Um aber den ganzen Salzstock, besonders auch seine Tiefe, zu benutzen; so werden allemahl nach 27, 30, 32. Seigermaas wieder neue Salzberge mit Haupt- Schachtrichten, und Kehren durchgearbeitet, darin die Werke, wie in den ersten angelegt, und so bemäch- tigt man sich des ganzen Salzstocks.
Ich ging mit einem alten Bergoffizier in das Werk. Bald nach dem Mundloche hörte das Unterzimmern des Bergs mit Holz auf, und es folgte fester, harter Stein. Wir gingen an Seitenschachten, Senkwerken, Kommunikationen mit den obern Werken vorbei; die letz- tern waren 200. Stufen hoch. Wir begegneten Leuten mit der Trutsche oder Schubkarren, die noch mit Salz durchdrungenes Gestein in die Sohle führten. Sie ha- ben, das Licht unter dem Schubkarren und schieben von hinten fort. Wir trafen auch Leute an, die das Zim- merwerk oben und an den Seiten erweitern. Das muß beständig geschehen. In manchem Werke alle 2, in andern alle 5--6. Jahre, sonst würde der immer nach- wachsende Berg alles zersprengen, und den Weg ver- schütten. Auch sah ich, wie die Sohle von einem Werke in das andre, vom höchsten bis zum niedrigsten gelassen werden kan. Ferner den Kommunikationsbehälter für die Sohle, der 22. Bergstäbe tief ist, aber freilich vielen Bodensatz hat. Dieser ist deswegen nöthig, damit man indessen gleich wieder süsses Wasser in die obern Werke lassen kan. Ich besah auch ein Werk, an dem gegraben ward, eins, das halb voll Wasser war, und eins, das eben verluttirt wurde, d. h. zugemacht, daß die Sohle nicht weglaufen kan, als durch eine in einer Thüre angebrachte Röhre. Man nimmt Letten, läßt
ihn
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Um aber den ganzen Salzſtock, beſonders auch ſeine Tiefe, zu benutzen; ſo werden allemahl nach 27, 30, 32. Seigermaas wieder neue Salzberge mit Haupt- Schachtrichten, und Kehren durchgearbeitet, darin die Werke, wie in den erſten angelegt, und ſo bemaͤch- tigt man ſich des ganzen Salzſtocks.
Ich ging mit einem alten Bergoffizier in das Werk. Bald nach dem Mundloche hoͤrte das Unterzimmern des Bergs mit Holz auf, und es folgte feſter, harter Stein. Wir gingen an Seitenſchachten, Senkwerken, Kommunikationen mit den obern Werken vorbei; die letz- tern waren 200. Stufen hoch. Wir begegneten Leuten mit der Trutſche oder Schubkarren, die noch mit Salz durchdrungenes Geſtein in die Sohle fuͤhrten. Sie ha- ben, das Licht unter dem Schubkarren und ſchieben von hinten fort. Wir trafen auch Leute an, die das Zim- merwerk oben und an den Seiten erweitern. Das muß beſtaͤndig geſchehen. In manchem Werke alle 2, in andern alle 5—6. Jahre, ſonſt wuͤrde der immer nach- wachſende Berg alles zerſprengen, und den Weg ver- ſchuͤtten. Auch ſah ich, wie die Sohle von einem Werke in das andre, vom hoͤchſten bis zum niedrigſten gelaſſen werden kan. Ferner den Kommunikationsbehaͤlter fuͤr die Sohle, der 22. Bergſtaͤbe tief iſt, aber freilich vielen Bodenſatz hat. Dieſer iſt deswegen noͤthig, damit man indeſſen gleich wieder ſuͤſſes Waſſer in die obern Werke laſſen kan. Ich beſah auch ein Werk, an dem gegraben ward, eins, das halb voll Waſſer war, und eins, das eben verluttirt wurde, d. h. zugemacht, daß die Sohle nicht weglaufen kan, als durch eine in einer Thuͤre angebrachte Roͤhre. Man nimmt Letten, laͤßt
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Um aber den ganzen Salzſtock, beſonders auch
ſeine Tiefe, zu benutzen; ſo werden allemahl nach 27,
30, 32. Seigermaas wieder neue Salzberge mit Haupt-
Schachtrichten, und Kehren durchgearbeitet, darin
die Werke, wie in den erſten angelegt, und ſo bemaͤch-
tigt man ſich des ganzen Salzſtocks.
Ich ging mit einem alten Bergoffizier in das Werk.
Bald nach dem Mundloche hoͤrte das Unterzimmern
des Bergs mit Holz auf, und es folgte feſter, harter
Stein. Wir gingen an Seitenſchachten, Senkwerken,
Kommunikationen mit den obern Werken vorbei; die letz-
tern waren 200. Stufen hoch. Wir begegneten Leuten
mit der Trutſche oder Schubkarren, die noch mit Salz
durchdrungenes Geſtein in die Sohle fuͤhrten. Sie ha-
ben, das Licht unter dem Schubkarren und ſchieben von
hinten fort. Wir trafen auch Leute an, die das Zim-
merwerk oben und an den Seiten erweitern. Das muß
beſtaͤndig geſchehen. In manchem Werke alle 2, in
andern alle 5—6. Jahre, ſonſt wuͤrde der immer nach-
wachſende Berg alles zerſprengen, und den Weg ver-
ſchuͤtten. Auch ſah ich, wie die Sohle von einem Werke
in das andre, vom hoͤchſten bis zum niedrigſten gelaſſen
werden kan. Ferner den Kommunikationsbehaͤlter
fuͤr die Sohle, der 22. Bergſtaͤbe tief iſt, aber freilich
vielen Bodenſatz hat. Dieſer iſt deswegen noͤthig, damit
man indeſſen gleich wieder ſuͤſſes Waſſer in die obern
Werke laſſen kan. Ich beſah auch ein Werk, an dem
gegraben ward, eins, das halb voll Waſſer war, und
eins, das eben verluttirt wurde, d. h. zugemacht, daß
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/493>, abgerufen am 22.11.2024.
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