Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

aber nicht eher, als bis die Sohle vom Salzamt gut
und wagrecht gesprochen ist. Man hat eine messingene
Senkwage in Gestalt einer Kugel, auf der Oberfläche
sind 32. Grad angemerkt; beim Eintauchen muß Grad
16. angezeigt werden, wenn die Sohle Sudwürdig ist.
Um aber auch der aussersten Ersparung des Holzes beim
Sieden versichert zu seyn, macht man noch neben dieser
Probe die sogenannte Feuerprobe. Man läßt nämlich
von der Sohle nach dem verjüngten Maasstabe 100.
Pfund nehmen, es in einer kupfernen Pfanne langsam
abdünsten, und das zurückgebliebene Salz trocknen.
Hält es nun die Probe aus; so ist es Sudwürdig, d. h.
es löst sich darin kein Salz mehr auf.

Erst wird der Salzstock in der Höhe, da wo sich
eine Halde am besten anbringen läßt, angestochen, dann
wird ein Schacht (hier sagt man: eine Schachtricht)
in gerade aufsteigender Linie so weit hineingetrieben, bis
man den Salzstock erreicht: alsdann kehrt man sich
rechts und links, und auf diesem Kehren werden nun die
Werksätze abgeteuft, und damit so lange fortgefahren,
bis der Salzstock der Länge und Breite nach völlig durch-
löchert ist. (S. v. Born in den Prager Abhandl.
3. B. S.
172.) Diese Werksätze, oder wie sie Born
nennt, Wöhre, sind unterirdische in den Salzstock aus-
gehauene sehr grosse Weitungen. In diese läßt man das
Wasser, dieses löst das in dem Gebürge enthaltene Salz
auf, und sättigt sich damit. Falsch ists, daß es regel-
mässige
Stuben, Kammern, Parallelepipeda etc. wä-
ren. Auf den Charten beim Salzamt sieht man, daß
es irreguläre Löcher sind.

Um

aber nicht eher, als bis die Sohle vom Salzamt gut
und wagrecht geſprochen iſt. Man hat eine meſſingene
Senkwage in Geſtalt einer Kugel, auf der Oberflaͤche
ſind 32. Grad angemerkt; beim Eintauchen muß Grad
16. angezeigt werden, wenn die Sohle Sudwuͤrdig iſt.
Um aber auch der auſſerſten Erſparung des Holzes beim
Sieden verſichert zu ſeyn, macht man noch neben dieſer
Probe die ſogenannte Feuerprobe. Man laͤßt naͤmlich
von der Sohle nach dem verjuͤngten Maasſtabe 100.
Pfund nehmen, es in einer kupfernen Pfanne langſam
abduͤnſten, und das zuruͤckgebliebene Salz trocknen.
Haͤlt es nun die Probe aus; ſo iſt es Sudwuͤrdig, d. h.
es loͤſt ſich darin kein Salz mehr auf.

Erſt wird der Salzſtock in der Hoͤhe, da wo ſich
eine Halde am beſten anbringen laͤßt, angeſtochen, dann
wird ein Schacht (hier ſagt man: eine Schachtricht)
in gerade aufſteigender Linie ſo weit hineingetrieben, bis
man den Salzſtock erreicht: alsdann kehrt man ſich
rechts und links, und auf dieſem Kehren werden nun die
Werkſaͤtze abgeteuft, und damit ſo lange fortgefahren,
bis der Salzſtock der Laͤnge und Breite nach voͤllig durch-
loͤchert iſt. (S. v. Born in den Prager Abhandl.
3. B. S.
172.) Dieſe Werkſaͤtze, oder wie ſie Born
nennt, Woͤhre, ſind unterirdiſche in den Salzſtock aus-
gehauene ſehr groſſe Weitungen. In dieſe laͤßt man das
Waſſer, dieſes loͤſt das in dem Gebuͤrge enthaltene Salz
auf, und ſaͤttigt ſich damit. Falſch iſts, daß es regel-
maͤſſige
Stuben, Kammern, Parallelepipeda ꝛc. waͤ-
ren. Auf den Charten beim Salzamt ſieht man, daß
es irregulaͤre Loͤcher ſind.

Um
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0492" n="454"/>
aber nicht eher, als bis die Sohle vom Salzamt gut<lb/>
und <hi rendition="#fr">wagrecht</hi> ge&#x017F;prochen i&#x017F;t. Man hat eine me&#x017F;&#x017F;ingene<lb/><hi rendition="#fr">Senkwage</hi> in Ge&#x017F;talt einer Kugel, auf der Oberfla&#x0364;che<lb/>
&#x017F;ind 32. Grad angemerkt; beim Eintauchen muß Grad<lb/>
16. angezeigt werden, wenn die Sohle Sudwu&#x0364;rdig i&#x017F;t.<lb/>
Um aber auch der au&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Er&#x017F;parung des Holzes beim<lb/>
Sieden ver&#x017F;ichert zu &#x017F;eyn, macht man noch neben die&#x017F;er<lb/>
Probe die &#x017F;ogenannte <hi rendition="#fr">Feuerprobe.</hi> Man la&#x0364;ßt na&#x0364;mlich<lb/>
von der Sohle nach dem verju&#x0364;ngten Maas&#x017F;tabe 100.<lb/>
Pfund nehmen, es in einer kupfernen Pfanne lang&#x017F;am<lb/>
abdu&#x0364;n&#x017F;ten, und das zuru&#x0364;ckgebliebene Salz trocknen.<lb/>
Ha&#x0364;lt es nun die Probe aus; &#x017F;o i&#x017F;t es Sudwu&#x0364;rdig, d. h.<lb/>
es lo&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich darin kein Salz mehr auf.</p><lb/>
              <p>Er&#x017F;t wird der Salz&#x017F;tock <hi rendition="#fr">in der Ho&#x0364;he,</hi> da wo &#x017F;ich<lb/>
eine Halde am be&#x017F;ten anbringen la&#x0364;ßt, ange&#x017F;tochen, dann<lb/>
wird ein Schacht (hier &#x017F;agt man: eine <hi rendition="#fr">Schachtricht</hi>)<lb/>
in gerade auf&#x017F;teigender Linie &#x017F;o weit hineingetrieben, bis<lb/>
man den Salz&#x017F;tock erreicht: alsdann <hi rendition="#fr">kehrt</hi> man &#x017F;ich<lb/>
rechts und links, und auf die&#x017F;em <hi rendition="#fr">Kehren</hi> werden nun die<lb/><hi rendition="#fr">Werk&#x017F;a&#x0364;tze</hi> abgeteuft, und damit &#x017F;o lange fortgefahren,<lb/>
bis der Salz&#x017F;tock der La&#x0364;nge und Breite nach vo&#x0364;llig durch-<lb/>
lo&#x0364;chert i&#x017F;t. (<hi rendition="#fr">S. v. Born</hi> in den <hi rendition="#fr">Prager Abhandl.<lb/>
3. B. S.</hi> 172.) Die&#x017F;e <hi rendition="#fr">Werk&#x017F;a&#x0364;tze,</hi> oder wie &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Born</hi><lb/>
nennt, <hi rendition="#fr">Wo&#x0364;hre,</hi> &#x017F;ind unterirdi&#x017F;che in den Salz&#x017F;tock aus-<lb/>
gehauene &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Weitungen. In die&#x017F;e la&#x0364;ßt man das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, die&#x017F;es lo&#x0364;&#x017F;t das in dem Gebu&#x0364;rge enthaltene Salz<lb/>
auf, und &#x017F;a&#x0364;ttigt &#x017F;ich damit. Fal&#x017F;ch i&#x017F;ts, daß es <hi rendition="#fr">regel-<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige</hi> Stuben, Kammern, <hi rendition="#aq">Parallelepipeda</hi> &#xA75B;c. wa&#x0364;-<lb/>
ren. Auf den Charten beim Salzamt &#x017F;ieht man, daß<lb/>
es irregula&#x0364;re Lo&#x0364;cher &#x017F;ind.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Um</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[454/0492] aber nicht eher, als bis die Sohle vom Salzamt gut und wagrecht geſprochen iſt. Man hat eine meſſingene Senkwage in Geſtalt einer Kugel, auf der Oberflaͤche ſind 32. Grad angemerkt; beim Eintauchen muß Grad 16. angezeigt werden, wenn die Sohle Sudwuͤrdig iſt. Um aber auch der auſſerſten Erſparung des Holzes beim Sieden verſichert zu ſeyn, macht man noch neben dieſer Probe die ſogenannte Feuerprobe. Man laͤßt naͤmlich von der Sohle nach dem verjuͤngten Maasſtabe 100. Pfund nehmen, es in einer kupfernen Pfanne langſam abduͤnſten, und das zuruͤckgebliebene Salz trocknen. Haͤlt es nun die Probe aus; ſo iſt es Sudwuͤrdig, d. h. es loͤſt ſich darin kein Salz mehr auf. Erſt wird der Salzſtock in der Hoͤhe, da wo ſich eine Halde am beſten anbringen laͤßt, angeſtochen, dann wird ein Schacht (hier ſagt man: eine Schachtricht) in gerade aufſteigender Linie ſo weit hineingetrieben, bis man den Salzſtock erreicht: alsdann kehrt man ſich rechts und links, und auf dieſem Kehren werden nun die Werkſaͤtze abgeteuft, und damit ſo lange fortgefahren, bis der Salzſtock der Laͤnge und Breite nach voͤllig durch- loͤchert iſt. (S. v. Born in den Prager Abhandl. 3. B. S. 172.) Dieſe Werkſaͤtze, oder wie ſie Born nennt, Woͤhre, ſind unterirdiſche in den Salzſtock aus- gehauene ſehr groſſe Weitungen. In dieſe laͤßt man das Waſſer, dieſes loͤſt das in dem Gebuͤrge enthaltene Salz auf, und ſaͤttigt ſich damit. Falſch iſts, daß es regel- maͤſſige Stuben, Kammern, Parallelepipeda ꝛc. waͤ- ren. Auf den Charten beim Salzamt ſieht man, daß es irregulaͤre Loͤcher ſind. Um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/492
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/492>, abgerufen am 22.11.2024.