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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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ihn der Pabst geweiht hätte, so wäre das Volk aus al-
len Kirchen dahin zum Beten gelaufen, als wenn es da
kräftiger wäre, zu beten.

Am Pasquino in Rom fand man 2 Gemälde an-
geheftet. Ein Mann mit einer erschrecklich langen Nase,
und der andre fragt diesen: "Freund, was ist das für
"eine Nase"? "O," antwortet jener, "sie ist noch lange
"nicht so gros, als die, welche sich unser heil. Vater in
"Wien holen wird". Der Pabst soll vor seiner Ab-
reise den Kaiser gebeten haben, das Fürstendiplom für
seinen Neffen Onesti ihm lieber nachzuschicken, als mit
zu geben, weil sonst der Pasquino in Rom sagen wür-
de, er habe die Rechte der Kirche dagegen verkauft *).

Die Geistlichen sagen und schreiben: Es bete ja
niemand mehr in der bösen Welt, wenn Mönche und
Nonnen nicht beten. Der Kaiser sollte sich an den Exem-

peln
*) Im Journal Encyclopedique, Ian. 1783. wird erzählt,
als der Pabst nach seiner Rückkunft von Wien nach
Rom in eine Kapelle gegangen, sein Gebet zu verrich-
ten, habe er auf dem Betaltar ein Papier gefunden,
worin ihm wegen seiner Reise die bittersten Vorwürfe
gemacht worden; unter andern habe darin gestanden:
Quod Gregorius VII. Pontifex maximus, exstruxit,
Id Pius VI. pontifex minimus, destruit.

Der Pabst habe es durchgelesen, habe drauf feinen
Bleistift genommen, und drunter geschrieben: Regnum
Christi non est de hoc mundo, non eripit mortalia qui
regna dat coelestia, Caesari quae sunt Caesaris, Deo quae
sunt Dei,
und habe es auf der Stelle, wo ers gefun-
den, liegen lassen. Herausgeber.
H h 5

ihn der Pabſt geweiht haͤtte, ſo waͤre das Volk aus al-
len Kirchen dahin zum Beten gelaufen, als wenn es da
kraͤftiger waͤre, zu beten.

Am Paſquino in Rom fand man 2 Gemaͤlde an-
geheftet. Ein Mann mit einer erſchrecklich langen Naſe,
und der andre fragt dieſen: „Freund, was iſt das fuͤr
„eine Naſe“? „O,“ antwortet jener, „ſie iſt noch lange
„nicht ſo gros, als die, welche ſich unſer heil. Vater in
Wien holen wird“. Der Pabſt ſoll vor ſeiner Ab-
reiſe den Kaiſer gebeten haben, das Fuͤrſtendiplom fuͤr
ſeinen Neffen Oneſti ihm lieber nachzuſchicken, als mit
zu geben, weil ſonſt der Paſquino in Rom ſagen wuͤr-
de, er habe die Rechte der Kirche dagegen verkauft *).

Die Geiſtlichen ſagen und ſchreiben: Es bete ja
niemand mehr in der boͤſen Welt, wenn Moͤnche und
Nonnen nicht beten. Der Kaiſer ſollte ſich an den Exem-

peln
*) Im Journal Encyclopedique, Ian. 1783. wird erzaͤhlt,
als der Pabſt nach ſeiner Ruͤckkunft von Wien nach
Rom in eine Kapelle gegangen, ſein Gebet zu verrich-
ten, habe er auf dem Betaltar ein Papier gefunden,
worin ihm wegen ſeiner Reiſe die bitterſten Vorwuͤrfe
gemacht worden; unter andern habe darin geſtanden:
Quod Gregorius VII. Pontifex maximus, exſtruxit,
Id Pius VI. pontifex minimus, deſtruit.

Der Pabſt habe es durchgeleſen, habe drauf feinen
Bleiſtift genommen, und drunter geſchrieben: Regnum
Chriſti non eſt de hoc mundo, non eripit mortalia qui
regna dat coeleſtia, Caeſari quae ſunt Caeſaris, Deo quae
ſunt Dei,
und habe es auf der Stelle, wo ers gefun-
den, liegen laſſen. Herausgeber.
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[489/0527] ihn der Pabſt geweiht haͤtte, ſo waͤre das Volk aus al- len Kirchen dahin zum Beten gelaufen, als wenn es da kraͤftiger waͤre, zu beten. Am Paſquino in Rom fand man 2 Gemaͤlde an- geheftet. Ein Mann mit einer erſchrecklich langen Naſe, und der andre fragt dieſen: „Freund, was iſt das fuͤr „eine Naſe“? „O,“ antwortet jener, „ſie iſt noch lange „nicht ſo gros, als die, welche ſich unſer heil. Vater in „Wien holen wird“. Der Pabſt ſoll vor ſeiner Ab- reiſe den Kaiſer gebeten haben, das Fuͤrſtendiplom fuͤr ſeinen Neffen Oneſti ihm lieber nachzuſchicken, als mit zu geben, weil ſonſt der Paſquino in Rom ſagen wuͤr- de, er habe die Rechte der Kirche dagegen verkauft *). Die Geiſtlichen ſagen und ſchreiben: Es bete ja niemand mehr in der boͤſen Welt, wenn Moͤnche und Nonnen nicht beten. Der Kaiſer ſollte ſich an den Exem- peln *) Im Journal Encyclopedique, Ian. 1783. wird erzaͤhlt, als der Pabſt nach ſeiner Ruͤckkunft von Wien nach Rom in eine Kapelle gegangen, ſein Gebet zu verrich- ten, habe er auf dem Betaltar ein Papier gefunden, worin ihm wegen ſeiner Reiſe die bitterſten Vorwuͤrfe gemacht worden; unter andern habe darin geſtanden: Quod Gregorius VII. Pontifex maximus, exſtruxit, Id Pius VI. pontifex minimus, deſtruit. Der Pabſt habe es durchgeleſen, habe drauf feinen Bleiſtift genommen, und drunter geſchrieben: Regnum Chriſti non eſt de hoc mundo, non eripit mortalia qui regna dat coeleſtia, Caeſari quae ſunt Caeſaris, Deo quae ſunt Dei, und habe es auf der Stelle, wo ers gefun- den, liegen laſſen. Herausgeber. H h 5

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/527>, abgerufen am 24.11.2024.