.
Im Jahr 1781. fiel hier noch in der Faſtnacht eine greu-
liche Menge Schnee, doch ging er wieder allmaͤhlich
durch die Wirkung der Sonne weg, ohne daß ein groſ-
ſes Waſſer entſtanden waͤre. Es iſt der ſogenannte
Todrenbach dabei, der gewoͤhnlich gros genug iſt, eine
Muͤhle zu treiben. Im Sommer vertrocknet er oͤfters
ganz wegen der ſchrecklichen Hitze in dieſen Thaͤlern, und
im Winter ſchwellt er oft ſchrecklich an. Man erzaͤhlt,
daß die Namen Todtmoos und Todtenbach von den
giftigen Moraͤſten und mooſigten Suͤmpfen entſtanden
waͤren, die ehemals hier ſo haͤufig waren, daß alle Voͤ-
gel, die daruͤber flogen, todt herabfielen. Die Glie-
der des Beuediktinerordens bauten zuerſt auch dieſe
Gegend in Deutſchland an, und um das Volk dahin
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/428>, abgerufen am 25.11.2024.
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