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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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gaben zu scheuen, und ein mustermässiges Gebäude auf-
zuführen, um so mehr, da ihm nach seiner Rückkunft aus
Italien, wo sich sein Geist an den hohen Schönheiten
der Kunst geweidet hatte, die deutschen Gebäude im Kon-
trast mit den Pallästen in Welschland gar nicht mehr
gefallen konnten. Es hält schwer, wenn man in St.
Blasien
etwas Gewisses von Einkünften und Ausgaben
erfahren will; aber das ist doch wohl zuverlässig, daß der
Bau des Klosters und der Kirche, mit Inbegrif der Or-
gel, beinahe eine Million Gulden gekostet hat.

Sie würden das gern glauben, wenn Sie den Tem-
pel
gesehen hätten. Die Kirche verdient diesen Namen
mit allem Recht. Sie ist ganz nach dem Muster der
Notunda in Rom, und läßt die katholische Kirche in
Berlin weit hinter sich. Als ich jene sah, bewunderte
ich sie. Aber nun, da ich in St. Blasien beinahe ei-
nen ganzen Tag in dieser Kirche zugebracht habe, zweifle
ich, ob mir jene noch gefallen würde. Am Martins-
tage
im November 1781. wird die erste Messe darin gele-
sen worden seyn. Die völlige Einweihung aber mit
Pracht und Pomp ist bis auf das Jahr 1783. verschoben
worden, weil die erste und älteste Charta Regia, die
das Kloster als eine Abtei hat, im Jahr 983. vom Kai-
ser Otto II. gegeben worden ist. Die Kirche ist also
Zirkelrund; ihre Länge beträgt 112. Schuh, mit den Mau-
ern ist der Durchmesser 134. Schuh; das Chor ist auch
112. Schuh lang; in der Kirche stehen 20. Säulen von
Quadersteinen, wovon jede nach dem gemachten Ueber-
schlag wohl 100,000. Zentner trägt, oder doch tragen kan;
bis an die Malerei der Kuppel ist eine Höhe von 108.
Schuh; ausser diesem einzigen Gemälde ist alles ganz

weis,
C c 2

gaben zu ſcheuen, und ein muſtermaͤſſiges Gebaͤude auf-
zufuͤhren, um ſo mehr, da ihm nach ſeiner Ruͤckkunft aus
Italien, wo ſich ſein Geiſt an den hohen Schoͤnheiten
der Kunſt geweidet hatte, die deutſchen Gebaͤude im Kon-
traſt mit den Pallaͤſten in Welſchland gar nicht mehr
gefallen konnten. Es haͤlt ſchwer, wenn man in St.
Blaſien
etwas Gewiſſes von Einkuͤnften und Ausgaben
erfahren will; aber das iſt doch wohl zuverlaͤſſig, daß der
Bau des Kloſters und der Kirche, mit Inbegrif der Or-
gel, beinahe eine Million Gulden gekoſtet hat.

Sie wuͤrden das gern glauben, wenn Sie den Tem-
pel
geſehen haͤtten. Die Kirche verdient dieſen Namen
mit allem Recht. Sie iſt ganz nach dem Muſter der
Notunda in Rom, und laͤßt die katholiſche Kirche in
Berlin weit hinter ſich. Als ich jene ſah, bewunderte
ich ſie. Aber nun, da ich in St. Blaſien beinahe ei-
nen ganzen Tag in dieſer Kirche zugebracht habe, zweifle
ich, ob mir jene noch gefallen wuͤrde. Am Martins-
tage
im November 1781. wird die erſte Meſſe darin gele-
ſen worden ſeyn. Die voͤllige Einweihung aber mit
Pracht und Pomp iſt bis auf das Jahr 1783. verſchoben
worden, weil die erſte und aͤlteſte Charta Regia, die
das Kloſter als eine Abtei hat, im Jahr 983. vom Kai-
ſer Otto II. gegeben worden iſt. Die Kirche iſt alſo
Zirkelrund; ihre Laͤnge betraͤgt 112. Schuh, mit den Mau-
ern iſt der Durchmeſſer 134. Schuh; das Chor iſt auch
112. Schuh lang; in der Kirche ſtehen 20. Saͤulen von
Quaderſteinen, wovon jede nach dem gemachten Ueber-
ſchlag wohl 100,000. Zentner traͤgt, oder doch tragen kan;
bis an die Malerei der Kuppel iſt eine Hoͤhe von 108.
Schuh; auſſer dieſem einzigen Gemaͤlde iſt alles ganz

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[403/0441] gaben zu ſcheuen, und ein muſtermaͤſſiges Gebaͤude auf- zufuͤhren, um ſo mehr, da ihm nach ſeiner Ruͤckkunft aus Italien, wo ſich ſein Geiſt an den hohen Schoͤnheiten der Kunſt geweidet hatte, die deutſchen Gebaͤude im Kon- traſt mit den Pallaͤſten in Welſchland gar nicht mehr gefallen konnten. Es haͤlt ſchwer, wenn man in St. Blaſien etwas Gewiſſes von Einkuͤnften und Ausgaben erfahren will; aber das iſt doch wohl zuverlaͤſſig, daß der Bau des Kloſters und der Kirche, mit Inbegrif der Or- gel, beinahe eine Million Gulden gekoſtet hat. Sie wuͤrden das gern glauben, wenn Sie den Tem- pel geſehen haͤtten. Die Kirche verdient dieſen Namen mit allem Recht. Sie iſt ganz nach dem Muſter der Notunda in Rom, und laͤßt die katholiſche Kirche in Berlin weit hinter ſich. Als ich jene ſah, bewunderte ich ſie. Aber nun, da ich in St. Blaſien beinahe ei- nen ganzen Tag in dieſer Kirche zugebracht habe, zweifle ich, ob mir jene noch gefallen wuͤrde. Am Martins- tage im November 1781. wird die erſte Meſſe darin gele- ſen worden ſeyn. Die voͤllige Einweihung aber mit Pracht und Pomp iſt bis auf das Jahr 1783. verſchoben worden, weil die erſte und aͤlteſte Charta Regia, die das Kloſter als eine Abtei hat, im Jahr 983. vom Kai- ſer Otto II. gegeben worden iſt. Die Kirche iſt alſo Zirkelrund; ihre Laͤnge betraͤgt 112. Schuh, mit den Mau- ern iſt der Durchmeſſer 134. Schuh; das Chor iſt auch 112. Schuh lang; in der Kirche ſtehen 20. Saͤulen von Quaderſteinen, wovon jede nach dem gemachten Ueber- ſchlag wohl 100,000. Zentner traͤgt, oder doch tragen kan; bis an die Malerei der Kuppel iſt eine Hoͤhe von 108. Schuh; auſſer dieſem einzigen Gemaͤlde iſt alles ganz weis, C c 2

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/441>, abgerufen am 22.11.2024.