gißt sich beinahe oft selber darüber. Auch er hat in sei- nem Kabinet noch gar viele betrübte Erinnerungen an die Verwüstung, die das Feuer angerichtet hat. In- dessen sind doch schon wieder sehr viele schöne und seltene Stücke darin, und die Anordnung der vorhandenen Sa- chen zeugt von dem geläuterten Geschmack des Besitzers. Wir beide waren gleich in den ersten Stunden gute Freunde geworden, aber beim frohen Anblick der schönen und unerschöpflichen Natur wurden wir es noch mehr. Wir erzählten uns wechselsweise von tausend Sachen, welche die Natur in ihrem weiten Reiche hat, und brachten einige Stunden mit innigem Vergnügen zu. Darf ich Ihnen einige von den nicht gemeinen Stücken, die ich besonders bemerkt habe, hersetzen?
1) Ein ausgestopfter Zebra. Sollten Sie wohl den schönen afrikanischen Esel hier auf dem Schwarz- walde erwarten? Hr. Bernoulli in Basel hat das Fell gekauft, und mit andern Sachen hieher geschickt. Ich vermuthe, daß dies Exemplar ein Männchen ist; denn er hat ein starkes Kammhaar, dergleichen ich sonst noch nie an so vielen Zebras, die ich gesehen, bemerkt habe.
2) Ein Grönländers-Kleid aus Seehunds- fellen.
3) Viele Schlangen vom hiesigen Schwarzwal- de, in Weingeist recht gut aufgehoben. Eine ist fünf Schuh lang, und sie lebte noch eine halbe Stunde, nach- dem sie schon im Weingeist gelegen war. Man hat diese auf einem Berge gefunden, auf welchem kupferhaltige Quellen sind.
4) Eine sehr dicke Schlange, die über den Schup- pen noch die schönsten Reihen von Blättern hat.
5) Eine
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gißt ſich beinahe oft ſelber daruͤber. Auch er hat in ſei- nem Kabinet noch gar viele betruͤbte Erinnerungen an die Verwuͤſtung, die das Feuer angerichtet hat. In- deſſen ſind doch ſchon wieder ſehr viele ſchoͤne und ſeltene Stuͤcke darin, und die Anordnung der vorhandenen Sa- chen zeugt von dem gelaͤuterten Geſchmack des Beſitzers. Wir beide waren gleich in den erſten Stunden gute Freunde geworden, aber beim frohen Anblick der ſchoͤnen und unerſchoͤpflichen Natur wurden wir es noch mehr. Wir erzaͤhlten uns wechſelsweiſe von tauſend Sachen, welche die Natur in ihrem weiten Reiche hat, und brachten einige Stunden mit innigem Vergnuͤgen zu. Darf ich Ihnen einige von den nicht gemeinen Stuͤcken, die ich beſonders bemerkt habe, herſetzen?
1) Ein ausgeſtopfter Zebra. Sollten Sie wohl den ſchoͤnen afrikaniſchen Eſel hier auf dem Schwarz- walde erwarten? Hr. Bernoulli in Baſel hat das Fell gekauft, und mit andern Sachen hieher geſchickt. Ich vermuthe, daß dies Exemplar ein Maͤnnchen iſt; denn er hat ein ſtarkes Kammhaar, dergleichen ich ſonſt noch nie an ſo vielen Zebras, die ich geſehen, bemerkt habe.
2) Ein Groͤnlaͤnders-Kleid aus Seehunds- fellen.
3) Viele Schlangen vom hieſigen Schwarzwal- de, in Weingeiſt recht gut aufgehoben. Eine iſt fuͤnf Schuh lang, und ſie lebte noch eine halbe Stunde, nach- dem ſie ſchon im Weingeiſt gelegen war. Man hat dieſe auf einem Berge gefunden, auf welchem kupferhaltige Quellen ſind.
4) Eine ſehr dicke Schlange, die uͤber den Schup- pen noch die ſchoͤnſten Reihen von Blaͤttern hat.
5) Eine
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gißt ſich beinahe oft ſelber daruͤber. Auch er hat in ſei-
nem Kabinet noch gar viele betruͤbte Erinnerungen an
die Verwuͤſtung, die das Feuer angerichtet hat. In-
deſſen ſind doch ſchon wieder ſehr viele ſchoͤne und ſeltene
Stuͤcke darin, und die Anordnung der vorhandenen Sa-
chen zeugt von dem gelaͤuterten Geſchmack des Beſitzers.
Wir beide waren gleich in den erſten Stunden gute
Freunde geworden, aber beim frohen Anblick der ſchoͤnen
und unerſchoͤpflichen Natur wurden wir es noch mehr.
Wir erzaͤhlten uns wechſelsweiſe von tauſend Sachen,
welche die Natur in ihrem weiten Reiche hat, und brachten
einige Stunden mit innigem Vergnuͤgen zu. Darf ich
Ihnen einige von den nicht gemeinen Stuͤcken, die ich
beſonders bemerkt habe, herſetzen?
1) Ein ausgeſtopfter Zebra. Sollten Sie wohl
den ſchoͤnen afrikaniſchen Eſel hier auf dem Schwarz-
walde erwarten? Hr. Bernoulli in Baſel hat das Fell
gekauft, und mit andern Sachen hieher geſchickt. Ich
vermuthe, daß dies Exemplar ein Maͤnnchen iſt; denn
er hat ein ſtarkes Kammhaar, dergleichen ich ſonſt noch
nie an ſo vielen Zebras, die ich geſehen, bemerkt habe.
2) Ein Groͤnlaͤnders-Kleid aus Seehunds-
fellen.
3) Viele Schlangen vom hieſigen Schwarzwal-
de, in Weingeiſt recht gut aufgehoben. Eine iſt fuͤnf
Schuh lang, und ſie lebte noch eine halbe Stunde, nach-
dem ſie ſchon im Weingeiſt gelegen war. Man hat dieſe
auf einem Berge gefunden, auf welchem kupferhaltige
Quellen ſind.
4) Eine ſehr dicke Schlange, die uͤber den Schup-
pen noch die ſchoͤnſten Reihen von Blaͤttern hat.
5) Eine
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/447>, abgerufen am 22.11.2024.
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