junger Husar, ein Leibkutscher und ein Vorreuter ang- stellt.
Sie werden leicht vermuthen, daß wir auch oft von dem unglücklichen Brande, der vor sechszehen Jahren fast das ganze Klostergebäude auffras, gesprochen haben. Am heilen Tage, Mittags um Eilf Uhr, schlug die Flam- me an mehrern Orten zu den Fenstern und zum Dache hinaus, und es war keine Rettung möglich. Nur ein Theil des Aussengebäudes blieb stehen, und steht auch noch. Man hat über die Entstehung dieses Brandes viel ge- sprochen, geschrieben und gelogen, das ich hier nicht wie- derholen und nicht beurtheilen mag. Einigen war es nicht unwahrscheinlich, daß es noch Folge von einem Blitz seyn möchte, der acht Wochen vorher das Kloster getrof- fen hatte. Da dieses geschehen war, packte man das Geld, die Urkunden und Pretiosa ein, und wollte es nicht wieder auspacken, bis man etwa nach dem gewöhnlichen Lauf der Natur keine Donnerwetter in jenem Jahr mehr zu besorgen haben würde. Dieser Vorsicht hatte man es zu danken, daß, als das Unglück entstand, manches, das sonst im Rauch aufgegangen wäre, leicht zu retten war. Indessen verbrannte immer manches Wichtige und Unersetzliche, auch ward beim Brande selber, wie es immer geschieht, nicht wenig gestohlen. Da endlich der Aschenhausen da lag, war es ein trauriger Anblick. Man sah einander mit Wehmuth und Niedergeschlagenheit an, und dachte im Anfange nur auf Ausenthalt und Unter- kommen, bis man sich wieder sammeln könnte. Die sämmtlichen Patres wurden hie und da verstellt. Der Fürst, der doch auf dem Platze bleiben muste, wohnte beim Kanzler, und nahm sich vor, weil ihn doch einmahl das grosse Unglück getroffen hatte, nun auch keine Aus-
gaben
junger Huſar, ein Leibkutſcher und ein Vorreuter ang- ſtellt.
Sie werden leicht vermuthen, daß wir auch oft von dem ungluͤcklichen Brande, der vor ſechszehen Jahren faſt das ganze Kloſtergebaͤude auffras, geſprochen haben. Am heilen Tage, Mittags um Eilf Uhr, ſchlug die Flam- me an mehrern Orten zu den Fenſtern und zum Dache hinaus, und es war keine Rettung moͤglich. Nur ein Theil des Auſſengebaͤudes blieb ſtehen, und ſteht auch noch. Man hat uͤber die Entſtehung dieſes Brandes viel ge- ſprochen, geſchrieben und gelogen, das ich hier nicht wie- derholen und nicht beurtheilen mag. Einigen war es nicht unwahrſcheinlich, daß es noch Folge von einem Blitz ſeyn moͤchte, der acht Wochen vorher das Kloſter getrof- fen hatte. Da dieſes geſchehen war, packte man das Geld, die Urkunden und Pretioſa ein, und wollte es nicht wieder auspacken, bis man etwa nach dem gewoͤhnlichen Lauf der Natur keine Donnerwetter in jenem Jahr mehr zu beſorgen haben wuͤrde. Dieſer Vorſicht hatte man es zu danken, daß, als das Ungluͤck entſtand, manches, das ſonſt im Rauch aufgegangen waͤre, leicht zu retten war. Indeſſen verbrannte immer manches Wichtige und Unerſetzliche, auch ward beim Brande ſelber, wie es immer geſchieht, nicht wenig geſtohlen. Da endlich der Aſchenhauſen da lag, war es ein trauriger Anblick. Man ſah einander mit Wehmuth und Niedergeſchlagenheit an, und dachte im Anfange nur auf Auſenthalt und Unter- kommen, bis man ſich wieder ſammeln koͤnnte. Die ſaͤmmtlichen Patres wurden hie und da verſtellt. Der Fuͤrſt, der doch auf dem Platze bleiben muſte, wohnte beim Kanzler, und nahm ſich vor, weil ihn doch einmahl das groſſe Ungluͤck getroffen hatte, nun auch keine Aus-
gaben
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junger Huſar, ein Leibkutſcher und ein Vorreuter ang-
ſtellt.
Sie werden leicht vermuthen, daß wir auch oft von
dem ungluͤcklichen Brande, der vor ſechszehen Jahren faſt
das ganze Kloſtergebaͤude auffras, geſprochen haben.
Am heilen Tage, Mittags um Eilf Uhr, ſchlug die Flam-
me an mehrern Orten zu den Fenſtern und zum Dache
hinaus, und es war keine Rettung moͤglich. Nur ein
Theil des Auſſengebaͤudes blieb ſtehen, und ſteht auch noch.
Man hat uͤber die Entſtehung dieſes Brandes viel ge-
ſprochen, geſchrieben und gelogen, das ich hier nicht wie-
derholen und nicht beurtheilen mag. Einigen war es
nicht unwahrſcheinlich, daß es noch Folge von einem Blitz
ſeyn moͤchte, der acht Wochen vorher das Kloſter getrof-
fen hatte. Da dieſes geſchehen war, packte man das
Geld, die Urkunden und Pretioſa ein, und wollte es nicht
wieder auspacken, bis man etwa nach dem gewoͤhnlichen
Lauf der Natur keine Donnerwetter in jenem Jahr mehr
zu beſorgen haben wuͤrde. Dieſer Vorſicht hatte man
es zu danken, daß, als das Ungluͤck entſtand, manches,
das ſonſt im Rauch aufgegangen waͤre, leicht zu retten
war. Indeſſen verbrannte immer manches Wichtige
und Unerſetzliche, auch ward beim Brande ſelber, wie es
immer geſchieht, nicht wenig geſtohlen. Da endlich der
Aſchenhauſen da lag, war es ein trauriger Anblick. Man
ſah einander mit Wehmuth und Niedergeſchlagenheit an,
und dachte im Anfange nur auf Auſenthalt und Unter-
kommen, bis man ſich wieder ſammeln koͤnnte. Die
ſaͤmmtlichen Patres wurden hie und da verſtellt. Der
Fuͤrſt, der doch auf dem Platze bleiben muſte, wohnte
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/440>, abgerufen am 22.11.2024.
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