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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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von Würzburg und Bamberg geistlicher Rath gewe-
sen, und schon die verstorb. Kaiserin Mar. Ther. habe
ihn hierher gebracht; so wußte der Pabst von keinem Bi-
schoff von Bamberg und Würzburg in seiner Kirche.
Er wiederholte den Namen etlichemal, und endlich sagte
er nach langem Besinnen: "das müßte ein Bischoff in
partibus infidelium
seyn"!! --

Die Schwäche des Pabsts zeigte sich auch gar deut-
lich dadurch, daß er immer eine Menge Kreuze und Ro-
senkränze weihte, die man ihm brachte. Ich sah selber
einen ganzen Sack voll Kreuze hineintragen. Mehr als
150,000. soll er hier geweiht haben. Sie kamen von
ganzen Landschaften zusammen, und waren alle für jeden
Besitzer gezeichnet. Man warf oft 6000, 20,000. zu-
sammen in eine Kiste, und stellte sie vor ihn hin. Er er-
klärte, daß wer so ein Kreuz hat, Ablaß habe in der
Stunde des Todes, so lange das Kreuz nicht auf den
Boden fällt. Sobald aber das geschieht, so ist Segen,
Kraft und Ablaß fort. Man bezahlte die Bedienten,
die es hinein trugen. Als der Pabst in der Porzellan-
fabrik
war, segnete er die Tassen und alles Geschirr ein,
daher ein witziger Kopf ein Sinngedicht an die Mädchen
in Wien machte; nun sei es erst recht gut, Kaffee zu
trinken. Unter den Geschenken des Pabsts waren
auch Reliquien, kostbar eingefaßte Stücke vom Schleier
der heil. Jungfrau, vom Kleide Pabsts Pius I. --
Das letztere bekam schon erwähnter Hr. von Hayfeld,
bei dem ichs selbst gesehen habe.

In der hiesigen Michaeliskirche wurde um diese
Zeit ein neuer Hochaltar gebaut. Die Geistlichkeit ver-
anstaltete, daß er geschwind geweiht wurde. Denn, wenn

ihn

von Wuͤrzburg und Bamberg geiſtlicher Rath gewe-
ſen, und ſchon die verſtorb. Kaiſerin Mar. Ther. habe
ihn hierher gebracht; ſo wußte der Pabſt von keinem Bi-
ſchoff von Bamberg und Wuͤrzburg in ſeiner Kirche.
Er wiederholte den Namen etlichemal, und endlich ſagte
er nach langem Beſinnen: „das muͤßte ein Biſchoff in
partibus infidelium
ſeyn“!! —

Die Schwaͤche des Pabſts zeigte ſich auch gar deut-
lich dadurch, daß er immer eine Menge Kreuze und Ro-
ſenkraͤnze weihte, die man ihm brachte. Ich ſah ſelber
einen ganzen Sack voll Kreuze hineintragen. Mehr als
150,000. ſoll er hier geweiht haben. Sie kamen von
ganzen Landſchaften zuſammen, und waren alle fuͤr jeden
Beſitzer gezeichnet. Man warf oft 6000, 20,000. zu-
ſammen in eine Kiſte, und ſtellte ſie vor ihn hin. Er er-
klaͤrte, daß wer ſo ein Kreuz hat, Ablaß habe in der
Stunde des Todes, ſo lange das Kreuz nicht auf den
Boden faͤllt. Sobald aber das geſchieht, ſo iſt Segen,
Kraft und Ablaß fort. Man bezahlte die Bedienten,
die es hinein trugen. Als der Pabſt in der Porzellan-
fabrik
war, ſegnete er die Taſſen und alles Geſchirr ein,
daher ein witziger Kopf ein Sinngedicht an die Maͤdchen
in Wien machte; nun ſei es erſt recht gut, Kaffee zu
trinken. Unter den Geſchenken des Pabſts waren
auch Reliquien, koſtbar eingefaßte Stuͤcke vom Schleier
der heil. Jungfrau, vom Kleide Pabſts Pius I.
Das letztere bekam ſchon erwaͤhnter Hr. von Hayfeld,
bei dem ichs ſelbſt geſehen habe.

In der hieſigen Michaeliskirche wurde um dieſe
Zeit ein neuer Hochaltar gebaut. Die Geiſtlichkeit ver-
anſtaltete, daß er geſchwind geweiht wurde. Denn, wenn

ihn
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[488/0526] von Wuͤrzburg und Bamberg geiſtlicher Rath gewe- ſen, und ſchon die verſtorb. Kaiſerin Mar. Ther. habe ihn hierher gebracht; ſo wußte der Pabſt von keinem Bi- ſchoff von Bamberg und Wuͤrzburg in ſeiner Kirche. Er wiederholte den Namen etlichemal, und endlich ſagte er nach langem Beſinnen: „das muͤßte ein Biſchoff in partibus infidelium ſeyn“!! — Die Schwaͤche des Pabſts zeigte ſich auch gar deut- lich dadurch, daß er immer eine Menge Kreuze und Ro- ſenkraͤnze weihte, die man ihm brachte. Ich ſah ſelber einen ganzen Sack voll Kreuze hineintragen. Mehr als 150,000. ſoll er hier geweiht haben. Sie kamen von ganzen Landſchaften zuſammen, und waren alle fuͤr jeden Beſitzer gezeichnet. Man warf oft 6000, 20,000. zu- ſammen in eine Kiſte, und ſtellte ſie vor ihn hin. Er er- klaͤrte, daß wer ſo ein Kreuz hat, Ablaß habe in der Stunde des Todes, ſo lange das Kreuz nicht auf den Boden faͤllt. Sobald aber das geſchieht, ſo iſt Segen, Kraft und Ablaß fort. Man bezahlte die Bedienten, die es hinein trugen. Als der Pabſt in der Porzellan- fabrik war, ſegnete er die Taſſen und alles Geſchirr ein, daher ein witziger Kopf ein Sinngedicht an die Maͤdchen in Wien machte; nun ſei es erſt recht gut, Kaffee zu trinken. Unter den Geſchenken des Pabſts waren auch Reliquien, koſtbar eingefaßte Stuͤcke vom Schleier der heil. Jungfrau, vom Kleide Pabſts Pius I. — Das letztere bekam ſchon erwaͤhnter Hr. von Hayfeld, bei dem ichs ſelbſt geſehen habe. In der hieſigen Michaeliskirche wurde um dieſe Zeit ein neuer Hochaltar gebaut. Die Geiſtlichkeit ver- anſtaltete, daß er geſchwind geweiht wurde. Denn, wenn ihn

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/526>, abgerufen am 24.11.2024.